Die Kornwestheimer Band Unverdünnt sammelt bei Konzerten für die Afrika-Hilfe. Foto:  

Pandemie, Krieg und Inflation: Das Sammeln von Spenden und das Reisen in die afrikanischen Armutsregionen ist zur Herausforderung für Hilfsvereine im Kreis Ludwigsburg geworden.

Erst die Pandemie, dann der Krieg in der Ukraine und die Inflation: Der afrikanische Kontinent ist in den Köpfen vieler zurzeit etwas in den Hintergrund gerückt. Das ändert jedoch nichts daran, dass dort nach wie vor etliche Menschen in Armut leben und es am Nötigsten fehlt. Wie schlagen sich die Vereine, die sich für Projekte in Afrika engagieren, in dieser herausfordernden Situation?

Der Verein Afrika-Hilfe Mandoumba sammelt Spenden für ein gleichnamige Dorf in Kamerun. Dort wird mit dem Geld Infrastruktur aufgebaut und erneuert. Kornwestheimer und Ludwigsburger sind federführend im Verein aktiv. Christian Löwes aus Pattonville, der Erste Vorsitzende, reist seit Jahren in das Dorf und packt selbst mit an, um Fliesen zu verlegen, Gräben anzulegen, Wände zu streichen und vieles mehr. Auch die Einheimischen beteiligen sich tatkräftig.

Verein hat noch viel vor

Das Geld für die Materialien bringt Löwes aus Deutschland mit. Es stammt nicht nur, aber vor allem aus dem Erlös von Benefizkonzerten, die die Kornwestheimer Band Unverdünnt spielt. Wegen der Pandemie mussten einige Auftritte ausfallen. In den vergangenen zwei Jahren sei es daher schwierig gewesen, Spenden zu sammeln, sagt Löwes. Das nächste Konzert steht bald wieder an. „Wie sich die steigenden Kosten auf das Spendenverhalten auswirken, ist noch völlig unklar“, sagt er.

Christian Löwes hofft, dass einiges zusammenkommen wird. Denn mit den Spenden wollen er und ein weiterer Mitstreiter aus dem Verein im Frühjahr 2023 in das Dorf in Zentralafrika zurückkehren. „Die Schule und das Jugendzentrum von Mandoumba sind stark renovierungsbedürftig“, sagt er.

Zuletzt war er im November 2019 in dem Dorf. Damals haben die Helfer aus Deutschland einen Kindergarten renoviert. Motivation ist für Löwes „die unendliche Dankbarkeit der Menschen, die wir jedes Mal, wenn wir da sind, zu spüren bekommen.“

Reisen nach Afrika verschoben

Seinen für Ende des Jahres 2021 geplanten Trip nach Kamerun musste der Verein abblasen. „Leider konnten wir aufgrund der Coronalage nicht fliegen“, sagt Löwes. Während der Pandemie sei in Mandoumba von den dort lebenden Menschen weitergearbeitet worden. Spendengeld wurde jedoch kaum akquiriert.

Während der Pandemie wurde auch die Arbeit des in Bietigheim-Bissingen beheimateten Vereins Kusaidia Afrika ausgebremst. Ende 2019 waren dessen Mitglieder zuletzt in Tansania. „Danach haben wir wegen der Pandemie keine neue Reise angesetzt“, sagt Vorsitzender Rolf Schnee. In früheren Jahren war er alle zwei bis drei Jahre in Tansania. Wahrscheinlich kehrt er erst im kommenden Jahr für einen Besuch in die Diözese Mbulu zurück.

Ohne persönliche Eindrücke geht es nicht

Zwar hat Schnee in der Zwischenzeit per E-Mail Kontakt zu den Ansprechpersonen in der Region gehalten. Die persönlichen Begegnungen und Eindrücke in Tansania kann das aber nicht ersetzen. „Es ist notwendig zu sehen, was gemacht wird, was mit dem Geld passieren soll und was gebraucht wird“, erklärt Schnee.

Als nächstes Projekt hat sich der Verein vorgenommen, ein 2014 gegründetes Laborantenkolleg im Ort Bashanet um einen neuen Ausbildungsgang zu erweitern. Dort sollen künftig mehr Studenten lernen können. Dieses Projekt ist nicht in Gefahr, denn ein glücklicher Sonderfall hat dem Verein erhebliche finanzielle Mittel eingebracht. Dabei handelt es sich um den Erlös einer Benefizversteigerung von gestifteten Kunstwerken.

Alle Augen richten sich auf die Ukraine

Finanziell angespannt ist es dagegen für den Ludwigsburger Verein APIDL. Er sammelt Geld- und Sachspenden und setzt sich für bessere Lebensumstände in der demokratischen Republik Kongo und in Togo ein. Momentan arbeitet der Verein an einem Projekt, um jungen Frauen in Kongo ein Einkommen als Schneiderin zu verschaffen. Auch beim Bau einer Krankenstation hat der Verein APIDL geholfen. „Wir sind sehr engagiert und reisen auch immer wieder dorthin“, sagt Kinuani Mbongompasi, der Vorsitzende.

Auf Spenden außerhalb des Vereins sind die Mitglieder jedoch angewiesen. „Momentan ist es sehr schwierig. Alle Augen richten sich auf die Ukraine“, sagt der Vorsitzende. Er hofft, dass die Spendenbereitschaft wieder steigt.

Musizieren für den guten Zweck

Band
Den Namen Unverdünnt haben sich die Musiker Ingo Bohn, Thomas Tollkiehn sowie Sänger und Gitarrist Wolfgang „Schnuff“ Kühn gegeben. Die Combo unterstützt seit drei Jahren Projekte in Afrika, indem sie bei ihren Konzerten Geld für die karitativen Zwecke sammeln.

Konzert
 Der nächste Auftritt von Unverdünnt findet am Freitag, 16. September, im Plan B, einer Bar am Bahnhofsplatz in Kornwestheim, statt. Los geht das Konzert dort um 19.30 Uhr. Die Band freut sich sehr, nach längerer Zeit wieder vor Publikum zu spielen. Nach einer intensiven Probenzeit haben sie musikalische Überraschungen vorbereitet. Zu hören gibt es aber auch bekannte irische, deutsche, österreichische und sonstige internationale Klassiker. Ein Eintritt wird an diesem Abend nicht erhoben. Stattdessen werden die Zuhörer um Spenden für die Afrika-Hilfe gebeten.