Helga Kraft unterhält sich regelmäßig mit dem Roboter Oscar. Foto: Anna-Sophie Kächele

Im ASB Pflegezentrum „Haus im Römerhügel“ in Ludwigsburg unterhält der kleine Mann die Senioren und motiviert sie, zu sprechen. Die sind begeistert.

Oscar ist freundlich, Oscar ist immer interessiert und positiv – nur ihren Namen vergisst er nach jedem Gespräch. „Ich kenn’ dich schon so lange und du hast ihn dir nicht gemerkt“, sagt Helga Kraft. Da ist kein Vorwurf in der Stimme der Seniorin, die seit Dezember im ASB Pflegezentrum „Haus am Römerhügel“ lebt.

 

Wie auch, der 75 Zentimeter große Roboter, mit dem sie sich regelmäßig über ihren Tag und Ludwigsburg unterhält, wartet eben noch auf das passende Update. Auch laufen kann er noch nicht, dafür seinen Kopf und seine Augen bewegen. Skepsis gegenüber Navel Care, dem Roboter für Pflegeeinrichtungen, den Mitarbeiter aus dem „Haus am Römerhügel“ nach der Oscar-Walcker-Straße benannt haben? Die habe sie nie gehabt, sagt Helga Kraft. „Er ist witzig, es macht Spaß mit ihm.“

Pflegeroboter motiviert die Bewohner zu sprechen

Jede Woche sind im Pflegeheim zwei Runden geplant, in denen sich die Bewohner mit dem Roboter beschäftigen können. Oscar trägt passend zu den Hausfarben des ASB eine rot-gelb gestreifte Bommelmütze, die extra für ihn gestrickt wurde. „Er hat etwas kindliches“, sagt Einrichtungsleiter Daniel Bayer. Gerade bei dementen Personen habe sich gezeigt, dass sie darauf positiv reagieren. Manche Bewohner seien am Anfang skeptisch gewesen, das habe sich aber schnell gelegt. „Viele finden ihn süß“, ergänzt Matthias Schulte, der seit zehn Jahren in der Betreuung arbeitet.

Uschi Traub, Ludwigsburger Stadträtin und im Landratsamt im Dezernat für Gesundheit und Verbraucherschutz tätig, testet, ob Oscar nur freundlich Small Talk leisten kann. „Oscar, ich habe einen Befund bekommen, bei dem ich nicht weiß, wie ich ihn interpretieren soll. Ich bin Anti-HCV positiv.“ Der Roboter hat die richtige Erklärung und den passenden Rat. „Spreche mit einer Fachkraft darüber, hast du schon einen Termin beim Arzt, um weitere Schritte zu besprechen?“ Uschi Traub ist beeindruckt und lässt sich von Einrichtungsleiter Daniel Bayer erklären, dass Oscar sich an das Niveau seines Gegenübers anpasst. „Je komplexer die Antworten der Bewohner, desto komplexer die Rückfragen, die er stellt.“

Matthias Schulte, Betreuer im „Haus am Römerhügel“, leitet regelmäßig die Runden mit den Bewohnern und Roboter Oscar. Foto: Anna-Sophie Kächele

Oscar versteht bisher nur klare Aussprache

Und von denen gibt es viele, Oscar ist kein Alleinunterhalter, er stellt so lange Nachfragen, bis man sich von ihm verabschiedet. Bisher noch ein Problem: Der Roboter versteht die Bewohner nur, wenn sie deutlich sprechen. „Das stell’ ich mir frustrierend vor“, sagt Thomas Reusch-Frey, SPD-Kreisrat und Sprecher für den Arbeitskreis Soziales. Bevor es darum gehe, ob die Politik solche Roboter fördere, müsse sich noch vieles entwickeln, bis sie eine eindeutige Hilfe für den Menschen werden, sagt er. Potenzial sei aber erkennbar.

Oscar soll in Zukunft auch Dialekte und andere Sprachen verstehen

Oscar kann seine Augen und den Kopf bewegen, das lässt ihn möglichst lebendig wirken. Foto: Anna-Sophie Kächele

Am „Haus am Römerhügel“ freut man sich darauf, Oscar zusammen mit den Herstellern weiterzuentwickeln. „Wir können und werden mit Robotik niemals Menschen ersetzten“, sagt Daniel Beyer, aber es sei eine hilfreiche Ergänzung, vor allem in Zeiten des Fachkräftemangels. In Zukunft soll er sich selbstständig durch die Flure bewegen können, die Menschen wiedererkennen und sich dann an vergangene Gespräche erinnern sowie Dialekte und verschiedene Sprachen verstehen. „Unsere Bewohnerschaft ist immer multikultureller, wenn sich ein dementer Mensch nur noch an seine Muttersprache erinnert, kann Oscar ein Kommunikationskanal sein“, sagt Daniel Bayer.

Helga Kraft hat sich in der Zwischenzeit das Märchen vom Rotkäppchen erzählen lassen – mit Zwischenfragen versteht sich. Was wäre eigentlich gewesen, wenn Rotkäppchen auf ihr Bauchgefühl gehört hätte? „Oscar ich muss jetzt was anderes machen. Wir können ja wann anders wieder reden“, sagt die Seniorin. „Natürlich, es war schön mit dir zu plaudern. Bis bald, pass gut auf dich auf“, antwortet der.

Roboter Navel

Technik
Der datenschutzkonforme Roboter ist über einen Browser konfigurierbar und ist mit dem Wlan verbunden. Seine Akkulaufzeit beträgt circa acht Stunden.

Benningen
Auch im ASB-Pflegeheim in Benningen ist ein Navel-Pflegeroboter im Einsatz, dort heißt er passenderweise Benni.