Im Unternehmenssitz in Pfullendorf ruht die Produktion schon seit September. Foto: dpa

Der Insolvenzverwalter sucht weiter einen Käufer, schickt aber 400 von 570 Beschäftigten nach Hause. Er kann sie nicht mehr bezahlen. Sollte sich in den kommenden Tagen nicht doch noch ein Käufer finden, droht dem Küchenbauer das endgültige Aus.

Stuttgart - Die Hoffnung, mit der die Mitarbeiter des insolventen Küchenbauers Alno am späten Montagvormittag zur Betriebsversammlung nach Pfullendorf gekommen waren, wurde jäh zerschlagen. „Enttäuschung und Entsetzen“ sei den Beschäftigten ins Gesicht geschrieben gewesen, schildert Michael Föst, der Zweite Bevollmächtigte der Gewerkschaft IG Metall in Albstadt, seine Eindrücke. Anstatt einen neuen Investor zu präsentieren, überbrachte der Insolvenzverwalter Martin Hörmann den mehr als 500 anwesenden Beschäftigten schlechte Neuigkeiten: Die Mehrzahl der Mitarbeiter – rund 400 von 570 am Sitz des Unternehmens in Pfullendorf – werden sofort freigestellt.

Die finanzielle Lage des Unternehmens habe diesen Schritt notwendig gemacht. „Das Unternehmen kann in seiner jetzigen Größe die Löhne und Gehälter für alle Mitarbeiter nicht bezahlen“, teilte der Insolvenzverwalter mit. Lediglich rund 170 Beschäftigte dürfen vorerst bleiben. Dazu gehörten in erster Linie Mitarbeiter mit „insolvenzspezifischen Aufgaben“ aus der Verwaltung, wie zum Beispiel die Personalabteilung und die Buchhaltung, aber auch einige Führungskräfte und alle Auszubildenden.

170 Mitarbeiter werden vorerst weiterbeschäftigt

Es ist der nächste schwere Schlag für die Beschäftigten des Traditionsunternehmens. Die Küchenproduktion in Pfullendorf ruht bereits seit Mitte September, mit Ausnahme der Fertigung von Einzelteilen. Der Insolvenzverwalter werde nun mit dem Betriebsrat einen Interessensausgleich und Sozialplan für die Beschäftigten verhandeln. Mitarbeiter erhalten im Zuge der Freistellung anstelle ihres Lohns eine Ersatzleistung von der Agentur für Arbeit in Höhe des Arbeitslosengeldes.

Noch am Wochenende hatte ein Sprecher des Insolvenzverwalters mitgeteilt, dass Gespräche mit einem ernst zu nehmenden Investor bevorstünden. Dieser habe großes Interesse am Küchenbauer. Nach Aussagen Hörmanns vom Montag gebe es in der Tat „ernsthafte Kaufinteressenten“. Die Fragen, um wen es sich dabei handelt und ob dies strategischen Investoren oder Finanzinvestoren sind, blieben am Montag unbeantwortet. Zum Zeitplan teilte der Insolvenzverwalter nur so viel mit: „Die Gespräche mit Interessenten werden diese Woche fortgesetzt.“

Unterschiedliche Perspektiven für die deutschen Standorte

Nach jahrelangen finanziellen Schwierigkeiten hatte Alno mit insgesamt rund 1600 Mitarbeitern vor allen in Deutschland und in der Schweiz im Juli Insolvenz angemeldet. Neben dem Stammwerk in Pfullendorf hat das Unternehmen noch zwei weitere Produktionsstandorte in Deutschland: Auch bei der Konzerntochter Wellmann in Enger (Nordrhein-Westfalen) stehen bereits seit mehreren Wochen die Bänder still. Die meisten der 400 Mitarbeiter am Standort wurden Mitte Oktober freigestellt; ein Investor ist hier nicht in Sicht. Am Donnerstag sollen in Enger die Verhandlungen um einen Interessensausgleich und den Sozialplan beginnen.

Bessere Aussichten auf eine Weiterbeschäftigung haben etwa 230 Mitarbeiter der Alno-Tochterfirma Pino: Eine Investorengruppe um Nobilia, den deutschen Marktführer im Geschäft mit Möbeln, will den Standort in Coswig (Sachsen-Anhalt) übernehmen. Die Zustimmung des Kartellamts steht allerdings noch aus. Pino-Küchen sind im Vergleich zu den übrigen Marken des Herstellers wie Alno, Wellmann oder Piatti eher im Billigsegment angesiedelt. Die Tochter gilt als finanziell vielversprechendster Teil des Konzerns.