Die Drehorgelspieler präsentierten sich in passender Garderobe. Foto: Georg Linsenmann

Das Drehorgeltreffen an der Gablenberger Hauptstraße sorgt für gute Laune und eine Prise Nostalgie. Mehr als 30 der Leierkästen sind zu hören gewesen.

S-Ost - Mitten im Herbst lässt Lisbeth Laming aus Aspach Tulpen aus Amsterdam erblühen, und wenn sie mit ihrem Eyring-Instrument „Oh happy day“ anstimmt, ist das auch das Leitmotiv für die Stimmung, die „die Orgler“ an diesem Samstag entlang der Gablenberger Hauptstraße verbreiten: 30 Drehorgel-Spieler, von Mecklenburg und bis vom Bodensee kommend. Genauso vielfältig tönt es auch an den verschiedenen Stationen, denn die liebevoll gestalteten Zauberkästen, die per mechanischer Kurbel über Lochstreifen und Orgelpfeifen ihre programmierte Musik erklingen lassen, könnten unterschiedlicher kaum sein. Von der Ariston, die per Scheibe wie ein Plattenspieler aktiviert wird, bis zur großen Kirmesorgel.

Ein Lächeln für die Drehorgler

Fürs große Konzert, aber auch für leisere Töne wie von Veronika Becks Dileika, mit der sich die „Ostlerin“ vor ein paar Jahren „einen Kindheitstraum erfüllt hat“. Jetzt aber hat sie Pech. Irgendwas hängt und lässt sich auf die Schnelle nicht richten. Veronika Beck lässt sich die gute Laune aber nicht verderben und gesellt sich als Verstärkung zum Moritaten-Paar zwei Schritte weiter. „Lieschen ging im Wald spazieren“ stimmt das Trio am „Sammler-Eck“ nun an – und zaubert den Wartenden an der Haltestelle gegenüber ein Lächeln ins Gesicht.

Eine Station weiter strahlt auch Elfriede Leonberger. Die Seniorin hat gerade „aus vollem Herzen“ mitgesungen: „Für dich soll’s rote Rosen regnen“, à la Hildegard Knef. Das ist genau die richtige Einstimmung, denn die 81-jährige hat sich was vorgenommen an diesem Tag: „Ich will alles abklappern, und ich habe mich extra gestärkt, mit Kürbissuppe und frischem Brot!“

Richtig teure Instrumente

Das Drehorgel-Festival sei nicht nur eine schöne Aktion, „das gehört in den Osten!“ betont Elfriede Leonberger. Bei der Kirbe, bei der Weinlese, „da waren die Orgler da“. Und bis vor wenigen Jahren noch beim Markt am Ostendplatz: „Ein Orgler, der einen lebendigen Affen auf der Schulter hatte“, erzählt sie, „das war immer wie auf dem Jahrmarkt“. Keinesfalls „mit einfachen Straßenorgeln verwechseln“ dürfen man die hier versammelten Drehorgeln, sagt Rafael Engeser und betont: „Das sind keine billigen Leierkästen, das sind richtige Instrumente“, sagt der Drehorgelbauer vom Bodensee. Und die Konzertorgel, mit der er hier synchron mit seiner Frau aufspielt – 31 Töne, 124 Pfeifen, sieben Register –, das sei sowieso „der Mercedes unter den Drehorgeln“. Das bestätigen dann auch die vielen Umstehenden mit ihrem Beifall, als das Duo Passendes ankurbelt: „We are the champions!“

Jetzt aber kommt Bewegung unter die Orgler. Wie auf Pfiff scheinen sie loszuziehen Richtung Schmalzmarkt, wo ein großes Platzkonzert angesagt ist. Ein prächtiges Bild ergibt das, wie sie sich bei herrlichem Herbstwetter im großen Bogen aufstellen, von einer noch weit größeren Schar an Publikum erwartet! „Gablenberg dreht durch“: Unter diesem pfiffigen Motto hatte Gerhard Lewert für Muse-O, den Museumsverein Ost, das Treffen angeleiert. Jetzt ist er der strahlende Maestro, der Gruppen und Einzelspielern die Einsätze gibt. Und als durchsickert, dass eine Spielerin Geburtstag hat, verwandelt sich der Platz ruckzuck in einen „Projektchor“. Fröhlicher als mit diesen Drehorglern könnte es kaum sein auf dem Platz. Und dann wird auch noch „Karneval in Rio“ aufgelegt . . .