Lächeln kann sich auszahlen – auch für Promis wie die Sängerin Vanessa Mai. Foto: dpa

Eine Studie zeigt: in Deutschland wirkt eine freundliche Mimik auf andere Menschen intelligent – doch das gilt nicht für alle Länder. Wer in Frankreich lächelt, erscheint dümmer als er ist.

Stuttgart - Hand aufs Herz: Haben Sie heute schon gelächelt? Sind Sie miesepetrig in den Tag gestartet oder haben Sie den ersten Menschen, den Sie begegnet sind, mit einem Lächeln begrüßt? Das Lächeln ist dem Menschen in die Wiege gelegt. Er lächelt wegen einer heiteren Situation, um sich bei Stress und Anspannung zu entlasten oder um drohende Konflikte mit anderen Menschen abzuwenden.

Doch Vorsicht: ein freundliches Gesicht zahlt sich längst nicht überall auf der Welt aus. In manchen Ländern wäre es – strategisch gesehen – deutlich schlauer, nicht zu lächeln. Dies hat ein internationales Forscherteam um den Psychologen Kuba Krys von der polnischen Akademie der Wissenschaften jetzt herausgefunden. Die Forscher haben mehr als 5200 Studenten in 44 Ländern Fotos von acht Personen gezeigt. Diese sind jeweils auf zwei Fotos zu sehen: einmal mit einem Lächeln, einmal mit neutralem Gesichtsausdruck. Die Probanden sollten daraufhin sagen, für wie intelligent sie die Personen auf den Fotos halten und wie authentisch, echt und ehrlich die Personen auf sie wirken.

Wenn ein Lächeln naiv und dümmlich wirkt

Das Team um den Psychologen Kuba Krys stellte bei seinen Untersuchungen fest, dass ein Lächeln in manchen Kulturen keinesfalls positiv aufgefasst wird. Mancherorts sei der Gesichtsausdruck kein Zeichen für Ehrlichkeit oder Intelligenz – im Gegenteil. Wer in Ländern wie Frankreich, Russland, Japan, Südkorea oder dem Iran besonders oft lächelt, muss damit rechnen, dass ihn sein Gegenüber dümmer einschätzt als er tatsächlich ist.

Wie lässt sich dieses Studienergebnis erklären? Die Forscher stießen bei ihren Untersuchungen auf einen signifikanten kulturellen Unterschied: Dort, wo die Menschen pragmatisch eingestellt sind und sich auf eine ungewisse Zukunft einstellen, erscheint ihnen ein Lächeln als ungerechtfertigtes Anzeichen von Sicherheit. Dieses vermeintlich trügerische Sicherheitsempfinden wird von anderen Menschen als naiv und dümmlich eingeschätzt.

Auch in korrupten Gesellschaften wirkt ein Lächeln wenig vertrauenswürdig. Wenn Unehrlichkeit und Unfairness in einer Gesellschaft weit verbreitet seien, so Krys, könne ein Lächeln schnell verlogen wirken. In Ländern wie Indien, Argentinien, den Malediven oder Indonesien, in denen Bestechung und Bestechlichkeit weit verbreitet ist, könne „Korruption die Bedeutung eines derart wichtigen Signals schwächen und seine Glaubwürdigkeit untergraben“, heißt es in der Studie.

In Deutschland zu lächeln, ist clever

Diese Erklärungen taugen jedoch nur für einzelne Kulturkreise. Ein weiteres Fazit der Studie lautet: Lächeln lohnt sich in der Mehrzahl der Fälle auch zur Imagepflege: Laut dem Forscherteam um Kuba Krys wirkt sich der freundliche Gesichtsausdruck in sechs der untersuchten Länder negativ auf die eingeschätzte Intelligenz aus – in 18 Ländern jedoch positiv. In den restlichen Staaten hat der Gesichtsausdruck keinen statistisch signifikanten Effekt.

Viel zu lächeln, bringt hingegen Vorteile in Österreich, der Schweiz, in Malaysien, Großbritannien, Ägypten, den Philippinen und in Deutschland. Menschen, die lächeln, gelten in diesen Ländern als intelligenter. Die Forscher legen in ihren Schlussfolgerungen nahe, dass ein stabiles politisches Umfeld, in dem Bestechung nicht zum Alltag gehört, die positive Wirkung eines Lächelns bestärkt. Wie in diesem Zusammenhang die gute Platzierung eines Landes wie Ägypten zu erklären ist, beantworten die Wissenschaftler jedoch nicht.

Frauen wirken ehrlicher

Was die Studie nebenbei auch noch offenlegt, sind geschlechtsspezifische Erwartungshaltungen: So bewerteten Studienteilnehmer im Schnitt die Bilder von lächelnden Frauen positiver als jene von lächelnden Männern. Sie wurden tendenziell intelligenter und auch ehrlicher wahrgenommen.

Die Frage ist nun: sollte man über die Ergebnisse dieser Untersuchung einfach hinweglächeln? Die Forscher sagen, dass aus ihren Erkenntnissen durchaus praktischer Nutzen gezogen werden kann – beispielsweise bei Bewerbungsverfahren auf einem zunehmend globaler werdenden Arbeitsmarkt. So ist es in zahlreichen Ländern immer noch üblich, dass bei Lebensläufen Fotos der Bewerber hinzugefügt werden. Wer nun weiß, wie ein Lächeln in bestimmten Ländern wirkt, der kann sich bei den Aufnahmen für seine Bewerbungsfotos darauf einstellen. Und beispielsweise ein Pokerface mit einem möglichst neutral wirkenden Gesichtsausdruck aufsetzen.

Lächeln kann der Bewerber dann anschließend immer noch – wenn die Gehaltsverhandlung erfolgreich verlief.