Über dem Fundament für das Windrad ragt der riesige Kran empor. Foto: Kuhnle

Mit einem der größten Kräne Deutschlands wird im Kreis Ludwigsburg ein riesiges Windrad errichtet. Projektgegner fordern einen Baustopp – bislang erfolglos.

Ingersheim - Das gelbe Gerüst ragt 108 Meter in die Höhe und wiegt 600 Tonnen. Es ist einer der größten Kräne Deutschlands – und das weithin sichtbare Zeichen, dass der Bau des Windrads auf der Ingersheimer Höhe (Kreis Ludwigsburg) in die entscheidende Phase übergeht. Bis Ende Februar soll der Turm der Anlage stehen. Danach wird der Kran auf 150 Meter Höhe verlängert, um Gondel und Rotor montieren zu können. Ende März soll alles fertig sein. „Wenn das Wetter mitspielt“, sagt Dieter Hallmann, der Vorsitzende der hinter dem Vorhaben stehenden Energiegenossenschaft.

Die Bürgerinitiative macht gegen Windkraftanlagen mobil

Bei den Projektgegnern macht sich derweil Ernüchterung breit. Unter anderem mit Klagen und Eilanträgen vor Gericht, hat die Bürgerinitiative Gegenwind Husarenhof versucht, das Vorhaben zu stoppen – erfolglos. Noch ist das letzte Wort nicht gesprochen, eine Klage ist noch anhängig. „Aber große Erfolgsaussichten gibt es wohl nicht mehr“, sagt Walter Müller, der Sprecher der Initiative. „Natürlich sind wir gute Demokraten und akzeptieren die Entscheidungen der Gerichte.“ Die Arbeit einstellen werde man indes nicht. Nun gelte es, in anderen Kommunen aktiv zu werden, in denen über den Bau von Windrädern nachgedacht werde.

Die Mitglieder von Gegenwind Husarenhof fürchten, dass die Rotoren die Natur schädigen, etwa die Vogelwelt. Und Müller ist überzeugt, dass der Kreis Ludwigsburg generell nicht für die Erzeugung von Windkraft geeignet sei. „In Norddeutschland geht das, aber hier gibt es nicht genug Wind.“ Insofern sei das Windrad in Ingersheim eher ein ideologisches Projekt. „Wirtschaftliche Gedanken spielen bei den Betreibern eine untergeordnete Rolle.“

Eine Genossenschaft investiert 3,6 Millionen Euro in die Anlage

Die juristische Auseinandersetzung mag bald beendet sein, der Streit ist es nicht. Hallmann reagiert angesäuert: „Ich denke nicht, dass Herr Müller in dieser Sache ein kompetenter Gesprächspartner ist“, sagt er. 3,6 Millionen Euro verbaut die Genossenschaft in Ingersheim, und das Invest werde sich lohnen. „Wir haben viele Gutachten eingeholt, die uns die Wirtschaftlichkeit belegen“, sagt Hallmann. „Für uns hat nicht nur die ökologische, sondern auch die ökonomische Seite höchste Priorität.“ Er sei überzeugt, dass es im Kreis Ludwigsburg durchaus noch andere geeignete Standorte für Windräder gebe.

In Ingersheim kämpft die Genossenschaft aktuell mit einem ganz anderen Problem: Schaulustige. Rund um die Uhr bewachen zwei Sicherheitsleute das weiträumig abgesperrte Gelände um die Baustelle. Hallmann: „Es sind schon Leute hinter die Absperrung vorgedrungen – und das ist sehr gefährlich.“

Um das öffentliche Interesse zu befriedigen, wurde kürzlich eine Webcam installiert. Das Live-Bild von der Baustelle wird auf der Internetseite der Genossenschaft gezeigt: www.windkraft-ingersheim.com.