Sie wollen Ihre Stromkosten reduzieren? Das geht, wenn man selbst zum Stromproduzenten wird mithilfe von Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach oder Modulen für Balkone und Hauswände. Eine neuer interaktiver Atlas zeigt das ganze Solar-Potenzial für Deutschland.
Stecker rein und schon fließt der Strom: So einfach lassen sich Solarstromanlagen für Balkone, die Gartenhütte, das Carport und Haus- und Garagenwände bedienen. Solche kompakte Photovoltaik (PV)-Anlagen mit Stecker für gewöhnliche Steckdosen sind nicht nur für Hausbesitzer der erste Schritt zur eigenen Stromproduktion, sondern auch für Mieter.
Die Anlagen brauchen eine Fläche auf oder am Gebäude, etwa an einem Balkon. „Um die dort einfallende Sonneneinstrahlung optimal zu nutzen, sollten die Paneele nach Süden ausgerichtet werden“, rät Martin Brandis, Energieberater der Verbraucherzentrale Bundesverband. Für eine maximale Stromausbeute spielt zudem die Neigung der Solarmodule eine Rolle. „Zwischen 20 und 30 Grad Neigung sind optimal.“
Wo lohnt sich eine PV-Anlage oder ein Balkonkraftwerk?
Doch wo in Deutschland lohnt sich ein Balkonkraftwerk, eine Photovoltaikanlage auf dem Dach und/oder an der Hauswand oder einer Agri-Photovoltaik auf Feldern, in Obstanlagen oder Weinbergen? Der Solaratlas, eine neue Karte mit Zoom-Effekt zeigt, welche Gebäude in Deutschland das Potenzial für eine Solaranlage besitzen und wie gut sie für die Stromgewinnung mittels Photovoltaik geeignet sind.
Der im Internet frei verfügbare interaktive Solar-Atlas hat das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in akribischer Detailarbeit erstellt. Die Basis für die aufwendige Kartierung bilden Geodaten, Daten zu Dachneigung und -richtung sowie Sonnenstunden und Verschattung. Die vier Suchkategorien sind:
- Bundesländer
- Landkreise
- Gemeinden
- Gebäude
Hier drei kommunale Beispiele aus dem Solaratlas:
Solar-Potenzial für Stuttgart
Solar-Potenzial für Berlin
Solar-Potenzial für Dresden
Sonnen-Potenzial von 20 Millionen Gebäude in Deutschland
Die zoombaren Karten des Solaratlas zeigen die solarenergetischen Kapazitäten von rund 20 Millionen Gebäuden – in Landkreisen sowie in Großstädten wie Berlin, Dresden, Düsseldorf, Hamburg, Köln, München oder Stuttgart. Das Modell erkennt die Ausrichtung der Dächer und ermittelt mögliche Energiegewinnung abhängig von Sonnenstunden.
Der große Vorteil des DLR-Solaratlas ist, das er anders als bisherige Solarkataster der Bundesländer, Landkreise oder Gemeinden die gesamte Bundesrepublik aktuell und systematisch abdeckt. „Um effektive Strategien und Instrumente zum Ausbau von Solaranlagen auf Dächern zu entwickeln und umzusetzen, benötigen Entscheidungsträger genaue Informationen zum aktuellen Bestand und zum Ausbaupotenzial“, erklärt die Vorstandsvorsitzende des DLR, Anke Kaysser-Pyzalla.
Daten-Grundlage des Solaratlas
Die Datenbasis des Solaratlas ist gigantisch. Das DLR hat für die Erstellung der interaktiven Suchmaschine Satellitendaten und digitale, verzerrungsfreie Luftbilder mit einer Auflösung von 20 Zentimetern ausgewertet. Diese Daten kombinierten die DLR-Experten dann mit hochaufgelösten Oberflächenmodellen, die das Bundesamt für Kartografie und Geodäsie zur Verfügung stellte.
Die verwendeten Modelle berücksichtigen automatisch Verschattungen durch Bäume sowie umgebendes Geländes und benachbarte Gebäude. So lässt sich auch das Solarenergie-Potenzial von Freiflächen berechnen. „Um das aktuelle Ausbaupotenzial für Solarenergie zu beschreiben, berechnen wir die mögliche elektrische Leistung anhand der Sonnenstunden, der Strahlungsintensität, der Ausrichtung der Dachflächen sowie der Verschattung durch benachbarte Gebäude oder Vegetation“, erläutert DLR- Projektleiterin Annekatrin Metz-Marconcini.
Solaratlas zeigt, wo bereits PV-Anlagen installiert sind
Hinzu kommt: Die für den Solaratlas verwendete künstliche Intelligenz erkennt, wo bereits Solaranlagen installiert sind. „Damit können wir weltweit Dächer mit verbauten Solarpaneelen aus hochaufgelösten Fernerkundungsdaten identifizieren“, so Metz-Marconcini. „In Deutschland haben wir das Marktstammdatenregister einbezogen. Die Datenbank enthält tagesaktuell alle angemeldeten Solaranlagen.“
Im Marktstammdatenregister (MaStr) sind derzeit rund 62 250 Balkonkraftwerke allein in Baden-Württemberg gemeldet. Allein in diesem Jahr sind demnach mehr als 19 500 steckerfertige Solaranlagen hinzugekommen. Zur Info: Das Marktstammdatenregister (MaStR) ist ein behördliches Register aller Anlagen und Einheiten im deutschen Energiesystem. Es wird durch die Bundesnetzagentur (BNetzA) geführt.