Der Mineralwassermarkt boomt – dennoch gab es zuletzt im Südwesten mehrere Brunnenschließungen. Auch Überkinger ist in Schieflage geraten. Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Der Ulmer Insolvenzverwalter Tobias Sorg gibt sich optimistisch für den Mineralwasserproduzenten Überkinger. Sowohl die Mitarbeiter als auch die Geschäftsführung stünden hinter ihrem Unternehmen.

Göppingen - Der vorläufige Insolvenzverwalter des Mineralwasserproduzenten Überkinger GmbH im Landkreis Göppingen ist optimistisch für den Erhalt des Unternehmens. „Ziel ist, den Geschäftsbetrieb uneingeschränkt aufrecht zu erhalten und für das Unternehmen eine nachhaltige Lösung zu finden“, teilte der Ulmer Wirtschaftsjurist Tobias Sorg zum vorläufigen Insolvenzverfahren mit.

Das Verfahren ist am vergangenen Freitag eröffnet worden. Sorg war am Dienstag bestellt worden. Vorausgegangen war ein Antrag auf Insolvenz, den das Finanzamt Göppingen im August beim Amtsgericht der Stauferstadt gestellt hatte. Grund waren Steuerschulden. Das Amtsgericht beauftragte daraufhin Sorg, ein Gutachten über die Liquidität von Überkinger zu erstellen. Dies mündete in die Eröffnung der vorläufigen Insolvenz.

Hinweise auf eine Schieflage gab es offenbar schon zuvor

Hinweise auf eine Schieflage gab es offenbar schon zuvor. So hat sich Anfang des Jahres das PET-Flaschen-Recyclingsystem Petcycle aus Bad Neuenahr-Ahrweiler von Überkinger getrennt. Als Grund nennt Petcycle-Geschäftsführer Hans Baxmeier unserer Zeitung „Unregelmäßigkeiten finanzieller Natur“. Seither füllte Überkinger nur noch in Glasflaschen ab. Zudem war die Marke zuletzt nicht mehr bei lokalen Festen vertreten, wie der Bad Überkinger Bürgermeister Matthias Heim der „Geislinger Zeitung“ berichtete.

Gemeinsam mit seinem auf Restrukturierungen von Unternehmen spezialisierten Team verschaffe er sich derzeit einen Überblick über die wirtschaftlichen Verhältnisse des Unternehmens und prüfe die Möglichkeiten einer Sanierung, so Sorg. „Die Mitarbeiter sind motiviert und stehen voll und ganz hinter ihrem Unternehmen. Und auch die Geschäftsführung hat uns ihre Unterstützung zugesagt.“ Erste Gespräche mit Lieferanten und Kunden seien positiv verlaufen. Die Löhne der rund 90 Mitarbeiter seien im vorläufigen Insolvenzverfahren über das Insolvenzgeld abgesichert. Sorg hatte von 2014 bis 2017 bereits die Insolvenz der Geislinger Kaiser-Brauerei verwaltet.

Der Markt für Mineralwasser ist umkämpft

Seit Jahren ist der Mineralwassermarkt hart umkämpft und stark fragmentiert. Zudem üben Einzelhandel und vor allem die Discounter einen gnadenlosen Preisdruck aus, und immer mehr Menschen trinken Leitungswasser. Bereits 2012 habe sich daher das Vorgängerunternehmen von Überkinger, die Mineralbrunnen AG, Antrag auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung gestellt, so Sorg. Überkinger selbst habe in den letzten Jahren versucht, sich breiter aufzustellen und das Mineralwasser- und Heilwassersortiment, zu dem auch die Adelheid Quelle gehört, zu ergänzen. Bekannte Marken sind beispielsweise Limonade der Marke Libella und Spirituosen unter dem Label Black Spirits. Darüber hinaus habe sich das Unternehmen auf die Lohnabfüllung in Dosen, PET- und Glasflaschen konzentriert und betreibe hierzu eine der modernsten Abfüllanlagen Europas.

Überkinger gehört seit drei Jahren zur Schweizer Finanzholding Swisscans mit Sitz in Luzern, deren Verwaltungsratspräsident Andreas Schönherr auch als Geschäftsführer der Überkinger GmbH fungiert. Bis 2013 war der Brunnen Teil der Mineralbrunnen AG, die den Betrieb aber an den oberbayrischen Dosenabfüller IQ4You verkauft hatte.