Die Netze BW testen in Unterensingen im Kreis Esslingen eine intelligente Straßenbeleuchtung: Die LED-Lampen reagieren auf Bewegung. Das Ganze ist nicht billig, aber gut für die Umwelt. So funktioniert das System.
Die klassische Straßenbeleuchtung leuchtet gleichmäßig die ganze Nacht. Sie wird mit der Abenddämmerung ein- und am beginnenden Morgen ausgeschaltet. Die Lampen brennen unabhängig davon, ob das Licht benötigt wird oder nicht. Das kostet viel Energie, führt zu Lichtverschmutzung und schadet den Insekten. In Unterensingen versucht man deshalb etwas Neues: Die Straßenbeleuchtung soll nur dann hell sein, wenn sie tatsächlich gebraucht wird. Dafür wurden jüngst im Neubaugebiet Mittlere Braike 42 „intelligente“ Leuchten in Betrieb genommen.
„Die LED-Leuchten werden durch nicht mal faustgroße Sensoren geregelt, wie man sie von Bewegungsmeldern an Wohnhäusern und Geschäften kennt“, erläutert Stefan Bräuning, Beleuchtungsplaner der Netze BW. Das System reagiert auf Wärmeunterschiede zur Umgebungstemperatur. Registrieren die Sensoren einen Fußgänger oder Radfahrer, leuchten die Lampen 70 Prozent heller auf als vorher. „Man hat das Gefühl, das Licht läuft mit“, zeigt sich Bürgermeister Sieghart Friz begeistert.
Das sei tatsächlich der Fall, bestätigt Stefan Bräuning und erklärt die Technik: Bewegt sich ein Fußgänger im Erfassungsbereich einer Leuchte, werden die in Laufrichtung benachbarten Leuchten hochgeregelt. Erst nach 25 Sekunden wird die Straßenlaterne wieder auf ihre Grundhelligkeit heruntergedimmt. Diese Funktionsweise ist vom Einbruch der Dämmerung bis zum Sonnenaufgang aktiv.
Die Gefahr, nach dem Passieren einer Leuchte im Dunkeln zu stehen, besteht übrigens nicht, sagt der Lichtplaner, um entsprechende Bedenken zu zerstreuen. „Auch bei der bedarfsgerechten Beleuchtung ist das Sicherheitsgefühl der Menschen berücksichtigt.“ Eine Grundbeleuchtung sei allzeit vorhanden. Die Fußgänger könnten immer etwa 50 Meter nach vorne und hinten sehen. „Die Steuerung ist gleichzeitig so eingestellt, dass man auch keine Angst haben muss, dass jede vorbeihuschende Katze die Lichtsteuerung aktiviert und so womöglich schlafende Anwohner stört“, fügt der Experte hinzu.
Vor einem Jahr hatte die rund 4500 Einwohner zählen de Esslinger Kreisgemeinde beschlossen, gemeinsam mit der Netze BW dieses Konzept im Neubaugebiet umzusetzen. Die Mittlere Braike dient dem Unternehmen als Versuchsfeld für den Praxistest. Unterensingen sei damit Vorreiter für diese innovative Beleuchtungstechnik in Kommunen, heißt es seitens der Netze BW. Die ist neben der Wartung der Leuchten auch für das Telemanagementsystem zuständig – hier können Zeit- und Dimmvorgaben aus der Ferne am Computer angepasst werden. Das ermöglicht eine flexible Anpassung an unterschiedliche Bedürfnisse.
Teure Technik mit vielen Vorteilen
„Diese Straßenbeleuchtung ist zwar teurer als die Ausstattung mit einfachen LED-Leuchten“, räumt der Bürgermeister ein. Sie biete aber viele Vorteile: Es könne Energie und damit klimaschädliches CO₂ eingespart werden. Zudem sei die Lichtverschmutzung gegenüber einer Dauerbeleuchtung viel geringer, was Insekten schone. „Die Technik“, sagt Friz im Brustton der Überzeugung, „sollte künftig in allen Kommunen eingesetzt werden.“
Der Dienstleistungsbereich der Netze BW verzeichnet eigenen Angaben zufolge ein zunehmendes Interesse an intelligenten Straßenlaternen. „Aktuell sind in rund fünfzig Kommunen Baden-Württembergs eine sensorgesteuerte Straßenbeleuchtung installiert oder in der Planung – mit steigender Tendenz“, teilt ein Sprecher des Unternehmens mit.