Welcher Beruf könnte der richtige sein? Die Joblinge helfen dabei. Foto: dpa/Felix Kästle

Schlechte Noten, Sprachprobleme oder wenig Motivation, die Zukunft in die eigene Hand zu nehmen: Die Initiative Joblinge hilft bei solchen Probleme auf die Sprünge.

Als Logo haben sich die Joblinge ein Puzzle-Teil gewählt. Das symbolisiert, was die Initiative für junge Leute mit besonderen Startproblemen erreichen will: die Puzzleteile finden, die für die jungen Klienten zur Integration in die Gesellschaft fehlen. Das beginnt mit der Suche nach einem Ausbildungsplatz. 2014 ist die Initiative gestartet, und am 27. Oktober hat sie sich selbst gefeiert mit Förderern, Vertretern der kooperierenden Unternehmen, mit den Mitarbeitenden, den Mentoren und deren Mentis sowie ehemaligen Joblinge-Klienten, die mittlerweile eine Ausbildung machen oder schon im Berufsleben stehen, sowie mit Kabarett, Theater und der Musik der Azubi-Band der Firma Trumpf. Im Trainingsprogramm der Joblinge Stuttgart waren bisher 1597 junge Leute. Fast drei Viertel davon wurden vermittelt. Während der Pandemie konnte nur digitales Training stattfinden. Hier unterstützte die gemeinsame Corona-Nothilfe der Spendenaktionen von Stuttgarter Zeitung („Hilfe für den Nachbarn“) und der Stuttgarter Nachrichten („Aktion Weihnachten“) das Programm mit einer Großspende für die Anschaffung von digitalen Leihgeräten. Mit Erfolg: Die Vermittlungsquote war während der zwei Coronajahre sogar gestiegen.

Ausbildung braucht ein cooles Image

Die Bürgermeisterin für Soziales und gesellschaftliche Integration, Alexandra Sußmann, die auch im Aufsichtsrat der Joblinge ist, forderte in ihrem Vortrag: „Die Ausbildung muss sexy und cool werden.“ Bundesweit sind 38 000 Ausbildungsstellen nicht besetzt. „Viele bekommen keinen Ausbildungsplatz, weil ihnen die Qualifikation fehlt.“ Deshalb, so Sußmann, müsse schon das Schulsystem neue Konzepte entwickeln, damit die schlechten Startchancen individuell abgefangen werden können.

Unterstützt werden die Teilnehmer und Teilnehmerinnen während des halbjährigen Joblinge-Trainings von Mentoren. Einer der ersten Stunde ist Rüdiger Kortmann. „Zuhören ist erst einmal das Wichtigste – und ein Anker sein für sechs Monate“, so charakterisiert er seine Aufgabe. Edith Wolf, Vorstand der Vector-Stiftung, die die Joblinge unterstützt, lobte das Konzept: „Die Selbstverantwortung steht im Mittelpunkt, und so werden hohe Hürden genommen.“ Auch Martin Hettich, der Vorstandsvorsitzende der Sparda-Bank Baden-Württemberg, sieht das so: „Die Joblinge sind nicht die Glücksbringer mit dem Silbertablett.“ Unterstützt wird die Initiative mit ihren drei Standorten im Land seit ihrer Gründung von Porsche, und Martin Mayer, Leiter der Unternehmenskultur, berichtet, dass viele der Joblinge übernommen werden. „Die Joblinge haben mein Leben verändert“, schwärmte Eksan Aihemeti. Er ist im dritten Ausbildungsjahr als Mediengestalter und beeindruckt von praktischen Hilfen, die er erfahren hat: „Wenn man ein Bewerbungsgespräch hat, sorgen sie für die richtigen Klamotten.“