In der Sprache entzweit, am Ende in der Nachbarschaft vereint – das Duo zwei Herren spießt Foto: Martin Bernklau

Das Kabarett-Duo Zwei Herren gibt im städtischen Lapidarium zweisprachige Übersetzungshilfen.

Innenstadt - Das Lapidarium an der Karlshöhe war ein erstaunlich angenehmer Ort in der Hitze des späten Nachmittags. Zwischen den ehrwürdigen Steinresten des alten Stuttgart und im Schatten der Bäume trat dort das Comedy-Duo Zwei Herren auf, vor einem fast hundert Köpfe zählenden Publikum. Den Titel „Hä- [’wi:bidde]?“ muss man sich als phonetischen Ulk um schwäbisch-hochdeutsches Unverständnis vorstellen.

Wie im richtigen Leben sind die beiden Herren von hier und von dort. Achim Meyer in seiner Hausmeisterkluft ist nicht nur eingeborener Schwabe, sondern auch studierter Pianist, Mathematiker, Schulmusiker und Studienrat aus der Schillerstadt Marbach. Seinen Kompagnon hat es vor rund zwanzig Jahren aus Westfalen ins Schwäbische verschlagen. Die Wurzeln des professionellen Sprechkünstlers Peter Gorges reichen allerdings tief ins Badische und sogar nach Sachsen. Seit zehn Jahren machen die beiden musikalisches Kabarett.

Ums Schaffen geht es bei einem Hausmeister, selbst wenn der seltsamerweise so klasse Klavier spielt wie dieser Meyer. Für die Kehrwoch’, die „oifach drzu g’hört“, bekommt der rei’gschmeckte und vielleicht eher etwas intellektuelle Herr Nachbar über sein knallrotes Westchen erst mal einen Schafferkittel verpasst. Das Schneuztuch dazu sei sogar „amol frisch g’wasche gwä“, versichert der Fachmann fürs Schwäbische. Dass es vorrangig darauf ankommt, beim Besenhalten gesehen zu werden, gehört zu den eher beiläufigen Belehrungen.

„Wir Schwaben sind halt hartnäckig, wenn’s um einen guten Zweck geht“

Das Duo belässt es nicht beim Witzeln über allfällige Klischees, wobei übrigens die bescheidenen Schwaben bei diesem selbstironischen Heimspiel eher ein wenig schlechter wegkommen als die vom Schicksal irgendwie hierher Verschlagenen. Die Neigung schwäbischer Unterschichtler zu unfreiwilligen Verballhornungen eigenartiger Fremdwörter sind den Herren ein dankbares Thema für wahre Wortkaskaden in Pingpong-Manier: Pygmäen, Pyrenäen, Pigment, Piment, Pergament, Fragment – oder vom homerischen Helden Hektor über den Hektar zum Nektar zum Neckar.

Wobei man beim Wasser war und beim Waschen. Die ortsübliche Sparsamkeit lässt als nachhaltige Wiederverwertung, neudeutsch Recycling, mit demselben Wasser nämlich erst die weiße, dann die dunkle Wäsche waschen, hernach Flur und Stiege damit wischen und schließlich den gebrauchten Rollsplitt noch für den nächsten Winter auf Vorrat reinigen. Es geht bei der Einführung in die Lebensart und beim Übersetzen von der Maultasch’ über Grombiara oder norddeutsches „Himmel on Ääd“ ums Essen. Es geht um die Weiber, „a Weib“, wie Hedwig, die Fleischerei-Fachverkäuferin, Metzger sagt man hier: „Verliebt, verlobt, verwunken – und dann verschmäht“.

Jenseits von Schwaben richtig schön waren auch der Entschleunigungs-Song fürs digitale Zeitalter mit der Percussion einer guten alten Schreibmaschine oder der Zahnweh-Ulk „Au Backe“. Über allem aber stand die unerbittliche Devise zum Lernen des Dialekts: „Wir Schwaben sind halt hartnäckig, wenn’s um einen guten Zweck geht.“ So wurden sie Freunde, die Zwei Herren, besser noch: echt gute Nachbarn. Das Duo bekam ausdauernd Beifall.