Die Schwarzgraue Wegameise lebt in Kolonien, die mehrere zehntausend Arbeiterinnen umfassen können. Foto: Michael Eick

Die Schwarzgraue Wegameise (Lasius niger) gehört nicht zu den beliebtesten Tieren. Ihre Bedeutung in der Natur kann man jedoch nicht hoch genug einschätzen. Die Jungköniginnen begeben sich auf einen riskanten Hochzeitsflug.

Fellbach - Ameisen sind nicht nur fast überall, sie werden auch mit Sicherheit die Menschheit überleben. Keine andere Tiergruppe ist so zahlreich, und damit ist sie in ihrer Bedeutung für den Naturhaushalt von immenser Bedeutung. Wissenschaftler haben berechnet, dass die Biomasse der Ameisen in etwa der gesamten Biomasse aller anderen Tiere entspricht. Klingt unvorstellbar? Nicht für Insektenkundler.

Ähnlich wie andere Ameisen lebt sie in Kolonien

Unter den Insekten zählen Ameisen zweifellos zu den faszinierendsten Wesen, auch wenn sich auf Anhieb nicht jeder mit ihnen anfreunden kann. Alleine die Organisation in Form von Staaten, die enorme Anpassungsfähigkeit und ihr Auftreten in quasi allen Lebensräumen, außer den Polargebieten und dem Meer, sprechen für einen Erfolg dieser kleinen Sechsbeiner.

Die häufigste Art bei uns ist die Schwarzgraue Wegameise, die als anpassungsfähige Art in vielen Lebensräumen anzutreffen ist – so auch in Fellbachs Gärten. Ähnlich wie andere Ameisen lebt sie in Kolonien, die mehrere zehntausend Arbeiterinnen umfassen können. „Regiert“ werden die straff organisierten Staaten von einer Königin, manchmal sogar von mehreren. Die Arbeiterinnen und auch die Männchen sind rund fünf Millimeter groß, die Königin gut doppelt so groß. Der dunkelbraune Körper ist mit dichten, silbrigen Haaren bedeckt.

An warmen Hochsommerabenden schwärmen die mit Flügeln ausgestatteten Geschlechtstiere aus

Wegameisen sind regelrechte Cowboys. Denn in etwa so wie Menschen Rinder halten, bewachen die Ameisen Läuse, die von ihnen richtiggehend gemolken werden. Dabei geht es jedoch nicht um Milch, sondern um Honigtau, die zuckerhaltigen Ausscheidungen der Blattläuse.

An warmen Hochsommerabenden schwärmen die mit Flügeln ausgestatteten Geschlechtstiere aus. Myriaden dieser geflügelten Ameisen kommen aus sämtlichen Ritzen und Löchern rund um die Nester herausgekrochen. Es sind die riesenhaften Jungköniginnen, die mit einem Zentimeter deutlich größer sind als eine normale Ameise. Diese Generation hat nur eine einzige Aufgabe: Fortpflanzung. Sobald es dunkel wird, machen sich die geflügelten Ameisen zum Hochzeitsflug auf und verschwinden in der Nacht. Irgendwo anders werden die jungen Königinnen dann nach erfolgreicher Begattung – die übrigens im Flug vollzogen wird – ein neues Volk gründen.Man braucht keine Sorgen zu haben, dass nun der ganze Garten von Abertausenden Ameisennestern kolonisiert wird, wenn ein solches Massenauftreten zu beobachten ist. Die Geschlechtstiere erscheinen nur einige Tage, verlassen das Heimatnest und kehren dann nie wieder zurück. Die großen Mengen der Flugameisen erklären sich dadurch, dass die allermeisten ihren Jungfernflug nicht überleben. Ein großer Teil von ihnen wird von Vögeln oder Fledermäusen gefressen. Damit sind sie aufgrund ihrer großen Menge eine wichtige Nahrungsgrundlage für zahlreiche insektenfressende Tiere.

Insekten als Schädlingsbekämpfer

Nützlinge:
Eigentlich soll man nicht zwischen „Nützlingen“ und „Schädlingen“ unterscheiden. Die Natur kennt das Konzept „gut“ und „böse“ nicht. Der Mensch schon. Im Pflanzenbau können ganz kleine Tierchen Gärtnern, Land- oder Forstwirten ganz große Sorgen bereiten. Gift ist dabei nie die beste Lösung. Diese Lektion hat die Menschheit nach der DDT-Krise zwar noch nicht vollständig verstanden, aber man hat dazu gelernt.

Läusekiller: Der gezielte Einsatz biologischer Schädlingsbekämpfung mit „nützlichen“ Insekten wird heutzutage immer öfter praktiziert. Denn die Natur hat für jedes Problem eine Lösung parat, sprich: Für jeden kleinen Fiesling, der irgendwelche Nutzpflanzen befällt, gibt es einen noch größeren Fiesling, der sich von diesem ernährt. Die Florfliege ist ein Paradebeispiel dafür. Andere bestellbare Läusekiller sind Marienkäfer, Blattlauswespen oder Schwebfliegen. Auch für andere Spezialfälle gibt es Lösungen, zum Beispiel mit parasitierenden Schlupfwespen oder anderen natürlichen Feinden.