Die Bauarbeiten auf dem neuen Technology Campus in Ehningen ruhen seit Monaten Foto: Archiv/Stefanie Schlecht

Der insolvente Bauträger des Technology Campus in Ehningen ändert seine Struktur: Zukunftsfähige Projekte werden herausgelöst. Das könnte ein Lichtblick für das Bauprojekt der IBM in Ehningen sein.

Auf der Baustelle des noch nicht ganz fertig gestellten Technology Campus der IBM in Ehningen herrscht seit dem vergangenen August Stillstand. Grund ist bekanntermaßen die Insolvenz des Bauträgers Development Partner mit Hauptsitz in Düsseldorf und der zuständigen Tochtergesellschaft für Ehningen, der Projektentwicklung Technologiecampus Großraum Stuttgart GmbH. Auch diese reichte am 25. August des vergangenen Jahres Antrag auf Insolvenz ein. Doch jetzt kommt in das Verfahren Bewegung, zumindest etwas.

 

Ende vergangener Woche teilte Development Partner mit, seine Unternehmensstruktur deutlich zu verändern. „Die Projektgesellschaften, die rechtlich bereits eigenständig sind, werden künftig auch operativ autark agieren“, heißt es in einer Pressemitteilung. Dies biete die Möglichkeit, „dass für die tragfähigen Projekte schneller und effizienter Zukunftslösungen erarbeitet werden können. Dabei ist sowohl der Verkauf einzelner Gesellschaften möglich als auch die eigenständige Fortführung“, teilt das Unternehmen mit.

Holding soll abgewickelt werden

Gleichzeitig sei dann die übergeordnete Dachgesellschaft, die bisher die Verwaltung aller Projektgesellschaften übernehme, nicht mehr notwendig: ihr Betrieb soll „auf Sicht“ eingestellt werden, die Gesellschaft von der Eigenverwaltung in die Regelinsolvenz übergehen und abgewickelt werden. Das gleiche Schicksal droht den nicht zukunftsfähigen oder übertragbaren Projektgesellschaften darunter: Auch sie sollen abgewickelt werden. Doch das dürfte für Ehningen respektive den Technology Campus der IBM eher nicht zutreffen.

Zwar meldete die Gesellschaft im August Insolvenz an. Doch im gleichen Atemzug wurde damals betont: „Die Gespräche mit Finanzierern sowie Dienstleistern und Baufirmen werden nahtlos fortgeführt, um die Fertigstellung des Vorhabens realisieren zu können.“ Die Restrukturierer seien „zuversichtlich“, dass diese Gespräche positiv verlaufen würden, so der Stand im August.

Tragfähige Projekte sollen fortgeführt werden

Als Insolvenzverwalter ist der Düsseldorfer Anwalt Georg F. Kreplin eingesetzt, der zur neuerlichen Umstrukturierung sagt: „Die Eigenverwaltung hat hervorragend gearbeitet und eine Struktur konzipiert, die es ermöglicht, dass tragfähige Projekte fortgeführt oder übertragen werden können.“ Auf Nachfrage unserer Zeitung war der zuständige Pressesprecher Patrick Hacker zwar nicht wirklich auskunftsfreudig, sagte aber, es werde „unverändert an effizienten Zukunftslösungen gearbeitet.“ Die IBM als zukünftiger Mieter des Neubaus wollte Spekulationen nicht kommentieren.

Für die IBM kam die Insolvenz 2023 zur absoluten Unzeit. Schließlich wollte der US-Konzern seine Ehninger Hauptverwaltung sowie das Böblinger Forschungslabor am neuen Technology Campus zusammenziehen. Die Umzugskartons waren schon gepackt, als die Hiobsbotschaft über die IBM hereinbrach. Da der Mietvertrag im Böblinger Labor auslaufen soll, verkündeten Laborchef David Faller und der Ehninger Standortleiter Daniel Unkelhäußer im Herbst des vergangenen Jahres, das Böblinger Labor ins Interimsquartier nach Ehningen umzuziehen. Doch diese Pläne stehen seit Dezember 2023 abermals auf sehr wackeligen Beinen.

Sanktionen gegen den Vermieter der IBM

Damals wurde bekannt, dass die USA über den afghanischen Investor Ajmal Rahmani und 44 seiner Firmen Sanktion verhängt haben. Eine dieser Firmen ist die Ozean Group mit Sitz in Herrenberg, der die IBM-Bestandsgebäude in Ehningen gehören. Das US-Finanzministerium wirft Rahmani vor, als Treibstofflieferant der in Afghanistan stationierten Nato-Truppen Treibstoff im großen Stil abgezweigt zu haben und die US-Truppen um einen hohen Millionenbetrag geprellt zu haben. Rahmani streitet die Korruptionsvorwürfe als haltlos und unwahr ab und will gegen die verhängten Sanktionen in den USA gerichtlich vorgehen. Die IBM ist bei Rahmanis Ozean Group in Ehningen eingemietet. Die Juristen des US-Konzerns prüfen, welche Auswirkungen die Sanktionen auf dieses Mietverhältnis haben.