Fernwärmeleitungen liegen im Straßenverkehr mehr als 1,5 Meter tief – das Verlegen braucht entsprechend viel Zeit. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

2035 sollen 70 Prozent des Wärmebedarfs über Fernwärme gedeckt werden: Eine interaktive Karte der Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim zeigt zukünftige Versorgungsgebiete. Bürger können darauf Einfluss nehmen.

Ein kleines Restrisiko bleibt bei der Fernwärme durch offene Fragen immer: Ziehen die Nachbarn mit, sodass sich eine Leitung wirtschaftlich überhaupt lohnt? Subventioniert die Regierung künftig Strom oder fördert sie Wärmepumpen und wie beeinflussen neue Erzeugungsanlagen künftig den Preis? Das Thema ist hochkomplex. Doch das, was die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim (SWLB) über den Fernwärmeausbau wissen, wollen sie künftig klarer kommunizieren. Anfang Juni geht eine separate Webseite zum Thema Wärme online. Bürger, die vor dem Thema Heizungsaustausch oder -modernisierung stehen, sollen sich darüber aber nicht nur informieren können – sie sollen den Ausbau auch beeinflussen können. Wie funktioniert das?

 

Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) schreibt vor, schrittweise fossile Energieträger beim Heizen zu ersetzen. Für die Bevölkerung ist dementsprechend wichtig zu wissen, ob und wann Fernwärme in ihrer Straße verlegt wird. „Über viele Jahre Sicherheit suggerieren, die nicht einlösbar ist, würde die Bürger verunsichern“, sagt Bürgermeisterin Andrea Schwarz. „Deshalb kommunizieren wir das, was wir wissen, aber auch das, was wir noch nicht wissen können.“ Kern der Webseite: eine interaktive Karte des SWLB- Versorgungsgebiets, das unterschiedlich eingefärbt ist und anhand roter und blauer Linien die bereits verlegten und geplanten Fernwärmeleitungen zeigt.

Zukunft der Fernwärme in Ludwigsburg: Ausbaupläne bis 2029

Orange gekennzeichnet sind beispielsweise die Innenstadt, Teile der Weststadt, von Oßweil und Grünbühl. Dort soll die Fernwärme zwischen 2026 und 2029 ausgebaut werden. Blau markiert sind Gebiete, in denen es nach heutigem Planungsstand Fernwärme geben soll, ein konkreter Ausbauzeitraum liegt dort aber noch nicht vor. Gelbe Gebiete sind in der Prüfung und sollen in circa einem Jahr orange oder blau werden. In nicht eingefärbten Bereichen ist derzeit kein Ausbau vorgesehen.

Die Karte soll so konkret wie möglich sein und wird regelmäßig fortgeschrieben. „Es gibt keinen Tag, an dem die Planung steht und wir jedem Bürger sagen können, an dem Datum bekommen Sie Fernwärme – das wird nicht funktionieren“, sagt SWLB-Geschäftsführer Johannes Rager. Klar sei auch: Bis die Fernwärme dann tatsächlich verlegt wäre, habe der ein oder andere womöglich schon eine Wärmepumpe. Und wenn das zu viele Menschen seien, gebe es in der Straße dann vielleicht keine Fernwärme.

Bürgerbeteiligung können Marker auf der Karte setzen

Bürger sollen auf der Karte auch Marker setzen können und damit signalisieren: Ich habe Interesse an Fernwärme. „Man könnte dann seine Nachbarn animieren, das auch zu machen“, sagt Sasa Janic, SWLB-Mitarbeiter im Vertrieb. Sein Kollege Gerold Kohler, Abteilungsleiter Strategie und Entwicklung Wärme bei der SWLB, ergänzt: „Sie werden massiv Einfluss nehmen auf die Planung, gerade wenn Ihr Haus im blauen Bereich liegt.“ Denn: Viele Marker zeigen ein großes Interesse – und die Gebiete werden unter anderem nach dem wirtschaftlichen Nutzen priorisiert. Wer unverbindlich einen Marker setzt und Angaben zum eigenen Gebäude, zur verbauten Heizung und Anschlussleistung macht, wird von den SWLB kontaktiert.

Das Fernwärme-Netz in Ludwigsburg und Kornwestheim soll in diesem Jahr um fünf Kilometer erweitert werden. Foto: Manfred Zapletal/ 

Doch was passiert, wenn absehbar ist, dass die Heizung in zwei Jahren raus muss, der Fernwärme-Ausbau aber noch länger braucht? „Wir wollen eine hohe Anschlussdichte, da kommen wir dann auf den Bürger zu und bauen ihm gegebenenfalls eine eigene Anlage ein als Ersatzheizung“, sagt Rager.

Den Fernwärmeausbau detailliert durchzuplanen, ist nicht möglich – auch wenn sich das viele Bürger wünschen mögen. Zu viele Abhängigkeiten, zu viele neue Entwicklungen wie der Fortschritt grünen Wasserstoffs oder der Bau neuer Erzeugungsanlagen. Für den Standort einer Neckarwasserwärmepumpe laufen derzeit Verhandlungen mit Grundstückseigentümern.