Eine Arbeitsgruppe hat am Fellbacher Bahnhof einen Infostand aufgebaut. Foto: Patricia Sigerist

Bei dem Projekt „Handicap trifft Haltestelle“ berichten Betroffene, was ihnen im Alltag unterwegs hilft. Das Projekt wird von der Stadt Fellbach in Kooperation mit der SSB ausgeführt und gefördert durch das Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg.

Fellbach -

Arne Jöns findet sich mit dem Blindenstock eigentlich ganz gut zurecht in Fellbach. Seit 2010 sieht der Fellbacher so gut wie nichts mehr: „Ich konnte mich relativ gut damit arrangieren und brauche unterwegs nur wenig Hilfe.“

Auf geraden Strecken in Haltestellen- und Straßennähe nutzt Arne Jöns die Blindenleitlinien. Diese Rillen sind in die Straße eingelassen und signalisieren dem Sehbehinderten, dass es geradeaus geht. Erhöhte Aufmerksamkeit ist geboten, wenn der Blindenstock statt der Rillen plötzlich Noppen ertastet. Das ist bei Änderungen, zum Beispiel bei einem Zebrastreifen oder dem Buseinstieg, der Fall.

Wir freuen uns, wenn uns Hilfe angeboten wird, aber ohne Bevormundung

Schwierig wird es, wenn unerwartete oder neue Hindernisse seinen Weg kreuzen. So ist Arne Jöns beispielsweise bei einer Baustelle auf die Hilfe von Passanten angewiesen. „Generell würde ich mir weniger Berührungsängste wünschen. Wir freuen uns, wenn uns Hilfe angeboten wird, aber ohne Bevormundung. Also nicht einfach schnappen, sondern ansprechen und fragen. Und es muss auch respektiert werden, wenn man nein sagt“, sagt Arne Jöns, der sich im Blinden- und Sehbehindertenverband Württemberg und in der Arbeitsgruppe „Barrierefreies Fellbach“ engagiert.

Um solche Dinge zu verbreiten und um über anstehende und notwendige barrierefreie Umbauten zu sprechen, hatte die Fellbacher Arbeitsgruppe am Donnerstag einen Infostand am Bahnhof aufgebaut. „Handicap trifft Haltestelle“ lautete das Projekt – es wird von der Stadt Fellbach in Kooperation mit der SSB ausgeführt und gefördert durch das Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg. Dabei berichten Betroffene wie Arne Jöns oder Simon Maier, der im Rollstuhl sitzt, von ihren Wünschen bezüglich des öffentlichen Nahverkehrs und dem Umgang mit anderen Passanten. „Wir wollen die selben Möglichkeiten haben wie Menschen ohne Behinderung“, sagt Simon Maier.

Zudem werden einige Haltestellen mit einem Fahrgastinformationssystem ausgestattet

Weil nicht zuletzt die Mobilität entscheidend zu einem selbstbestimmten Leben beiträgt, werden derzeit die Bushaltestellen im Stadtgebiet barrierefrei gestaltet. Eine der Vorhaben dabei ist es, sogenannte Buskapsteine zu verlegen, die mit einer Eigenhöhe von 18 Zentimetern den Höhenunterschied zwischen Haltestelle und Buseinstieg verringern sollen.

Zudem werden einige Haltestellen mit einem Fahrgastinformationssystem ausgestattet. Damit kann über verschiedene Medien auf die jeweils relevanten Informationen zugegriffen werden. „Dieser Umbau ist schon in vollem Gange. Aber es geht eben auch darum, generell für die Bedürfnisse von Betroffenen zu sensibilisieren und für mehr Achtsamkeit zu sorgen“, sagt Michaela Gamsjäger von der Stabsstelle Senioren, Integration und Inklusion. Dafür sei es wichtig, Bürger auf das Thema und die Nöte der Behinderten aufmerksam zu machen, sagt die Inklusionsbeauftragte der Stadt.

Diesen Job hatte am Donnerstagvormittag Kristina Korobhova. Wer an der Mitarbeiterin der Stabsstelle vorbeiging, wurde angesprochen, mit einem Flyer versorgt und im besten Fall noch zu einem Gespräch mit den Betroffenen an den Stand gelotst.