Francesco Montorselli organisiert „Wir-für-Weinstadt“ und kauft schon seit gut einer Woche für andere ein. Foto: Gottfried Stoppel

Allerorten im Kreis organisieren sich Initiativen für Daheim-Festsitzende. Bislang sei die Nachfrage überschaubar, sagt ein Aktivist, aber sie steige.

Rems-Murr-Kreis - Tempo gehört dazu bei einem, der als Crossgolfer aktiv ist oder als Handballtrainer bei der SG Weinstadt. Schnell am Start ist Francesco Montorselli (34) Anfang vergangener Woche auch gewesen, als es darum ging, sich auf die veränderte Welt in Zeiten der Corona-Pandemie einzustellen. Seitdem ist der Weinstädter Lehrer mit seiner Einkaufs-Hilfstruppe Wir-für-Weinstadt unterwegs – erreichbar per E-Mail unter WirfuerWeinstadt@web.de oder 01 52/27 10 94 76. Dank Verbindungen zu Vereinen ist bereits am vergangenen Mittwoch im Weinstädter Blättle ein gesponserter einseitiger Hinweis auf die Möglichkeit des Einkaufsdienstes erschienen, für alle, die nicht mehr selbst an ihre Lebensmittel kommen, beziehungsweise als Angehörige einer Risikogruppe den Gang zum Laden vermeiden sollten. Die Schnelligkeit hat in dem Fall mit seinen Wurzeln zu tun. Francescos Verwandtschaft stammt aus Italien, die Bildern von dort habe ihn rasch dazu gebracht, über Hilfsvorkehrungen hierzulande nachzudenken, sagt er.

Der Zuspruch war immens, sagt der Gründer der über Whatsapp organisierten Gruppe, aber zunächst vor allem derjenige derer, die auch mithelfen wollen. Die Adressenliste potenzieller Einkäufer im Dienste der Daheimbleibenden ist inzwischen auf 42 angewachsen. Und zusätzlich bestehen Kooperationen mit der ebenfalls mit demselben Ziel gestarteten Gruppe Weinstadt hilft, der städtischen Koordinationsstelle und den kirchlichen Initiativen in Weinstadt.

Auftragszahlen halten sich noch in Grenzen

Die Auftragszahlen haben sich in der vergangenen Woche allerdings in Weinstadt noch in Grenzen gehalten, berichtet Francesco: „Bisher habe ich noch alle zusammen mit meiner Freundin erledigen können und musste nicht auf die Whatsapp-Adressen zurückgreifen“. Wobei das System erfrischend schlicht ist. „Gibt es einen Auftrag, der erledigt werden soll, stell ich ihn in die Gruppe. Wer zuerst reagiert, erledigt ihn.“

Kontakte mit den Lebensmittelmärkten erleichtern die Sache natürlich für diejenigen, die für andere arbeiten. Man sei dabei, auch eine Art Nachweissystem für die Einkaufsaufträge zu installieren, so das die Betreffenden womöglich nicht in den Verdacht geraten, unter edlem Vorwand für den eigenen Keller zu hamstern.

Aktuell, so etwa seit Wochenbeginn, steigt in Weinstadt ebenso wie offenbar anderswo auch der Bedarf an ehrenamtlicher Einkaufsdienstleistung deutlich an. „Viele der Älteren reagieren jetzt vernünftiger und nehmen das Hilfsangebot an“, sagt Francesco Montorselli.

In Schorndorf ist die Internetseite www.schorndorf-hilft.de schon vor einigen Jahren eingerichtet worden, um die Hilfe für Flüchtlinge zu koordinieren. „Ende vergangene Woche haben wir die Homepage zu einem Hilfsportal in Zeiten des Coronavirus umgestaltet“, sagt Beate Härer, die bei der Stadt die Koordination für die ehrenamtlichen Hilfsdienstleistungen übernommen hat.

68 registrierte Helfer in Schorndorf

Eintragen können sich diejenigen, die Hilfe anbieten und die, die Hilfe suchen. Bisher haben sich 68 Schorndorfer als Helfer registriert. „Die Senioren, die Hilfe benötigen, melden sich lieber über das Telefon“, erzählt Beate Härer. Bisher hat sie allen weiterhelfen können: Es gab Einkäufe zu erledigen, ein Postfach zu leeren, eine kaputte Brille zum Optiker zu bringen oder Hemden bei der Reinigung abzuholen.

Etwas mehr als zehn Senioren haben sich bisher gemeldet. „Ich merke, dass es ihnen schwer fällt. Aber ich denke, dass sich das ändert, je länger es dauert“, sagt Beate Härer, die vermutet, dass viele noch auf Angehörige zurückgreifen. Sie versuche immer, Hilfe aus dem selben Quartier zu finden. „Ich finde es schön, wenn es einen Nachbarschaftsbezug gibt.“ In einigen Teilorten hätten sich auch eigene Initiativen gegründet, mit denen sie ebenfalls zusammenarbeitet.

Bisher wurden rund 5000 Handzettel verteilt, um auf das Angebot hinzuweisen, weitere 10 000 Flyer sollen folgen. „Wir haben auf jeden Fall noch genügend Kapazität an Helfern, und ich denke, dass sich weitere melden werden, wenn mehr Menschen wegen Kurzarbeit daheim bleiben“, sagt Beate Härer, der noch eine andere Art Unterstützung vorschwebt: „Ich würde gerne Telefongespräche vermitteln. Ich glaube dass es für viele Senioren schön sein könnte, mit jemandem zu reden.“

„Waiblingen liefert“ heißt das Projekt, bei dem Bürger in Waiblingen ehrenamtlich Lebensmittel und Medikamente vor die Wohnungstüre liefern. Hinter dem Ganzen sollte schon aus versicherungstechnischen Gründen eine Institution stehen, sagt dazu Timmo Hertneck, der Dekan des evangelischen Kirchenbezirks Waiblingen. Als Grundsatz gelte: Die Wohnung des Belieferten wird nicht betreten. Als Entschädigung bekommen die Helfer Kilometergeld, eine weitere Aufwandsentschädigung ist nicht vorgesehen. Das Projekt soll bis zum Abklingen der Epidemie laufen. Wer sich engagieren möchte, kann sich beim Dekanat (dekanatamt.waiblingen@elkw.de) melden.

Der DRK-Kreisverband Rems-Murr bietet ebenfalls einen Einkaufsservice an. Dieses Angebot richtet sich ausschließlich an Menschen, die sich aufgrund des Coronavirus’ in häuslicher Quarantäne befinden und nicht durch Familienangehörige, Freunde oder Nachbarn versorgt werden können. Im Raum Backnang ist der Dienst unter 0 71 91/8 83 11 oder mobiledienste.backnang@drk-rems-murr.de erreichbar. Rund um Murrhardt gilt die Nummer 0 71 92/39 33 oder mobiledienste.murrhardt@drk-rems-murr.de. Die Mobilen Dienste im Remstal sind unter 0 71 51/20 02 69 oder mobiledienste.remstal@drk-rems-murr.de. erreichbar

Eine Übersicht weiterer Initiativen findet man hier.