Intendant Armin Petras soll 2013 von Berlin an das Staatstheater Stuttgart wechseln.

Berlin - Die Nachricht überraschte die Theaterszene: Intendant Armin Petras (47) soll 2013 vom Berliner Maxim Gorki Theater an das Staatstheater Stuttgart wechseln - obwohl sein Vertrag in Berlin noch bis zum Jahr 2016 läuft. Im Interview mit der dpa begründet Petras seine Entscheidung.

Warum wollen Sie Berlin verlassen?

Petras: "Es war ein verlockendes Angebot von einer Stadt und von Kollegen und Menschen, die sehr deutlich signalisiert haben, dass sie ein großes Interesse an meiner Person haben. Auf der anderen Seite haben wir in Berlin in den vergangenen fünf Jahren nach meiner Einschätzung etwas ganz Tolles geschaffen. Wir haben am Gorki Theater zum allerersten Mal seit der Wende eine Auslastung von 90 Prozent - und das mit einem Programm, das, um es vorsichtig zu sagen, schwieriger ist, als das von anderen Theatern. Wir haben einen großen Zuspruch in der Bevölkerung, aber - und das ist der entscheidende Punkt - wir haben in den vergangenen acht Jahren insgesamt 800.000 Euro jährlich weniger zur Verfügung gehabt."

Was hat diese von Ihnen angesprochene Unterfinanzierung zur Folge?

"In meinem Vertrag steht, dass ich Maßnahmen ergreifen muss, dass das Theater einen ausgeglichenen Haushaltsplan hat. Aber wenn man einen Haushalt hat, den man überhaupt nicht mehr ausgleichen kann, dann wird die Lage sehr kompliziert. Bei mir ist es so, dass der Mensch, Autor und der Regisseur Armin Petras nichts lieber im Leben täten als in Berlin zu bleiben. Aber der Intendant Armin Petras sagt ganz klar: Ich kann nicht auf der Bühne politisches und soziales Theater machen und mich dann als Intendant apolitisch verhalten. Deshalb musste ich dieses Zeichen setzen. Ich versuche damit deutlich zu machen, dass dieses Haus so nicht weitergeführt werden kann."

Wie hoch ist die derzeitige Summe an Fördermitteln für das Gorki Theater? Und wie viel bräuchte das Haus mehr?

 "Das sind 8,3 Millionen Euro jährlich. Eine halbe Million Euro jährlich mehr bräuchten wir, dann könnten wir sinnvoll arbeiten. Das nächste halbe Jahr müssen wir zum Beispiel das Studio schließen, weil wir dafür kein Geld mehr haben. Wenn ein Theater eine von zwei Spielstätten schließen muss, dann hört der Spaß einfach auf."

Wann haben Sie zuletzt mit dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) gesprochen, der gleichzeitig auch Kultursenator ist?

"Oh, ehrlich gesagt, kann ich das gar nicht sagen. Das ist schon einige Jahre her. Aber mit Kulturstaatssekretär André Schmitz sind wir durchaus in Verbindung. Wir haben im Juni um ein Gespräch gebeten, im Juli einen Brief geschrieben und haben nun Ende Oktober einen Termin. Dass das nun ein Termin ist, der wahrscheinlich beide Seiten vor vollendete Tatsachen stellt, tut mir sehr leid. Das war nicht geplant. Auf der anderen Seite ist das auch ein Zeichen, wenn man jemanden vier Monate wartenlässt."

Wusste die Politik nicht, wie es um das Gorki Theater steht?

"Doch natürlich. Es gibt nicht nur jährliche Pläne, die vom Theater an den "Dienstherrn" gesandt werden, sondern auch vierteljährliche Berichte."

Ihr Vertrag in Berlin läuft eigentlich bis 2016. Wie kommen Sie da raus?

"Das weiß ich nicht, keine Ahnung. Das wird sicher Thema der Diskussion sein."

Wenn Klaus Wowereit sagen würde, das Gorki Theater bekommt eine Million Euro mehr pro Jahr - bleiben Sie dann in Berlin?

 "Auf diese Frage werde ich Ihnen jetzt keine Antwort geben."

Unterschrieben ist ja noch nicht in Stuttgart...

 "Nein."

Maxim Gorki Theater