„Das Cello ging sofort ins Herz bei mir“, sagt Sebastian Fritsch. Foto: / cf

Mit nur 24 Jahren wird Sebastian Fritsch Konzertmeister an der Staatskapelle in Dresden. Am Donnerstag spielt er zusammen mit Rosa Neßling in der Filharmonie.

Filderstadt - Das könnte man wohl eine Liebe mit Hindernissen nennen: Als der Zweitklässler Sebastian Fritsch bei der Instrumentenvorstellung in der Schule zum ersten Mal Bekanntschaft mit dem Violoncello machte, erwachte seine Begeisterung: „Der Bass war für mich zu grummelig, zu tief. Die Geige: schön. Aber das Cello ging sofort ins Herz bei mir. Dann wollte ich das unbedingt lernen.“

Der inzwischen 24-jährige Cellist Sebastian Fritsch, Konzertmeister an der Staatskapelle Dresden vom kommenden August an, weiß jedoch: „Wenn einem was gefällt und man das gerne machen möchte – das heißt nicht, dass man auch Spaß daran hat.“ Drei Jahre lang absolvierte er, was er heute „nicht besonders guten Unterricht“ nennt. Er konnte die Begeisterung beim eigenen Spiel nicht finden. Nach drei Jahren dachte der damals Elfjährige: „Ne, das ist nicht mein Ding.“

Aber dann kam der Stuttgarter zu seiner langjährigen Lehrerin Lisa Neßling. Sie habe ihm gleich signalisiert, „dass ich mit 11 eigentlich viel zu alt bin – dafür, dass ich nichts kann.“ Zunächst gewährte sie ihm nur sechs Probestunden „Ich habe geübt wie ein Verrückter. Sie nimmt am liebsten Schüler, die noch `nen Schnuller haben.“ Er durfte bleiben – und mehr als das: „Sie hat es geschafft, mir ihre Liebe zur Musik und zum Cello so weiterzugeben, dass ich wirklich so Feuer und Flamme gefangen habe, dass ich nach kurzer Zeit wusste, dass das mein Leben ist – das Cello und die Musik.“ Er hat inzwischen Cello studiert, wichtige Preise gewonnen, die CD „Moments in Life“ veröffentlicht – und sich die ursprüngliche Begeisterung bewahrt: „Wenn man diesen Corpus auf der Brust hat, und dann eine leere G-Saite streicht – diese Resonanz geht einem ins Herz und erfüllt dich einfach komplett.“

Als Lisa Neßlings Assistent will er weiter an der Musikschule Filderstadt unterrichten

Die Liebe zu etwas reiche alleine nicht aus, um damit vom Fleck zu kommen, sagt Sebastian Fritsch: „Es steht und fällt mit den Menschen, die dir zeigen, was für Möglichkeiten man damit hat.“ Mit 13, 14, habe er gewusst, dass er sich nichts anderes als Musik vorstellen kann. „Die Musikschule, das Cello – das war mein Leben. Ich bin halt in die Schule, weil es Pflichtprogramm war. Aber die Erfüllung ging danach los.“ Auch wenn er jetzt nach Dresden zieht, die „super Stelle“ antritt, die „tolle Chance im Leben“ wahrnimmt, will er als Lisa Neßlings Assistent weiterhin an der Musikschule Filderstadt unterrichten: „Ich liebe das sehr. Man lernt auch selbst viel davon.“ Und Musik ist Musik: „Für mich ist das Grundziel viel Musik zu machen und vor allem glücklich zu sein mit dem, was man macht.“

Zum Beispiel Kammermusik. Gemeinsam mit seiner Duopartnerin Rosa Neßling an der Violine, der Tochter seiner Lehrerin, steht er als Stuttgarter Kammerduo an diesem Donnerstag von 20 Uhr an auf der Bühne der Filharmonie Filderstadt. „Das Duo gibt es schon seit 2010. Man muss viele Dinge gar nicht mehr aussprechen. Man versteht sich blind.“ Anderes muss der Cellist recherchieren: Auf YouTube steht dieses Video, in dem er zum elegant sehnenden Klang seines Cellos sagt: „Als Interpret haben wir die Aufgabe, den Gedanken und der Gefühlswelt des Komponisten intensiv nachzuspüren, sie mit unserer eigenen Persönlichkeit in Einklang zu bringen.“ Nur dann funktioniere die Reise des Zuschauers.

Glück und Verzweiflung in Klänge gießen

Es sei wichtig, über das Leben des Komponisten Bescheid zu wissen. Vivaldis Leichtigkeit, Rachmaninows Drama mit den eigenen Gefühlen in Verbindung bringen, Glück und Verzweiflung in Klänge gießen. „Ich habe schon relativ viel in beide Richtungen erlebt und kann da aus der Tiefe schöpfen“, sagt Fritsch. Er sagt auch: „Ich bin sehr glücklich in meinem Leben.“

Glück hängt für ihn in erster Linie von Menschen ab. „Wenn man das Gefühl hat, dass man loslassen kann, dass man Menschen um sich hat, die einen tragen, die man liebt, die einen lieben, dann ist das großes Glück, das ich empfinde.“ Man könne das Leben nicht alleine bestreiten. Aber man kann versuchen, Liebe und Begeisterung per Cello zu vermitteln: „Wenn man ein Konzert spielt, ist die Hauptaufgabe, dass die Leute was im Herzen mitnehmen.“