Für viele beginnt hier ein neues Leben: Landeserstaufnahmestelle in Karlsruhe Foto: dpa

Im Landtag herrscht große Übereinstimmung darüber, dass Flüchtlinge schneller Deutsch lernen und dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen sollten. Dafür sollen die Sprachkenntnisse der Flüchtlinge möglichst früh festgestellt werden.

Stuttgart - Im Landtag herrscht große Übereinstimmung darüber, dass Flüchtlinge schneller Deutsch lernen und dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen sollten. „Das ist ein wichtiger Weg zur Integration in die Gesellschaft“, sagte am Freitag Grünen-Fraktionschefin Edith Sitzmann.

Dies setze aber voraus, möglichst schon in den Erstaufnahmestellen zu ermitteln, über welche sprachlichen und beruflichen Kenntnisse diese verfügen, sagte Sitzmann nach einer Klausurtagung ihrer Fraktion. Direkt nach dieser Aufnahme sollten alle Asylbewerber zumindest so gut Deutsch lernen, dass sie bald Kenntnisse auf dem Niveau A 1 erreichen – damit können sie einfache Alltagssätze verstehen und verwenden.

Auch SPD und Liberale unterstützen dieses Vorgehen. Das Sprachniveau A 1 sei Voraussetzung, damit Asylbewerber überhaupt an Integrationskursen teilnehmen dürften, sagte SPD-Fraktionschef Claus Schmiedel. Das Land müsse sich angesichts der allgemeinen Weltlage darauf einstellen, dass der Zustrom von Flüchtlingen auch in den nächsten Jahren nicht abschwelle: „Wir müssen deshalb mehr tun, als sie nur unterzubringen und zu versorgen.“

Integrationsministerin Bilkay Öney habe dafür auf der Klausursitzung in Heidenheim ein Konzept vorgelegt. Wirtschafts- und Finanzminister Nils Schmid werde die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt zum Thema der nächsten Fachkräfteallianz machen. In dieser Runde tauschen sich Politik, Gewerkschaften und Arbeitgeber aus.

Jene Asylbewerber, die voraussichtlich gar nicht im Land bleiben dürfen, weil sie etwa aus sicheren Staaten stammen, sollen nach Schmiedels Ansicht nicht in den Genuss von Sprachkursen kommen. Es sei Aufgabe des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, hier frühzeitig eine Unterscheidung zu treffen.

Die FDP-Fraktion begrüßte den Plan, Flüchtlinge schon in den Erstaufnahmestellen Deutsch lernen zu lassen. „Denn dieses Vorgehen ist konsequent, wenn man an der Schwelle zwischen Asylmigration und Arbeitsmigration sicherstellen will, dass die Absenkung der Dauer des Arbeitsverbots auf drei Monate auch sinnvoll genutzt werden kann“, erklärte der FDP-Abgeordnete Andreas Glück am Freitag. Ebendies habe die FDP bereits im vergangenen Oktober gefordert.

Wer bereits das Niveau A 1 erreicht hat, sollte nach Ansicht der Grünen Fortgeschrittenenkurse besuchen, um so für den Arbeitsmarkt fit zu werden. Um solche berufsorientierten Kurse landesweit anbieten zu können, fallen ihrer Rechnung nach Kosten von jährlich rund fünf Millionen Euro an.

Schon während dieser berufsorientierten Sprachvermittlung sollen die Flüchtlinge Kontakte zu möglichen Arbeitgebern knüpfen. „Dabei kann auch die Vermittlung von Praktika eine gute Möglichkeit sein, die Eignung für eine bestimmte Tätigkeit zu erproben“, sagte Sitzmann.