In der neuen Kreativwerkstatt im Burgenlandzentrum wird auch für die Firma Bosch gefilzt Foto: Torsten Ströbele

Das ehemalige Behindertenzentrum hat seine inklusiven Projekte im Burgenlandzentrum und auf dem Feuerbacher Balkon vorgestellt.

Feuerbach - Das Bhz (ehemals Behindertenzentrum) und seine Projekte haben Feuerbach verändert, sagte schon Pfarrer Timmo Hertneck im Jahr 2013, als er noch Vorstandsvorsitzender des diakonischen Trägers war. „Wir sind im Bezirk willkommen. Hier ist in den vergangenen Jahren etwas Großes passiert. Wir sind zwar nicht im Paradies, aber in Feuerbach.“

Werkhaus, Tafelladen, Wohnen auf dem Feuerbacher Balkon und im Föhrichhof sowie das Projekt „Arbeit. Betreuung. Inklusion“ (A.B.I.), das in der Lutherkirche umgesetzt wurde: All das bietet das Bhz in Feuerbach. Zwei dieser Projekte wurden am Dienstag im Rahmen einer Presserundfahrt noch einmal genauer vorgestellt.

Erste Station war das Burgenlandzentrum. In den ehemaligen Räumen der Lutherkirche ist seit Ende vergangenen Jahres eine Kreativwerkstatt des Bhz zu finden. Bis zu 20 Beschäftigte arbeiten dort vornehmlich mit Filz. Da wäre beispielsweise Kerstin Faff, die sich nicht nur beim Bhz, sondern auch im Burgenlandzentrum pudelwohl fühlt: „Hier wird auf mich Rücksicht genommen, die Atmosphäre ist toll und die handwerkliche Arbeit liegt mir.“ Stolz zeigt sie einen Teil der Feuerbacher Filz-Viecher, die sie hergestellt hat – darunter Ella Eule und Bastian Biber.

Wohngemeinschaft besteht seit 2012

Das Besondere an dem Projekt A.B.I. ist allerdings, dass auch Menschen mit einem hohen Assistenzbedarf am Alltag im Burgenlandzentrum teilhaben können. „Es gibt Betreute, die zu stark für diesen klassischen Förder- und Betreuungsbereich sind, aber zu schwach, um regelmäßig mehrere Stunden am Tag in unseren Werkstätten zu arbeiten“, sagt Leonie Seidel vom Bhz. Genau für diese Menschen sei das neue Projekt in Feuerbach gemacht. Ohne Druck könnten die Betreuten in der Kreativwerkstatt mitarbeiten oder in ihrem separaten Bereich aktiv werden und beispielsweise aus Kaffee-Kapseln Engel basteln. „Es ist für die Menschen wichtig, zu sehen, dass sie etwas leisten können“, sagt Seidel. Das Projekt verfolgt aber nicht nur einen Bhz-internen, inklusiven Ansatz. Man möchte sich auch nach außen hin öffnen. „Demnächst werden wir die Bürger für ein oder zwei Nachmittage pro Woche in unsere Werkstatt laden. Wir stellen das Material und den Platz, damit die Feuerbacher mit uns ihre kreativen Ideen verwirklichen können“, sagt Georg Acker vom Bhz.

Kreativ ist das Bhz auch beim Thema Wohnen. Den Wunsch nach mehr Normalität und Eigenständigkeit kann der diakonische Träger seit September 2012 insgesamt 13 Menschen mit Behinderung auf dem ehemaligen Krankenhaus-Areal, dem Feuerbacher Balkon, erfüllen. Fünf barrierefreie Appartements wurden angemietet. Dort leben die Menschen mit körperlichen und teilweise geistigen Behinderungen in Wohngemeinschaften. „Es gibt aber keine Hauswirtschaft, welche die Kühlschränke füllt“, sagt Isolde Vogt vom Bhz und schmunzelt. Einkaufen, Wäsche waschen, putzen, Müll trennen: Das sind alles Dinge, welche die Bewohner selbst erledigen müssen und die vor dem Einzug intensiv geübt wurden. Doch für den Notfall ist vom Bhz jemand rund um die Uhr vor Ort.

Linda Elsäßer lebt seit Dezember 2012 in einer der fünf Wohngemeinschaften. „Ganz früher war ich faul. Jetzt bin ich fleißig und viel selbstständiger geworden“, sagt die 26-Jährige und lacht. Dass sie einmal allein wohnen würde, war lange undenkbar. „In der Regel sind die Menschen mit hohem Hilfebedarf auf klassische stationäre Wohnheime angewiesen“, sagt Leonie Seidel. Dass es auch anders geht, hat das Bhz mit diesem Projekt bewiesen.