Thomas Wördehoff Foto: Pfisterer/Schlossfestspiele

Der Aufsichtsrat der Ludwigsburger Schlossfestspiele hat den Vertrag von Intendant Thomas Wördehoff um zwei Jahre bis 2019 verlängert.

Ludwigsburg - Am Ende wurde es, was zu erwarten stand: ein Kompromiss. Nach langen Auseinandersetzungen hat der Aufsichtsrat der Ludwigsburger Schlossfestspiele am Freitagnachmittag den Vertrag des Intendanten Thomas Wördehoff (62), der 2017 enden sollte, um zwei Jahre verlängert. Wördehoff hatte ein Jahr länger bleiben wollen, Ludwigsburgs Oberbürgermeister Werner Spec, der auch Vorsitzender des Aufsichtsrates ist, wollte nur ein Jahr zugeben; Politiker des Landes, vor allem Jürgen Walter, Staatssekretär im Kunstministerium (Grüne), bemühten sich erfolgreich um Vermittlung. Mit der Vertragsverlängerung von Thomas Wördehoff, so Walter, werde die Profilschärfung der Ludwigsburger Schlossfestspiele und die damit verbundene Öffnung für neue Publikumsschichten fortgesetzt, und man freue sich auch über die mit der Verlängerung verbundene weitere Zusammenarbeit mit Chefdirigent Pietari Inkinen, der das Orchester „auf bisher ungewohnt hohes Niveau“ gebracht habe.

So wird im Sommer 2019 die zehnjährige Ära eines Intendanten enden, der seit seinem Amtsantritt im Herbst 2009 kaum je aus dem Kampfmodus herauskam. Das begann schon mit dem Chefdirigenten Michael Hofstetter, der sich in das Festivalteam nicht fügen wollte und bis 2012 blieb. Für zusätzliche Startprobleme sorgte das Publikum, welches das weniger auf (Star-)Glanz denn auf dramaturgisches Profil und auf eine Ästhetik der Überraschungen setzende Programm Wördehoffs zunächst links liegen ließ.

Kommt Sasha Waltz nach Ludwigsburg?

Seit 2012 ging es dann bergauf. Der Aufsichtsrat gab finanzielle Vorgaben, forderte gut eine Million Einnahmen; dies wurde erreicht. Die Auslastung stieg. Dennoch blieb ein grundsätzlicher Konflikt im Raum: Während Wördehoff nicht nur das Spezielle und Ungewöhnliche für Ludwigsburg und die Region anstrebte, sondern dieses Spezielle und Ungewöhnliche auch noch neu zu definieren wagte, vermisste die Politik, allen voran Ludwigsburgs Oberbürgermeister Spec, bei den Württembergischen Landesfestspielen die Strahlkraft großer Namen. Zuletzt hatte es Spec das Berliner Radialsystem angetan, ein (privat finanziertes) freies Kunstzentrum an der Spree: Dessen Leiter Jochen Sandig und dessen Aushängeschild, die Choreografin Sasha Waltz, hätte Spec nur allzu gerne in die Residenzstadt geholt.

Mag sein, dass dies auch für die Zeit nach 2019 noch eine Option ist. Zunächst gestaltet Thomas Wördehoff aber noch die nächsten vier Spielzeiten der Schlossfestspiele – und hat an diesem Freitag erste Ausblicke auf die Saison 2016 veröffentlicht. „Passagen“ ist das Motto hinter einem Programm, in dem Künstler unterschiedlichster Genres – darunter Rebekka Bakken, Michael Volle, Isabelle Faust, Ray Anderson und Cameron Carpenter – neue Programme präsentieren. Chefdirigent Inkinen setzt mit dem Festspielorchester Schwerpunkte bei Richard Strauss und skandinavischen Komponisten, und beim Klassik Open Air zeigt die dann gerade 25 Jahre alte Filmakademie unter dem Titel „Ludwigsburg Sinfonie“ einen Stummfilm mit neu hinzu komponierter Musik.