Die Instandsetzungsarbeiten am Kraftwerk sind nahezu abgeschlossen. Foto: Mathias Kuhn

Die Instandsetzungsarbeiten am Wehr und die Baukontrolle des Kanals sind abgeschlossen. Nun kann das Wasser bald wieder laufen.

Untertürkheim - Ein seltener Anblick endet diese Woche: Mehrere Wochen lag der Kraftwerkskanal im Lindenschulviertel trocken. Nur wenig Wasser drang vom Neckar in den Seitenkanal ein. Ein Rinnsal. Das Treibgut, das sich auf den Kanalboden abgesetzt hat, bildet Inseln. In den vergangenen Wochen haben sich Pflanzen auf ihnen angesiedelt, Graureiher und Enten nutzen die Inseln zum Jagen und als Ruheplatz. Das Ablassen des Wassers offenbart, was der Fluss alles mitreißt oder was in den Kanal geworfen wurde: Einkaufswägen, Fahrräder, Styropor-Verpackung, die sich in Stämmen verklemmt haben, Roller und Schrott liegen auf Grund. „Unsere Mitarbeiter haben den Bereich um den Einlauf am Kraftwerk freigeräumt. Dabei haben sie mehrere Dutzend Fahrräder und sogar einen Tresor aus dem Wasser gefischt“, sagt EnBW-Pressesprecher Hans-Jörg Groscurth. Sand und anderes natürliches Treibgut bleibt jedoch im Kanal liegen.

Das Ablassen des Wassers sei notwendig geworden um notwendige Instandsetzungsarbeiten an den sogenannten Einlaufschützen durchführen zu können, erklärt Groscurth. Da diese Prozedur nur selten geschieht, wird die Trockenlegung genutzt, um viele Arbeiten zu bündeln und zeitgleich zu erledigen. So wurde natürlich der bauliche Zustand des Kraftwerkkanals gründlich kontrolliert und neu bewertet. Schließlich wurde das Wasserkraftwerk vor 119 Jahren gebaut. Es war das erste kommunale Wasserkraftwerk in Württemberg. Es lag damals direkt am Neckar. Nachdem der reißende Fluss im Jahr 1923 mehr in Richtung Wangen verlegt wurde, bekam es den „neuen“Zuflusskanal – der mittlerweile damit auch 95 Jahre den Unbilden der Natur ausgesetzt ist.

Energie für rund 2000 Haushalte

Eine große Kaplanturbine, die zur Inbetriebnahme des neuen Kanals 1924 eingebaut wurde, und drei kleinere Francis-Turbinen erzeugen unter normalen Bedingungen rund sieben Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr – regenerative Energie aus Wasserkraft für rund 2000 Haushalte. Die Stromerzeugung ruht momentan. In den vergangenen Wochen wurde fieberhaft an der trocken gelegten Anlage gearbeitet. „Die Einlaufschütze der Maschine 1 wurde saniert, die Einlaufschütze der Maschine 5 musste sogar erneuert werden“, sagt Groscurth. Mit den Schützen wird – ähnlich wie bei einem großen Wehr – der Durchfluss der Wassermassen beziehungsweise das Stauen des Flusswassers geregelt.

„Zusätzlich mussten der Träger und die Schienen an den Einlaufschützen von weiteren Maschinen und die Sohle unter der Holzdichtung an einem Einlaufschütz saniert werden“, zählt Groscurth weitere Arbeiten auf, die in den vergangenen Wochen erledigt wurden. Damit nicht genug: Eine Baufirma war damit beschäftigt, einige Stellen am Einlaufkanal auszubessern und einige Träger unter dem Rechenreinigungspodium mussten konserviert werden. „Unabhängig vom Ablassen des Wassers führten die Kollegen die Revision des Leitapparats durch“, sagt Groscurth. Bis auf die Revision des Leitapparats, die noch ein bis zwei Monate andauern wird – sind die Maßnahmen abgeschlossen.

„Wir werden von heute an wieder Neckarwasser in den Kanal einleiten und das Wasser sukzessive aufstauen. Dies erfolgt über mehrere Tage hinweg, um den Fischen die Möglichkeit zu geben, sich entsprechend zurückzuziehen.“ Positiver Nebeneffekt für die Neckarfische: Für sie wurde die Öffnung zur bestehenden Fischtreppe am Kraftwerk – in Absprache mit dem Württembergischen Anglerverein – vergrößert.