Die Wirtschaftsförderer in der Stadt Ludwigsburg wollen wissen, wie viel in der City zu welchen Zeiten los ist. Foto: /Simon Granville

In Kooperation mit einem Unternehmen aus Stuttgart erfasst die Stadt an 21 Stellen in der Stadt Handys. Was bezweckt sie damit? Und was ist mit dem Datenschutz?

Jeder und jede, die künftig durch die Ludwigsburger Innenstadt läuft und ein Handy dabei hat, wird automatisch erfasst. Die Stadt hat in der vergangenen Woche gemeinsam mit dem Unternehmen Zoi, einem IT- und Cloudexperten aus Stuttgart, den ersten Zähler in der Asperger Straße am Eingang zum Oberpaur installiert.

Weitere sollen in den kommenden Wochen an insgesamt 21 Stellen in der Innenstadt folgen: in der Kirch-, Mylius-, See-, Schiller- und Solitudestraße, am Arsenalplatz und am Holzmarkt beispielsweise.

Müssen sich Bürgerinnen und Bürger Sorgen um ihre Daten machen? Ist das gar der Beginn des Orwellschen Überwachungsstaats? Mitnichten, verspricht Projektleiterin Jolanta Gatzanis. „Der Sensor erfasst lediglich das Gerät“, sagt die Gesamtkoordinatorin des Innovationsnetzwerks der Stadt Ludwigsburg. Dazu müsse das Smartphone mit Wifi ausgerüstet und empfangsbereit sein. Alles laufe datenschutzkonform – also ohne individuelle Nutzerdaten zu erfassen – ab, versichert Jolanta Gatzanis.

Bislang zählte die Stadt per Hand

Das automatisierte Zählsystem soll der Wirtschaftsförderung dabei helfen, „die Standortentwicklung in der Innenstadt zu analysieren“. Heißt: aus den Besucherströmen will man Erkenntnisse gewinnen, die letztlich dazu beitragen, die City attraktiver zu machen. Bislang hat die Wirtschaftsförderung an 21 Standorten in der Innenstadt einmal im Jahr an drei Tagen „per Hand“ – mit entsprechenden Geräten – die Passantenströme erfasst. Das war natürlich ein riesiger Aufwand. Dass die Daten nun das ganze Jahr über und dauerhaft erfasst werden, macht die Messungen deutlich valider.

Technisch hätte es noch andere Lösungen gegeben, um die Frequenzstärke in der Innenstadt zu messen – zum Beispiel per Laserscanner oder Kameras, die an Hausfassaden angebracht werden. Eine solche Lösung kam für die Wirtschaftsförderer aber nicht in Frage, denn sie seien „meist mit großem Aufwand verbunden, beispielsweise der Abfrage bei den Eigentümern und Eigentümerinnen sowie der Anbringung und Instandhaltung der Geräte“, heißt es. Um den Aufwand zu reduzieren und das Prozedere zu automatisieren, entschied man sich, gemeinsam mit Zoi und den Stadtwerken einen digitalen Passantenfrequenz-Zähler zu entwickeln. Zoi-Geschäftsführer Benjamin Hermann: „Das Pilotprojekt wird uns eine valide Datenbasis und zuverlässige Erfahrungswerte liefern, die in ähnlicher Form auch in anderen Städten in Deutschland erste Schritte in Richtung Smart-City sein können. Dass Ludwigsburg hier eine Vorreiterrolle einnimmt, freut uns als Baden-Württemberger besonders.”

Wie helfen die Daten?

Wie genau die Daten letztlich helfen, die Innenstadt zu beleben, das sei indes noch nicht so richtig klar. „Da müssen wir einfach auch viel ausprobieren“, sagt Jolanta Gatzanis. Letztlich gehe es darum, Wege zu finden, Gebiete, die wenig frequentiert sind, zu beleben.

Erkenntnisse erhoffen sie und ihre Kollegen sich beispielsweise darüber, wie gastronomische Angebote oder das Wetter die Frequenz beeinflussen. Auch ob Aktionen von Händlern oder Feste sowie Baustellen die Besucherströme an den jeweiligen Stellen der Ludwigsburger Innenstadt verändern. „Interessant sind für uns zunächst die Ausreißer“, sagt Gatzanis, „die wollen wir dann versuchen zu erklären.“