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Die NSU-Terrorzelle um die Hauptangeklagte Beate Zschäpe war in Baden-Württemberg aktiver als bisher bekannt. Innenminister Gall (SPD) rechnet noch mit wochenlangen Ermittlungen.

Stuttgart/München - Wenige Tage vor dem mit Spannung erwarteten Prozess in München gegen den Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) und die Hauptangeklagte Beate Zschäpe verfolgen die Ermittler zunehmend Spuren auch in Baden-Württemberg. „Wir wissen, dass Mitglieder der Terrorzelle früher öfters im Land waren“, sagte Landesinnenminister Reinhold Gall (SPD) im Interview mit unserer Zeitung. Man habe in den Unterlagen der NSU-Bande auch Stadtpläne von Stuttgart, Ludwigsburg und Heilbronn gefunden. „Es ist auffällig, dass auf diesen Stadtplänen unter anderem Banken, Polizeidienststellen und Parteibüros angekreuzt waren“, so Gall. Zudem stehe inzwischen fest, „dass Mitglieder der NSU-Zelle früher bei Konzerten rechtsextremer Gruppen in Baden-Württemberg waren“. Der Minister sagte, es werde noch Wochen dauern, „um das Netzwerk an Kontakten zu entflechten“, das die NSU-Zelle im Südwesten hatte. Auf das Konto der NSU-Terrorzelle geht auch der Mord an der Böblinger Bereitschaftspolizistin Michèle Kiesewetter im April 2007 in Heilbronn.

Als Konsequenz aus der NSU-Mordserie muss laut Gall „die rechtsextremistische Szene künftig noch mehr als bisher unter die Lupe“ genommen werden. Polizei und Verfassungsschutz seien ebenso gefordert wie die Bürger. „Wenn sich extremistische Konzerte anbahnen oder rätselhafte Vermietungen von Sälen anstehen, müssen die Menschen Zivilcourage zeigen und die Sicherheitsbehörden informieren.“

Der Hotel- und Gaststättenverband hat für seine Mitglieder inzwischen einen Ratgeber mit Hinweisen erstellt, wie Mietversuche von Rechtsextremen erkannt und im Vorfeld verhindert werden können. Zu dem Ratgeber gehört eine Übersicht an Wappen, Bekleidungsmarken und Zahlencodes.