Computer und internetfähige Geräte sind zum Einfallstor für Kriminelle geworden. Foto: /imago/Chris Emil Janßen

Attacken auf Computernetze können für einen Staat zu einer großen Bedrohung werden. Die EU will deshalb ihre Cyberabwehr verstärken.

Ein unbedachter Klick auf den Link in einer E-Mail kann fatale Folgen haben. Computer und internetfähige Geräte sind inzwischen zum Einfallstor für Kriminelle geworden. Nach Angaben der EU wird weltweit alle elf Sekunden eine Organisation zum Opfer eines sogenannten Cyberangriffes. Die dadurch entstandenen Schäden sind unvorstellbar, heißt es weiter, sie belaufen sich auf rund 5,5 Billionen Euro.

Erst in diesen Tagen ist das deutsche Unternehmen Aurubis Opfer eines massiven Hackerangriffes geworden. Europas größte Kupferhütte teilte mit, es habe einen Cyberangriff auf die IT-Systeme des Unternehmens gegeben. „Daraufhin mussten gezielt zahlreiche Systeme an Aurubis-Standorten präventiv heruntergefahren und vom Internet getrennt werden“, hieß es. Die Firma schrammte knapp an der Katastrophe vorbei, denn die Produktion konnte weitgehend aufrechterhalten werden.

EU-Kommission plant neue Cybersicherheitsregeln

Die EU-Kommission reagiert nun auf diese Bedrohung aus dem Internet und arbeitet an neuen Cybersicherheitsregeln. Damit soll die digitale Infrastruktur in Bereichen wie Banken, Verkehr und auch Energie besser geschützt werden. Dazu sollen sich etwa die Staaten untereinander besser abstimmen. Zudem schlägt Brüssel ein Zentrum zur Koordinierung der Cyberabwehr vor. Bezahlt werden könnte das aus dem EU-Verteidigungsfonds.

Auch im Parlament war am Donnerstag die Cybersicherheit ein Thema, diskutiert wurde über die neue Richtlinie für Netz- und Informationssysteme. Mit ihr soll sichergestellt werden, dass nicht nur die digitalen Geräte sicherer werden, sondern auch die Software auf dem neusten Stand bleibt. So sollen etwa die Hersteller mehr Verantwortung übernehmen, da sie verpflichtet werden, Unterstützung und Softwareaktualisierungen bereitzustellen, um festgestellte Schwachstellen zu beheben. Zum anderen sollen die Verbraucher über die Cybersicherheit der Produkte informiert werden, die sie kaufen. Angelika Niebler, Vorsitzende der CSU-Gruppe im Europaparlament, äußerte sich zufrieden über die neue Richtlinie, mahnte allerdings, das sei lediglich „ein Puzzlestück für mehr Cybersicherheit, aber kein Grund sich darauf auszuruhen. Cybersicherheit bleibt eine Daueraufgabe.“

Cyberangriff nicht unterschätzen

Auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat in diesen Tagen in einem aktuellen Lagebericht darauf hingewiesen, dass die Gefahr rasant zunehme, dass Unternehmen zum Ziel von Hackern werden. Die Behörde beklagt eine in vielen Fällen unzureichende Qualität von IT- und Software-Produkten. Jede Schwachstelle in Soft- oder Hardwareprodukten sei ein potenzielles Einfallstor für Angreifer und gefährde die Informationssicherheit in Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft, erklären die Experten des Bundesamtes.

Die Fachleute warnen in diesem Zusammenhang mit Nachdruck davor, einen Cyberangriff zu unterschätzen. Angesichts der zunehmenden Zahl intelligenter und vernetzter Geräte könne solch ein auf den ersten Blick begrenzter Vorfall den gesamten Binnenmarkt ernsthaft stören und Leben gefährden.

Ukraine-Krieg wird auch im Internet geführt

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik unterstreicht, dass längst nicht nur Erpressungsversuche von Kriminellen eine Bedrohung darstellen. Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine habe sich auch im Cyber-Raum die Bedrohungslage dramatisch verändert, da dieser Krieg auch im Internet geführt wird. So ist es inzwischen das erklärte Ziel der zuständigen EU-Behörden, neuralgische Punkte wie Krankenhäuser, Energienetze, Eisenbahnen oder andere lebenswichtige Infrastruktureinrichtungen vor Angriffen durch Hacker zu schützen.

Ein wichtiger Partner der EU im Kampf gegen Cyber-Angriffe ist deshalb auch die Nato geworden. Auf einer Cyber-Sicherheitskonferenz in Prag unterstrich jüngst Mircea Geoană, der stellvertretende Nato-Generalsekretär, dass diese Zusammenarbeit mit der Europäischen Union ein wichtiger Bestandteil der Verteidigungsfähigkeit des Bündnisses sei. Welchen Stellenwert die Cybersicherheit inzwischen hat, zeigt die Tatsache, dass ein schwerwiegender Angriff im Internet inzwischen den kollektiven Verteidigungsmechanismus der Nato auslösen könnte. „Die Nato nimmt Cyberbedrohungen sehr ernst“, erklärt dazu Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Und er fügt hinzu: „Cyberangriffe können genauso verheerend sein wie militärische Angriffe.“