Projekt Seepark entscheidet über Zukunft der Stuttgarter Immobiliengruppe.

Von Petra Otte

STUTTGART. In der Region sind die Anwälte keine Unbekannten: Vor ein paar Jahren gab der Stuttgarter Insolvenzverwalter Hendrik Hefermehl rund 700 Salamander-Beschäftigten eine Zukunftsperspektive, als er die Kornwestheimer Schuhkette nach der Insolvenz umgebaut weiterverkaufte. Sein Ulmer Kollege Michael Pluta bemüht sich seit fast zwei Jahren um den angeschlagenen Göppinger Traditionskonzern Märklin - inzwischen ist der Modelleisenbahnbauer wieder überlebensfähig, auch wenn sich für ihn kein Investor finden lassen sollte.

Nun sollen Pluta und Hefermehl die Stuttgarter Häussler-Immobiliengruppe retten, beide hat das Amtsgericht zu vorläufigen Insolvenzverwaltern bestellt. Laut Ulrich Brugger von der Kanzlei Grub Brugger, der Häussler vor dem Antrag beraten hat, teilen sie sich die Arbeit auf: Für die Häussler-Holding und die Sparte Baumanagement ist Hefermehl zuständig. Den Insolvenzantrag für die Projektgesellschaft Seepark, die die finanziellen Schwierigkeiten ausgelöst hat, bearbeitet der Ulmer Pluta. Zwei Anwälte sind laut Brugger nötig, damit es zwischen den Gläubigern der einzelnen Häussler-Gesellschaften nicht zu Interessenkonflikten kommt. Schon jetzt sei der Firmengründer Rudi Häussler "Drohungen von allen möglichen Beteiligten ausgesetzt, die Geld verlieren könnten", sagte Brugger.

Die Insolvenzanträge waren nötig geworden, weil die Immobiliengruppe Handwerkerrechnungen für das 175 Millionen Euro teure Projekt Seepark am Probstsee in Stuttgart-Möhringen nicht mehr bezahlen konnte. Dort entstehen 500 Luxus-Mietwohnungen, die Bauarbeiten ruhen aber seit Wochen. In einer Pressemitteilung hatte der 82-jährige Häussler die Insolvenz damit begründet, dass "vertraglich gegebene Zusagen von Finanzpartnern nicht eingehalten wurden und dadurch ein beträchtlicher Schaden für meine Unternehmensgruppe entsteht". Das Projekt Seepark wird zu 70 Prozent von der NordLB in Hannover finanziert, die Häussler schon früher für ihre zögerliche Zahlungsbereitschaft kritisiert hat. Medienberichte, wonach der Stuttgarter Investor die Bank auf 50 Millionen Euro Schadenersatz verklagen will, wiesen aber sowohl Brugger als auch Hefermehl zurück.

Womöglich ist die Krise des Traditionsunternehmens schneller vorbei als gedacht. Laut Hefermehl wird mit Hochdruck nach einem Geldgeber für den Seepark gesucht, der das Projekt übernehmen und beenden könnte. Dafür gebe es "Anlass zur Hoffnung", sagte Hefermehl, entscheidend sei, dass der Bau zügig fortgesetzt werde. "Letztlich werden sich die Dinge nächste Woche entscheiden müssen", betonte der Insolvenzverwalter. Mit einem neuen Seepark-Investor wäre aus heutiger Sicht "die Krise insgesamt überwunden". Verhandelt wird dem Vernehmen nach auch mit dem Stuttgarter Züblin-Konzern, der den Seepark-Rohbau erstellt hat. Der österreichische Züblin-Mutterkonzern Strabag lehnte eine Stellungnahme ab, die NordLB schweigt ebenfalls.

Auch Häussler äußert sich derzeit nicht gegenüber der Presse, hatte aber schriftlich erklärt, die Insolvenzanträge bald zurücknehmen zu wollen. Brugger erwartet, dass die Insolvenzverwalter bis Ende Oktober das Vermögen der betroffenen Gesellschaften gesichtet haben, danach könnte ein Verfahren eröffnet werden. Unklar ist weiterhin, ob und wie sich die Probleme auf andere Häussler-Projekte, etwa den geplanten Wohnungsbau im Park der Stuttgarter Villa Berg, auswirken könnten. Die Gruppe hatte zuletzt nach eigenen Angaben Aufträge über eine Milliarde Euro in Arbeit. In Stuttgart hat sie sich unter anderem mit dem Bau des Einkaufszentrums Schwabengalerie und des Veranstaltungszentrums Carl-Benz-Center einen Namen gemacht.