Elisete Pedrollo hat am neuen Integrationskonzept mitgearbeitet. Foto:  

Die Nürtingerin Elisete Pedrollo geht am Sonntag wählen. Sie ist Mitglied im Fachrat für Interkulturelles Zusammenleben, der jetzt ein neues Integrationskonzept vorgelegt hat.

Nürtingen - Elisete Pedrollo stammt aus dem südbrasilianischen Porto Alegre, lebt aber schon seit 30 Jahren in Deutschland. Die Brasilianerin kann am Sonntag an ihrem Wohnort Nürtingen die Wahlkabine aufsuchen und ihre Stimme abgeben. Denn Elisete Pedrollo, deren Großvater aus Italien nach Brasilien auswanderte, besitzt einen italienischen Pass, und als EU-Ausländerin darf sie sowohl an der Europa- als auch an der Kommunalwahl teilnehmen. „Die Bürger mit Migrationshintergrund sollen wählen gehen, das ist eine gute Chance für uns“, ruft die 55-Jährige zur Stimmabgabe auf.

Integrationskonzept soll ein friedliches Miteinander fördern

Dass sie von ihrem Wahlrecht Gebrauch macht, ist für sie eine Selbstverständlichkeit. Elisete Pedrollo, die an der Universität Stuttgart im Bereich Energie-, Verfahrens- und Biotechnik Studenten und Doktoranden betreut, hat sich bestens eingelebt und setzt sich dafür ein, dass andere Zugewanderte sich hier ebenfalls gut integrieren. Zusammen mit anderen „sachkundigen Bürgern“, Stadträten und dem Integrationsbeauftragten Christos Slavoudis hat sie am Integrationskonzept der Stadt Nürtingen gearbeitet, das jetzt vorgestellt worden ist und die Leitlinien für eine gelingende Integration enthält.

Diese Handreichung ist kein abgeschlossenes Werk, sondern soll unter Beteiligung des Fachrats für Interkulturelles Zusammenleben stetig fortgeschrieben werden mit dem Ziel, die Beteiligungsmöglichkeiten von Menschen mit Migrationshintergrund zu stärken und ein friedliches Miteinander zu fördern. Vor allem sollen Migranten die vorhandenen Angebote auch nutzen. Elisete Pedrollo selber bringt sich im Enzenhardt Forum ein – einer offenen Plattform für alle, die sich in dem Stadtteil engagieren möchten. Zudem gibt die Nürtingerin als Trainerin Zumba-Kurse über die Volkshochschule und das Haus der Familie.

Das Heimweh wird immer weniger

Elisete Pedrollo kam 1989 nach Deutschland um zu promovieren. In Heidelberg lernte sie dann den Mann kennen, an den sie ihr Herz verlor und den sie dann auch heiratete. Vor neun Jahren zogen die beiden nach Nürtingen. „Ich fühle mich hier sehr wohl und zugehörig“, sagt Elisete Pedrollo. Auf was kommt es bei der Integration an? „Die deutsche Sprache ist sehr wichtig“, sagt die Brasilianerin, die selber am Goethe-Institut Deutsch gelernt hat. „Eine wichtige Voraussetzung ist vor allem auch das Wollen. Man muss eine neue Kultur kennenlernen wollen und sie akzeptieren“, sagt die 55-Jährige.

Der Hauptunterschied zur alten Heimat Brasilien sei, dass die Menschen hier erst einmal stärker auf Abstand bedacht seien. „Hier braucht man mehr Zeit und Geduld“, hat Elisete Pedrollo die Erfahrung gemacht. „Aber wenn man sich erst einmal näher gekommen ist, ist es sehr ernst.“ Elisete Pedrollo ist längst angekommen. „Manchmal habe ich Heimweh, aber es wird immer weniger“, sagt sie.

Gut ein Drittel aller Nürtinger hat Wurzeln im Ausland

Knapp 34 Prozent der Nürtinger haben ihre Wurzeln im Ausland. Die Hauptherkunftsländer sind die Türkei, das ehemalige Jugoslawien, Italien, Rumänien und Griechenland. Durch die EU-Osterweiterung und die Flucht aus Krisengebieten hat sich der Zuzug zuletzt verstärkt.