Mit Mundschutz: Bettina Kaspar im Café Nast. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Bettina Caspar vom Café Nast hofft auf Lockerungen für die Gastro – und versucht, die Krise positiv zu sehen. „Aus jeder Katastrophe kann man lernen“, sagt sie im Interview.

Stuttgart - Für Bettina Kaspar sind die Corona-Einschränkungen eine Katastrophe: Die Inhaberin von Bäckerei Konditorei Café Nast kämpft wie alle Kollegen mit Umsatzeinbrüchen. Aber die Not macht erfinderisch, findet sie.

Frau Kaspar, die Menschen haben sich mit Mehl und Hefe eingedeckt. Wird mehr zu Hause gebacken als beim Bäcker gekauft?

Die Menschen haben jetzt Zeit dazu. Und ich finde es gut, dass zu Hause mehr gebacken wird. Dann sehen sie, wie viel Mühe es macht, ein Brot hinzubekommen, das gut schmeckt.

Nast ist auf die Innenstadt konzentriert. Seit Montag dürfen wieder mehr Geschäfte öffnen. Spüren Sie einen Effekt?

Bisher nicht viel. Wenn Wochenmarkt ist dienstags und donnerstags, kommen mehr Menschen in die Stadt. Ansonsten ist wenig los, die Büros sind nach wie vor leer. Es ist schwierig abzuschätzen: Wir können gerade überhaupt nicht vorhersagen, welche Mengen an einem Tag abgesetzt werden. Aber in der Tendenz ist es besser als zuvor.

Wie geht es der Branche?

Ich will eigentlich nicht jammern. Aber man muss sagen: Die Situation ist eine Katastrophe für das gesamte Handwerk. Unsere Cafés sind seit dem 21. März geschlossen, sie machen die Hälfte unseres Umsatzes aus. Auch der Ladenverkauf ist stark zurückgegangen. Das geht fast allen Bäckern so. Bei uns ist die Gewinnspanne nicht so groß. Vielen Kollegen sind die Zulieferungen an die Gastronomie, an Kantinen weggebrochen. Vor den Bäckereien bilden sich manchmal lange Schlangen: Das sieht vielleicht nach viel Kundenzustrom aus, aber letztendlich ist es viel, viel weniger als vor Corona. Im Laden selbst sind ja kaum Leute. Wir haben zum Glück noch tolle Stammkunden, die uns die Treue halten und den Weg zu uns finden.

Bekommen Sie keine staatlichen Hilfen?

Nein, nichts. Die Grenze sind 50 Mitarbeiter für die staatliche Hilfe ohne eine Rückzahlung. Alle Betriebe mit mehr als 50 Mitarbeitern können diese Hilfe nicht beantragen. Deshalb ist jeder weitere Tag mit den Einschränkungen eine Herausforderung für unsere Betriebe. Das ist hart, wenn man so lange gearbeitet hat, um ihn aufzubauen.

Was wünschen Sie sich?

Ich finde, die Politiker machen einen wirklich guten Job. Man kann gar nicht sagen, was richtig ist und was falsch. Aber mit diesen Einschränkungen ist die Branche bald am Boden. Wir hoffen, dass Möglichkeiten gefunden werden, wie wir diese Krise überstehen können. Ich wünsche mir, dass wir die Gastronomie wieder aufmachen dürfen, zumindest teilweise. Irgendwann muss man es wagen. Wir sind sehr ideenreich und kommen mit allen Vorgaben zurecht. Mich hat es selbst überrascht, wie sehr die Not erfinderisch macht.

Zum Beispiel?

Meine Söhne haben innerhalb von zwei Wochen einen Online-Shop konzipiert. Wir liefern die Bestellungen auch aus. Und unseren Mittagstisch bieten wir jetzt to go an. Man muss schauen, dass man Geld in die Kasse bekommt – mit allen möglichen Mitteln. Aus jeder Katastrophe kann man lernen. Ich versuche, es optimistisch zu sehen, Diese ganze Situation ist weltweit schlimm, in Deutschland geht es uns noch vergleichsweise gut.