Iman Benjamin Idriz erfindet den Islam neu und schweigt zu seinen Schwindeleien Foto: dapd

Der Penzberger Imam Benjamin Idriz erfindet den Islam neu und schweigt zu seinen Schwindeleien.

Nürtingen - Benjamin Idriz fühlt sich vor allem als Opfer: als Muslim in Deutschland. Als Muslim in Europa. Und weil ihn unsere Zeitung vor zwei Tagen als Vorbeter mit falschen Titeln und zweifelhaften Kontakten dargestellt habe. „Bewusst provozierend“, sagt der Mazedonier bei einem Vortrag in Nürtingen. Mit der Absicht, seine „konstruktive Arbeit zu diskreditieren und die friedliche Koexistenz“ zwischen Muslimen und Christen zu gefährden.

Darunter macht Idriz es nicht, der von seinem Rechtsanwalt gerne als „Leuchtturm der Integration“ bezeichnet wird. Von dem strahlten eine Reihe interessanter Ideen ab, wie Muslime und Deutsche zusammenleben können: Der Koran, sagte Idriz, müsse „ins 21. Jahrhundert transportiert werden“. Passagen, die von Trennung gerade zu Christen und Juden handeln, müssten „im 7. Jahrhundert bleiben“, in der Zeit, in der der Koran verfasst wurde.

Andere Kapitel, die Verbindendes betonten, sollten als Grundlage dafür dienen, in Deutschland und Europa Muslime in demokratische Gesellschaften zu integrieren. Es sind solche Ideen, die Idriz zum Gesprächspartner deutscher Politiker und Theologen machen. Und die in Nürtingen offene Ohren finden: „Ich finde es sehr sympathisch, wie Sie den europaverträglichen Islam definieren, das gefällt mir sehr gut“, sagt die Nürtinger Pfarrerin Barbara Brückner-Walter.

Leuchtturm der Integration?

Die machte aber auch ihre Erfahrungen mit der anderen Seite des „Leuchtturms der Integration“. Mit dem Teil im Schatten. „Wie grenzen Sie sich ab gegenüber islamistischen Tendenzen in unserem Land“, wollte die Kirchenfrau von ihrem muslimischen Kollegen wissen. Der redete über den norwegischen Attentäter Andres Breivick, über herabsetzende Internet-Bloggs und noch diffamierendere Medien. Mit Verweis auf eine ominöse Studie rechnete der Penzberger Vorbeter vor, dass rechtsextremistische Straftaten in den vergangenen Jahren „182 Leben gekostet haben“. Idriz will festgestellt haben, dass die Deutschen den „rechtsradikalen Terrorismus schon vergessen haben. Ich sage das, weil wir es nicht gerne hören“.

Es ist eben diese eigene Welt des charismatischen Vorbeters, in der die Untersuchungsausschüsse der deutschen Parlamente zu den Morden des Nationalsozialistischen Untergrundes ausgeblendet werden. Die intensive Berichterstattung in den Medien, die Ermittlungen des Generalbundesanwaltes, Razzien wie am Mittwoch in Nordrhein-Westfalen verschweigen, um die Botschaft des mazedonischen Geistlichen zu überbringen: Muslime sind zu allererst in Deutschland und Europa Opfer. Er sieht eine „Bedrohung unseres gemeinsamen europäischen Selbstverständnisses durch Islamophobie“, durch eine krankhafte Angst vor allem, was muslimisch ist.

Abgrenzung gegenüber Islamisten – Fehlanzeige

Kein Wort dazu, wie sich Idriz gegenüber den Islamisten abgrenzt, zu denen er intensive Kontakte hielt und nach Einschätzung von zwei bayerischen Gerichten in einem „Abhängigkeitsverhältnis“ stand. „Meine Frage vorhin habe ich nicht beantwortet gehört“, wundert sich Brückner-Walter.

Sie ist nicht die Einzige, die mit Fragen an diesem Abend zurückbleibt. An dem für eine Stunde und 47 Minuten das sonderbare Licht des Benjamin Idriz in Nürtingen strahlte. Ganz dunkel blieb es übrigens in Sachen der Berichterstattung unserer Zeitung. Die versuchte der Imam zwar herabzusetzen, widerlegte sie aber mit keinem Wort.