Der Vorstand der InterAKT-Initiative, als alles noch gut war (von links): Jasmin Schädler, Viktoriia Vitrenko, Maria Kolesnikowa. Foto: cf/Julia Schäfer

Mit einem Kurzfilm und einer Postkarten-Aktion erinnert die Stuttgarter InterAKT-Initiative an die Bürgerrechtlerin und an Tausende inhaftierte Oppositionelle in Belarus.

Stuttgart - Seit mehr als einem Jahr ist die in Stuttgart bekannte und beliebte Kulturmanagerin und Künstlerin Maria Kolesnikowa in Belarus inhaftiert. Die Bürgerrechtlerin gehört zu den bekanntesten Figuren der belarussischen Protestbewegung gegen Alexander Lukaschenko, der nach der international nicht anerkannten Präsidentschaftswahl im August 2020 zum Wahlsieger erklärt worden war und danach zahlreiche Oppositionelle verhaften ließ. Kolesnikowa war im Sommer in Minsk zu elf Jahren Haft verurteilt worden, der Prozess gilt international als Farce, auch Deutschland fordert ihre sofortige Freilassung. Nach einem Bericht der Deutschen Welle soll über den Revisionsantrag an Heiligabend entschieden werden. Zahlreiche Künstlerinnen und Künstler aus Stuttgart und der ganzen Welt haben jetzt eine Weihnachtsaktion mit Postkarten und einem Video organisiert, die an die Tausenden in Belarus inhaftierten Oppositionellen erinnern sollen. Initiatorin der Aktion ist Viktoriia Vitrenko, die zusammen mit Maria Kolesnikowa die Stuttgarter Initiative InterAKT gegründet hat, „die Künstler*innen aus verschiedenen Sparten zu interdisziplinären Projekten zusammenbringt“, wie der Verein sich selbst beschreibt.

Im November war alles perfekt vorbereitet gewesen: Auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt hätte ein Kulturpavillon stehen sollen. Dort wollten Künstlerinnen und Künstler der InterAKT-Initiative zu jeder vollen Stunde ein etwas anderes Krippenspiel für die Weihnachtsmarktbesucher aufführen. Erzählt werden sollte die Geburt der belarussischen Oppositionsbewegung, gleichzeitig wollten Mitglieder der Initiative die Aufführung erläutern, künstlerisch gestaltete Postkarten an die Zuschauer verteilen und sie bitten, die Karten in den nächsten Briefkasten zu werfen. Diese Karten sind adressiert an einzelne in Belarus inhaftierte Oppositionelle, sollen an sie erinnern und ihnen selbst Mut machen. Außerdem hätte jeder Weihnachtsmarktbesucher auch ein belarussisches Weihnachtsplätzchen bekommen, mit einem Konditor war schon alles besprochen gewesen.

Es war alles perfekt vorbereitet

Mit der Absage des Stuttgarter Weihnachtsmarkts musste auch der Kulturpavillon eine schöne Idee bleiben. Die Sängerin und Dirigentin Viktoriia Vitrenko, die die Aktion mit Unterstützung des Kulturamts der Stadt Stuttgart und der AnStifter-Stiftung initiiert hatte, wollte aber nicht einfach aufgeben, sondern ließ sich etwas Neues einfallen.

Die Postkarten gab es sowieso schon und statt des Krippenspiels im Kulturpavillon auf dem Weihnachtsmarkt entstand ein zwölf-minütiger animierter Kurzfilm mit dem Titel „Belarus - Demokratiemärchen“.

Blume der Hoffnung

In dem Film nach einer Geschichte von Anna Bakinovskaia vom Theater Rampe wird gezeigt, wie auch in dunklen Zeiten eine Blume der Hoffnung wachsen kann, der niemand etwas anhaben kann, die in jedem einzelnen Menschen lebt und die sich über das ganze Land zu einem großen, hoffnungsvollen Blumenteppich verbreitet. Der Kurzfilm wird am 24. Dezember auf YouTube und Facebook sowie auf der InterAkt-Webseite veröffentlicht und kann dort bis zum orthodoxen Weihnachtsfest am 6. Januar 2022 angeschaut werden. 750 von 1000 gedruckten Postkarten sind bereits bei Kulturveranstaltungen in Stuttgart verteilt worden und dürften schon zu den Inhaftierten in Belarus unterwegs sein. Die übrigen werden in diesen Tagen auf den Weg gebracht. Auch eine digitale Version, die jeder selbst ausdrucken kann, ist geplant.

Entstanden ist die Aktion in Zusammenarbeit mit dem Kulturverein Belarus KUB e.V., Amnesty International, der AnStifter-Stiftung, dem Referat für Chancengleichheit Esslingen, dem Theater Rampe, der Musik der Jahrhunderte und dem Kulturamt. Weitere Informationen – und ab 24. Dezember. auch der Kurzfilm – sind zu finden unter www.interakt-initiative.com.