Ferienbetreuung für alle wie hier im Waldheim Feuerbach, soll es in allen Jugendeinrichtungen der Stadt geben Feuerbach Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Das Jugendamt der Stadt Stuttgart hat noch nicht alle Aufgaben zur Inklusion behinderter Kinder lösen können. Insbesondere in Einrichtungen für Jugendliche ist das Potenzial zwar groß, die Mitarbeiter sind aber mit der Aufgabe überfordert. Auch Kitas kommen zunächst ohne sonderpädagogische Begleiter für Behinderte nicht aus.

Stuttgart - Im Herbst 2011 hat der Gemeinderat das Jugendamt beauftragt, die Inklusion von Kindern und Jugendlichen voranzubringen. Inzwischen besuchen rund 218 Kinder mit Behinderung eine der 134 öffentlichen Kindertagesstätten. Auf diesem Niveau verharrt die Zahl, und auch die 170 behinderten Kinder in den Schulkindergärten – angeschlossen an Sonderschulen – werden nicht weniger. Offenbar scheuen Eltern den Wechsel auf eine reguläre Kita.

Das Jugendamt hat die Schwachstellen erkannt: In den Regeleinrichtungen sind die behinderten Kinder vollständig auf eine Eingliederungshilfe angewiesen. Wolle man aber eine Pädagogik in der Kita, die alle erfasst, also inklusiv ist, könnte man zwar auf die Eingliederungshilfe verzichten, bräuchte dann aber eine Integrationsfachkraft. „Das“, erkennt das Jugendamt, „ist angesichts des Fachkräftemangels schwierig.“ Gelungen sei dies bisher nur in einem Fall und nur „mit viel Aufwand und Idealismus“ der Beteiligten. Allerdings sehen die Ämter die Chance, dass Schulkindergärten ihre Erfahrung mit den Kitas teilen können.

Bei Schulen ist die Inklusion wesentlich mehr fortgeschritten. 700 Kinder werden inzwischen inklusiv an 73 Standorten unterrichtet. Der größte Teil dieser Kinder braucht Hilfen beim Lernen, 20 Prozent im sozial-emotionalen Bereich. Die Nachfrage lässt sich zudem an der steigenden Zahl der Schulbegleitungen ablesen. 2008 waren es noch 40, im Jahr 2013 waren es schon 102. Auch hier sieht das Jugendamt Nachholbedarf: Würde die Schule die Ressourcen zur Begleitung der Kinder von sich aus zur Verfügung stellen, müssten keine Schulbegleiter mehr finanziert werden.

Behinderte Kinder besuchen über Jahre hinweg Kitas und Schulen, die Erzieher und Lehrer können sich also auf deren Bedürfnisse gut einstellen. Dies ist in der offenen Jugendhilfe wie auf Jugendfarmen, in Waldheimen oder bei der Mobilen Jugendarbeit nicht der Fall. „Dort stehen wir tagesaktuell immer wieder vor neuen Herausforderungen“, sagt Sieghard Kelle, der Geschäftsführer der Jugendhaus-Gesellschaft. Er erinnerte außerdem daran, dass die Arbeit dort in vielen Fällen von Jugendlichen im Ehrenamt geleistet wird.

Jörg Schulze-Gronemeyer von der Evangelischen Kirche sagt, man müsse sehr genau abwägen, wo Inklusion möglich sei. Zuletzt hätten 75 behinderte Kinder die Waldheime besucht, die Hälfte davon mit ihren Integrationshelfern, die anderen in Begleitung des Personals ihrer Behinderteneinrichtung. Das Jugendamt ist sich sicher: Die offene Kinder- und Jugendarbeit bietet „ein großes Potenzial, um Angebote im Sinne der Inklusion für neue Zielgruppen zu öffnen“.

Einige Kooperationen zwischen Jugendhäusern, Förderschulen, Sonderschulen oder Behinderteneinrichtungen gibt es bereits. Für eine weitere Verzahnung der Angebote braucht die Verwaltung jedoch Personal: Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer fordert zwei volle Stellen für Inklusion für das Jugendamt, Stefan Spatz sieht denselben Bedarf für sein Amt. Entsprechende Anträge werden dem Gemeinderat zu den Haushaltsplanberatungen vorgelegt.