Wenn man in einer prekäreren finanziellen Lage ist, ist ein Internetzugang nicht selbstverständlich. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die Evangelische Gesellschaft eröffnet einen Medienraum für Menschen in prekären Lebensverhältnissen und ohne Internetzugang. Das ist kein Luxus, sondern für viele Betroffene existenziell wichtig.

Stuttgart - Axel Rüsterholz war während der Monate der Lockdowns froh, dass Bekannte ihn ihren Computer mit Internetanschluss nutzen ließen. Er habe dringend Anträge des Jobcenters herunterladen müssen, erzählt er. „Vor der Pandemie bin ich dazu einfach in ein Internetcafé gegangen. Doch die hatten ja im Lockdown alle geschlossen“, sagt Rüsterholz

Als sie dann wieder geöffnet waren war, habe er einige Dokumente ausdrucken müssen. „Das hat mich fünf bis zehn Euro gekostet. Das ist viel Geld für mich“, betont er. Rüsterholz sitzt nun an einem der vier Arbeitsplätze mit Rechner im neu eröffneten Medienraum der Stadtmission der Evangelischen Gesellschaft (Eva) im Haus der Diakonie an der Büchsenstraße in der Innenstadt. „Ich finde es gut, dass ich hier künftig kostenfrei ausdrucken kann“, sagt Rüsterholz.

Projekt ist bis Ende 2022 befristet

Josefina Muanza und Vera Plewe-Elfers von der Evangelischen Gesellschaft (Eva) zeigen Rüsterholz und anderen Besuchern „eva´ s Medienraum“. Sie betreuen gemeinsam mit zwei ehrenamtlichen Kräften das vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit und Integration aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds finanzierte und bis Ende 2022 befristete Projekt.

Im neuen Medienraum werden dienstags bis freitags von 10 bis 17 Uhr kostenlos Rechner zur Verfügung gestellt. Workshops vermitteln Kenntnisse im Umgang mit dem Computer und dem Internet. Bedarfsgerecht für Menschen, die oft einen Job suchen, soll ein Schwerpunkt auf den Umgang mit digitalen Arbeitsmarktplattformen und dem Schreiben von Online-Bewerbungen liegen. Die Rechner können auch frei für andere Zwecke genutzt werden. Vera Plewe-Elfers berichtet, dass ein Teilnehmer eines Tests den Videonachrichtendienst Skype nutzen wollte, um ein Gespräch nach Russland zu führen. Während es für Menschen mit einem Internetzugang selbstverständlich war während der Lockdowns Kontakte mit der Familie oder mit Freunden digital zu pflegen, seien Menschen ohne Budget für eigenes Internet oft vereinsamt, so ihre Kollegin Muanza.

Einziger Zugang zu Nachrichten

Ein Mann öffnet am Rechner im neuen Medienraum der Eva erst einmal ein Nachrichtenportal. Auch die gerade in Krisenzeiten wie der Coronapandemie hilfreiche schnelle Verfügbarkeit von Informationen im Internet, ist für Menschen ohne eigenes Smartphone immer noch ein Luxus.