Auf diesen bisherigen Bahnflächen entsteht ein Teil des neuen Rosensteinviertels, das bei der angestrebten Bauausstellung eine tragende Rolle spielen soll Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Im vergangenen Oktober retteten der Regionalverband und die Städte, allen voran Stuttgart, mit einem Kompromiss die Idee von einer Internationalen Bauausstellung. Jetzt gibt es eine Auftaktveranstaltung – und die Forderung nach mehr Geld.

Stuttgart - Mit einer großen Auftaktveranstaltung in den Wagenhallen soll an diesem Freitag der Prozess für eine Internationale Bauausstellung (IBA) in der Region und Stadt Stuttgart erneut Fahrt aufnehmen. Erneut deshalb, weil die Idee im Herbst 2015 knapp vor dem Aus stand, nachdem sich der Regionalverband und die Städte, allen voran Stuttgart, über das Vorgehen uneins waren. Erst ein gemeinsamer Antrag von CDU, Grünen, SPD, Freien Wählern und FDP rettete die Idee.

Damals ging es auch ums Geld. Den meisten Regionalräten waren die 360 000 Euro für ein mit drei Stellen ausgestattetes Projektbüro zu viel. Doch die Finanzen könnten auch jetzt ein Thema werden. Zu den im Herbst bewilligten 100 000 Euro aus dem Etat der Region benötigt die Wirtschaftsfördergesellschaft der Region (WRS), die den Prozess organisiert, nämlich weitere 200 000 Euro. Sie sollen aus der Rücklage des Verbandsetats entnommen werden. Darüber wird der für Finanzen zuständige Wirtschaftsausschuss der Regionalversammlung am Mittwoch nächster Woche entscheiden. In einigen Fraktionen grummelt es bereits.

Schon seit mehr als einem Jahr trommeln Experten aus Architektur und Kunst, aus der Stadtplanung und der Regionalpolitik für die Idee einer Internationalen Bau-ausstellung. Doch während die Ideengeber, darunter an vorderster Front der Regionalpräsident Thomas Bopp (CDU), regelrecht voran preschten, sahen sich andere – vor allem die Städte – regelrecht überrollt.

Bedenken aus Stuttgart

So konnte und kann zwar auch der Stuttgarter OB Fritz Kuhn (Grüne) der Idee grundsätzlich einiges abgewinnen. Doch dass sich die IBA-Unterstützer das Rosensteinviertel auf dem erst Mitte der 2020er Jahre frei werdenden S-21-Gelände einfach so einverleibten, stieß dem Rathauschef damals sauer auf – zumal er dort eine, mittlerweile gestartete, große Bürgerbeteiligung vorsah, die nicht von Anfang an auf die IBA-Linie festgelegt werden sollte. Auch andere Städte, etwa der Esslinger OB Jürgen Zieger, wehrten sich dagegen, von der Region ein Konzept übergestülpt zu bekommen. Das führte dazu, dass in einer Sitzung des Wirtschaftsausschusses die Verbandsspitze mit ihrem Vorschlag für ein IBA-Büro mit einem Etat von 375 000 Euro spektakulär Schiffbruch erlitt. Um das Projekt am Leben zu erhalten, einigten sich die Fraktionen schließlich auf den Kompromiss, dass die WRS bis zum Herbst einen offenen Prozess organisiert, in dem mit allen Beteiligten Ideen für die IBA entwickelt – und dass die Grundlagen geschaffen werden, Ende 2016 zu entscheiden. Dafür gab’s 100 000 Euro aus dem Etat.

Nach diesem – eher halbherzigen – Okay organisierte die WRS einen sogenannten Plattformprozess mit mehreren eintägigen Workshops Anfang des Jahres. Als Zwischenziel gilt die Auftaktveranstaltung an diesem Freitag, an der Vertreter von Städten, Gemeinden, Kreisen, Regionalversammlung sowie aus der Architektenschaft, der Baubranche, aus Kammern und Verbänden teilnehmen. Dort soll die Idee verbreitert werden. Von Anfang Mai an sind dann Foren geplant, auf denen die Themen konkretisiert werden. Den Abschluss dieses Themenfindungsprozesses soll ein IBA-Convent Ende September/Anfang Oktober darstellen, auf dem eine Vision und ein Motto für die IBA verabschiedet werden und dessen Ergebnisse in einen Abschlussbericht münden sollen. Auf dieser Grundlage soll dann die Entscheidung in den regionalen und kommunalen Gremien fallen, ob und wer sich an einer IBA-Geschäftsstelle beteiligt, welche Struktur und welche finanzielle Ausstattung sie hat.

Forderung nach einem Nachschlag

Ums Geld wird es am Freitag weniger gehen, wohl aber dann am Mittwoch, 4. Mai. Der regionale Wirtschaftsausschuss soll dann weitere 200 000 Euro bewilligen. Mit den bisher genehmigten 100 000 Euro sind zwar alle Aktivitäten einschließlich der 38 000 teuren Auftaktveranstaltung abgedeckt. Für die weiteren Treffen (60 000 Euro), ein IBA-Magazin (40 000 Euro), Präsentationen und Delegationsreisen zur Architektur-Biennale in Venedig (40 000 Euro) und Aktionen von Partnern (30 000 Euro) kommen noch mal 170 000 Euro zusammen, plus Mehrwertsteuer. Summa summarum kostet die IBA-Vorbereitung damit mehr als 300 000 Euro – also fast jenen Betrag, der manchem Regionalrat im Herbst noch zu hoch erschienen war.