Der Pflugscharbrunnen an der Filderhauptstraße Foto: privat

Oerny Lunke engagiert sich für die Brunnen im Bezirk.Er wirft der Stadt Nachlässigkeit vor.

Plieningen - Wenn es um die Brunnen im Stadtbezirk geht, redet sich Oerny Lunke gern in Rage. „Die Stadt kümmert sich nicht darum, was damit geschieht. Bei vielen läuft das Wasser nicht“, sagt er. Zudem wucherten auf den Brunnenplätzen Gras und Sträucher, ohne dass die Stadt dem wild wachsenden Grün Einhalt gebiete, kritisiert Lunke.

Weil der Plieninger Hobbyhistoriker das nicht länger mit ansehen will, hat er kürzlich selbst zum Besen und zur Hacke gegriffen. Zusammen mit Freunden und Bekannten hat er sich zur Brunnenputzete aufgemacht. An dem historischen Brunnen an der Ecke Lupinen-/Fraubronnstraße, den Lunke den Schmiddela-Brunnen nennt, ist der Putztrupp aktiv geworden, hat Gras entfernt und Bäume und Sträucher zurückgeschnitten. Dabei soll es nicht bleiben: Auch den Brunnen bei der Körschbrücke an der Paracelsusstraße wollen Lunke und seine Mitstreiter in der nächsten Zeit noch vom Unkraut befreien.

Viel wichtiger aber ist dem Ortskundler, dass die Brunnen wieder das tun, wozu sie gemacht sind – nämlich Wasser spenden. Im Bürgerverein, bei dem Lunke ebenfalls aktiv ist, werde deshalb eine Aktion vorbereitet. „Wir wollen Unterschriften sammeln und bei der Stadt einreichen“ , sagt Lunke. Sein Ziel sei es, alle Brunnen in Plieningen wieder zum Laufen zu bringen.

Brunnen laufen kürzer

Das wünscht man sich bei der Stadt auch – allein, es fehlt am Geld. 670 000 Euro stehen pro Jahr zur Verfügung, um alle 150 städtischen Brunnen zu unterhalten. Ein Großteil des Geldes werde schon allein für Strom und Wasser im normalen Betrieb gebraucht, erläutert Bernd Sauer, der beim Tiefbauamt für die städtischen Brunnen zuständig ist. „Außerdem müssen auch Reparaturen und Sanierungen davon bezahlt werden“, sagt Sauer. Die Zahl der Anlagen nehme ständig zu, sein Budget aber ab, berichtet der Brunnenexperte: „Ich muss im Vergleich zu den Vorjahren mit 40 000 Euro weniger auskommen und an vielen Stellen sparen.“

Das bleibt nicht ohne Folgen: Statt bisher sieben Monate, laufen viele Brunnen nur noch sechs Monate im Jahr. „Das merkt der Bürger natürlich“, sagt Sauer. Auch die Pflege der Brunnenplätze komme wegen der Sparzwänge zu kurz. „Wir müssen für den Grünschnitt externe Firmen beauftragen. Dafür fehlt das Geld“, räumt der Mann vom Tiefbauamt ein.

Allerdings sei es beileibe nicht so, dass ausgerechnet Plieningen bei der Sanierung seiner sechs städtischen Brunnen zu kurz komme, findet Sauer. Er verweist zum Beispiel auf den Wettebrunnen an der Brabandtgasse, bei dem erst kürzlich der Wasserspeier ersetzt wurde. Auch der Pflugscharbrunnen an der Filderhauptstraße sei unlängst im Zuge der Bauarbeiten in der Ortsmitte umgesetzt und saniert worden. Voraussichtlich Ende Juni soll er in Betrieb gehen. Und beim Körschbrunnen an der Paracelsusstraße soll in den nächsten Tagen ebenfalls das Wasser wieder fließen, „da liegt wahrscheinlich nur eine kleine technische Störung vor“, sagt Alexander Gass, Sauers Kollege im Tiefbauamt.

Einzig der Brunnen an der Lupinenstraße – der korrekt übrigens Fraubronn heißt – wird weiterhin trocken bleiben. Der Trog habe Risse, berichtet Sauer. Die müssten abgedichtet werden, auch der lädierte Wasserspeier gehöre gerichtet. „Dazu reichen die Mittel aber in diesem Jahr nicht mehr“, sagt er. Der Brunnen soll aber nächstes Jahr instand gesetzt werden. „Wir haben das auf jeden Fall auf dem Schirm“, verspricht der Brunnenbeauftragte.