Vertreter mehrerer Religionen haben das frisch gepflanzte Bäumchen gewässert und mit weiterer Erde befestigt. Foto:  

Die Muslime der Ahmaddiya-Gemeinschaft pflanzen auch in Wernau einen Baum für Frieden, Freundschaft und als Dank an Deutschland. An dem symbolischen Akt nahmen auch Vertreter anderer Religionen teil.

Eine junge, rot blühende Rosskastanie vereint nun beim Wernauer Weltjugendtagskreuz von 2005 die Religionen. Muslime der Ahmaddiya-Gemeinschaft haben den Baum gespendet. Die Stadt wählte den Standort im Sinne der Spender aus.

 

Die Kastanie ist der 1169. Baum, den die Herrenorganisation der Ahmaddiya – zu ihr gehören männliche Gemeindemitglieder über 40 Jahren – in Deutschland gepflanzt hat. Damit wollten sie „ein Zeichen für Frieden und Freundschaft“ setzen, sagte Rafique Khawaja, der Leiter der bundesweiten Initiative. Die Bäume seien gleichzeitig „ein Dank für Deutschland“. Denn viele Ahmadis, wie die Angehörigen der Gemeinschaft heißen, verlassen ihre Heimat Pakistan, weil sie dort für ihre Religion verfolgt werden. Deutschland sei für sie zur zweiten Heimat geworden, sagte Khawaja. Es sei Teil ihres Glaubens, aktiv zu werden und der Gesellschaft zu dienen: zum Beispiel bei den Neujahrsputz-Aktionen, wenn Ahmadis am ersten Januar den öffentlichen Raum von den Überresten des Feuerwerks befreien, was sie schon öfter in Wernau, Kirchheim, Nürtingen und Esslingen getan haben.

Frühere Kastanie fiel einem Verkehrsunfall zum Opfer

Dass der gespendete Baum gerade neben dem Weltjugendtagskreuz, am Wirtschaftsweg zwischen dem Wernauer Katzenstein und dem Plochinger Filsgebiet, seinen Platz gefunden hat, hat gute Gründe. Zum einen stand hier schon eine Kastanie, bis sie im vergangenen Jahr einem Verkehrsunfall zum Opfer fiel: ein Autofahrer, der anstelle der Nordöstlichen Randstraße den Wirtschaftsweg nahm, bekam offenbar die Kurve nicht und fuhr gegen den Baum.

Zum anderen streben die Ahmaddiya nach Frieden und Harmonie, auch mit anderen Religionsgemeinschaften. Sie fühlen sich wohl neben dem christlichen Kreuz und freuten sich, dass bei der Übergabe des Baumes auch Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche zugegen waren. Imam Shariq Iftikhar rezitierte und übersetzte einen Koranvers, der evangelische Pfarrer Ulf Schlimper einen Psalm und der katholische Pfarrvikar Pater Joseph sprach ein christliches Gebet und segnete den Baum: „Möge er Wurzeln schlagen in der Erde und in unseren Herzen.“ In der Erde verwurzelt ist das Bäumchen tatsächlich schon, denn der Bauhof hat es bereits im März eingepflanzt, damit es vor der warmen Saison anwachsen kann. Bei der festlichen Übergabe wurde aber dennoch symbolisch geschaufelt und gemeinsam gegossen.

Bürgermeisterin Krieger betont gemeinsame Verantwortung

Das Engagement spiegle „die Verbundenheit Ihrer Gemeinde mit unserer wider“, sagte Bürgermeisterin Christiane Krieger zu den Baumspendern. Jeder einzelne Baum, der gepflanzt werde, sei ein Beitrag zu einer nachhaltigeren und gesünderen Umwelt. Die Kastanie stehe also auch dafür, „dass wir alle, unabhängig von unserer Herkunft und unserem Glauben, gemeinsam Verantwortung für die Umwelt übernehmen können.“ Im Anschluss an die Zeremonie luden die Muslime zu Leckereien aus ihrer Heimat ein, woraus sich viele Gespräche ergaben.

Die Baumpflanzungen werden von der Männerorganisation der Ahmaddiya, der Majlis Ansarullah, organisiert. Standort, Termin und Baumart werden dabei von der jeweiligen bürgerlichen Gemeinde bestimmt. Vier Wernauer Familien gehören der Esslinger Ahmaddiya-Gemeinschaft an, die insgesamt 190 Mitglieder hat.