17 Flüchtlinge dürfen an der Uni Hohenheim an einem Intensivsprachkurs teilnehmen. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Sie kommen aus Syrien, Kamerun und Afghanistan und würden gern in Hohenheim studieren. 17 von ihnen dürfen an einem Intensivsprachkurs teilnehmen. Es gibt schon eine Warteliste.

Stuttgart - Sie sind aus Syrien, Kamerun oder Afghanistan geflüchtet, haben dort bereits ein Studium angefangen und würden gern in Stuttgart weiter studieren: Ihnen bietet die Uni Hohenheim die Chance, bis Weihnachten das dafür geforderte Sprachniveau zu erreichen. Fünfmal pro Woche nehmen sie dort an einem Intensivkurs teil, der vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) gefördert wird. Das Interesse ist groß, es gibt bereits eine Warteliste. 17 junge Leute wurden zu dem Kurs zugelassen.

„Wir haben im Einzelfall geprüft, ob sie studierfähig sind“, berichtet Benjamin Gehring, der stellvertretende Leiter des Akademischen Auslandsamtes der Uni Hohenheim. Das Ergebnis: „Die fachlichen Voraussetzungen haben alle – es fehlt nur an der Sprache.“ Bis 2017 wollen sie so weit sein und sich ganz regulär für ein Studium der Biologie, Agrar- oder Wirtschaftswissenschaften bewerben.

Auch Flüchtlinge, die sich für technische Studiengänge an der Uni Stuttgart interessieren, dürfen teilnehmen. Bisher gebe es an anderen Unis in Baden-Württemberg noch kaum vergleichbare Angebote, berichtet Gehring. In einem Wettbewerb prämierte der DAAD den speziell entwickelten Intensivkurs der Uni Hohenheim mit 38 000 Euro. „Wir fangen bei dem Sprachkurs nicht auf dem Niveau A1 an (Beginner), sondern wir knüpfen an die Integrationskurse an, die mit B1 enden“, sagt Gehring.

Bis Weihnachten sollen die Kursteilnehmer ein Referat auf Deutsch halten können

Das Kursziel: die Teilnehmer sollen deutsche Fachliteratur lesen, ein Referat halten oder eine wissenschaftliche Arbeit auf Deutsch verfassen können. Am Ende steht ein sogenannter Studierfähigkeitstest. Diese Prüfung ist auch für Flüchtlinge verbindlich. „Bis Weihnachten wollen wir sie auf C1-Level haben“, sagt Gehring. Der Kurs soll aber nicht nur Deutsch vermitteln, sondern die Teilnehmer auch auf die Besonderheiten des Uni-Lebens in Deutschland vorbereiten. „Konzeptionell haben wir das Angebot speziell auf die Situation der jungen Flüchtlinge mit akademischem Hintergrund zugeschnitten“, sagt Andreas Pyka, Prorektor für Internationalisierung an der Uni Hohenheim. Gehring formuliert das so: „Ziel ist, dass es keine Flüchtlinge mehr sind, sondern internationale Studierende.“

Neben diesem Angebot engagieren sich Uni-Angehörige und studentische Gruppen an beiden Stuttgarter Unis in Initiativen für Flüchtlinge, darunter auch Sprachtandems und -patenschaften. Die Nachfrage ist groß: An der Uni Stuttgart betreuen 35 Studierende 120 Teilnehmer. Dem Germanistik-Institut bescherte dies bereits einen Syrer als neuen Mitarbeiter in einem Sonderforschungsbereich.