Freiwillige leisten einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft Foto: dpa

Der Bund bietet Flüchtlingen schon seit Dezember 2015 an, einen Bundesfreiwilligendienst im Rahmen eines Sonderprogramms zu absolvieren. Das Land Baden-Württemberg zieht nun beim freiwilligen sozialen Jahr (FSJ) nach.

Stuttgart - Es sind kleine Tätigkeiten und Hilfestellungen, mit denen die Teilnehmer eines Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) zum Beispiel alten oder kranken Menschen den Alltag erleichtern. Genau deshalb sind die Freiwilligen in sozialen Einrichtungen zu einer wichtigen Ergänzung zum fest angestellten Pflege- und Servicepersonal geworden. In Baden-Württemberg entschieden sich im vergangenen Jahr rund 12 700 Heranwachsende im Alter von 16 bis 26 Jahren für ein soziales Jahr, das mit maximal 357 Euro Taschengeld pro Monat vergütet wird und als wertvolle Erfahrung für den weiteren Werdegang gilt.

Jetzt ermöglicht das Land 100 jungen Flüchtlingen mit guter Bleibeperspektive, ein FSJ im Rahmen eines Sonderprogramms zu absolvieren.

Sozialministerium fördert FSJ Integration mit 300 000 Euro

Das Besondere an dem sogenannten, bereits im Januar von Grün-Rot beschlossenen FSJ-Integration ist, dass die Teilnehmer individuell begleitet werden. Darüber hinaus werden ihnen Deutschsprachkurse und mehr Bildungstage als üblich zugewiesen, um sich mit der eigenen veränderten Lebenssituation und der gesellschaftlichen Ordnung in Deutschland ausführlich auseinandersetzen zu können. Das Ministerium für Soziales und Integration fördert dies einmalig mit 300 000 Euro.

„Wie alle Menschen brauchen auch junge Flüchtlinge eine Perspektive“, sagte der neue Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha (Grüne) unserer Zeitung. Denn eine sinnvolle Beschäftigung sei wichtig für das Selbstbewusstsein. Das FSJ trage dazu bei, sich als Mitglied der Gemeinschaft und Gesellschaft zu fühlen.

Im September beginnt das FSJ Integration nach Angaben eines Ministeriumssprechers vorerst mit 25 Teilnehmern. Die weiteren 75 sollen in den Monaten danach hinzukommen. Sie werden unter anderem in Seniorenzentren, Einrichtungen für Menschen mit Behinderung sowie in Jugend- und Sportverbänden eingesetzt.

Sonderprogramm des Bunds läuft bereits seit Dezember 2015

Die Bundesregierung hatte bereits im Dezember 2015 das Sonderprogramm „Bundesfreiwilligendienst mit Flüchtlingsbezug“ mit 10 000 zusätzlichen Plätzen aufgelegt. Es läuft bis Ende 2018 und soll vor allem Asylberechtigten und Asylbewerbern mit Bleibeperspektive die Chance ermöglichen, einen Bundesfreiwilligendienst (BFD) zu absolvieren. „Der BFD dient damit auch der Orientierung und Integration“, sagt die Präsidentin des Bundesamts für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA), Helga Roesgen.

Durch das Sonderkontingent können engagierte Bürger und Vereine aber auch Teile der Flüchtlingshilfe institutionalisieren.

Die Nachfrage wird immer größer. Nach Angaben des BAFzA nahmen beim Start im Dezember des vergangenen Jahres bundesweit 435 Menschen an dem Sonderprogramm teil. Anfang August meldete die Behörde 3877 Freiwillige – 401 davon in Baden-Württemberg. Unter ihnen sind 173 Asylberechtigte und Asylbewerber mit berechtigter Bleibeperspektive. Die Einsatzstellen beim Bundesfreiwilligendienst reichen von mobilen sozialen Hilfsdiensten, Pflegeheimen, Rettungsdiensten bis hin zu Umweltschutzeinrichtungen oder Sport- und Kulturvereinen.