Das Parklet in der Tübinger Straße war im Sommer 2016 oft voll besetzt. Foto: K. Wesely

Auch diesen Sommer dürfen wieder Parkplätze in der Innenstadt munter umgenutzt werden – was mit Sicherheit wieder einige Autofahrer auf die Palme bringen wird.

Stuttgart - Die Bezirksvorsteher der Innenstadt haben sich intern mit der Straßenverkehrsbehörde darauf geeinigt, unter bestimmten Bedingungen weiterhin Parklets zu erlauben. Nun haben alle Stuttgarter die Möglichkeit, am Straßenrand ein Parklet zu errichten, dessen Größe ein bis drei Stellplätzen entspricht. Wer ein Parklet bauen und betreuen will, muss einen Antrag stellen. Das Parklet muss dabei einige Kriterien erfüllen – es muss beispielsweise einen Verantwortlichen geben, ab 22 Uhr sollte Ruhe herrschen und ein Mehrwert sollte erkennbar sein. Außengastronomie ist nicht erlaubt. Allerdings können Gastronomen und Ladenbesitzer als Privatpersonen durchaus auch Parklets in der Nähe ihres Restaurants, Cafés oder Büros platzieren. Über die Parklet-Idee wird anschließend im zuständigen Bezirksbeirat befunden.

Die ersten Parklets entstanden im Sommer 2015 in der Innenstadt. Einen kleinen Boom erlebten die Bretterbuden und -verschläge im vergangenen Jahr. Insbesondere an belebten Orten wie der Tübinger Straße wurden sie gut angenommen. Aber die insgesamt elf Parklets lösten auch eine hitzige Kontroverse aus, die vornehmlich auf der Internetplattform Facebook ausgetragen wurden. Kritisiert wurde der zeitweilige Wegfall von Parkplätzen, was den Parkdruck weiter erhöhe. Durch die Parklet-Aktion waren etwa 30 der insgesamt etwa 33 000 Parkplätze, die in den fünf Innenstadtbezirken zur Verfügung stehen, den Sommer über blockiert.

Die Parklets gehören zum Reallabor

Die vorübergehende Umnutzung von Parkplätzen ist nur eines von sechs Projekten des „Reallabors für nachhaltige Mobilitätskultur“ in der Stadt. Dabei werden an der Universität Stuttgart seit 2015 neue Formen des Wissenstransfers erprobt. Mit Reallaboren an sechs weiteren Hochschulen in Baden-Württemberg gehört das Stuttgarter Labor zu den geförderten Projekten des Landesprogramms „Stärkung des Beitrags der Wissenschaft für eine nachhaltige Entwicklung“. Angelegt ist es auf drei Jahre. Der Praxisteil, zu denen die Parklets gehören, ist nun abgeschlossen. Aber die Stadt will einige der Ideen des Reallabors, darunter offenbar auch die Parklets, weiterführen.

Im Reallabor arbeiten unterschiedliche wissenschaftliche Bereiche wie Sport, Kultur, Technik oder Städtebau zusammen. Das Herzstück dieser modernen Art der Forschung aber ist die Beteiligung der Bürger: Es wird nicht über sie geforscht, sondern mit ihnen. Mit im Boot sitzt zudem die Stadtverwaltung, etwa das Ordnungsamt, das die nötigen Parkplätze für die Parklets freigibt. Gemeinsame Aufgabe ist es, Veränderungsprozesse in der Stadt in Gang zu bringen und auszuwerten. Konkrete, realitätserprobte Mobilitätskonzepte sollen daraus hervorgehen. Neben den Parklet-Projekt gibt es noch die Stäffele-Galerie, der Verkehrshotspot Marienhospital, die Bürger-Rikscha, das freie Lastenfahrrad und die Radel-App.