Pflaum, Neubrandt, Röder (v. re.) vorm Kampagnenplakat Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

In Inklusionsunternehmen sind mindestens 25 Prozent der Beschäftigten behindert. Der Kommunalverband für Jugend und Soziales wirbt nun mit einer Kampagne landesweit für deren Dienste. Das erste Großplakat ist seit Mittwoch nahe des Rotebühlplatzes zu sehen.

Stuttgart - Überlebensgroß lächelt Bianca Christ seit Mittwoch auf die Rotebühlstraße herab. Die sympathische Buchhandelsassistentin ist Teil einer landesweiten Kampagne, die für behinderte Arbeitnehmer und Biancas Arbeitgeber, ein Second-Hand-Kaufhaus, wirbt. Es ist eines von 80 Inklusionsunternehmen in Baden-Württemberg, die sich in den verschiedensten Branchen dem Markt, der Konkurrenz und ihrer Verantwortung stellen: „Mindestens 25 Prozent ihrer Beschäftigten sind behindert“, erläutert Bernhard Pflaum vom Kommunalverband für Jugend und Soziales (KVJS), dem Initiator der Kampagne.

Viele Firmen zahlen lieber eine Abgabe

„Nicht nur die Behinderten, sondern auch deren Eltern wollen mehr Normalität für ihre Kinder“, sagt Werner Neubrandt, dessen Stuttgarter Firma unter anderem Cap-Märkte betreibt. Wie er ist auch Geschäftsführer Wolfgang Röder ein konkurrenzfähiger Marktteilnehmer mit seiner Gebäudemanagement-Firma Carisma. Erst kürzlich setzte sich diese gegen die Konkurrenz durch: „Wir tragen neuerdings das Gebäudemanagement im Haus der Katholischen Kirche.“

Der KVJS unterstützt die Inklusionsunternehmen finanziell. Das Geld dafür stammt aus einem jährlich mit knapp 80 Millionen Euro gefüllten großen Topf, gefüttert von etwa 9600 Firmen aus Baden-Württemberg, die die Beschäftigungsquote für schwerbehinderte Menschen nicht erfüllen und stattdessen eine Abgabe zahlen. Vielleicht ändert sich das ja, wenn die insgesamt 1500 Plakate Aufmerksamkeit erregen und bei Kunden das Inklusionsgewissen wecken.