Das wird Ministerpräsident Winfried Kretschmann (rechts) und seinem Vize Nils Schmid nicht schmecken: Laut einer Infratest-Umfrage würde es für Grün-Rot momentan nicht zu einer Mehrheit in Baden-Württemberg reichen. Foto: dpa

Das ist keine gute Nachricht zur Halbzeit von Grün-Rot: Für die Ökos geht es nach der Schlappe bei der Bundestagswahl auch im Land bergab. Allerdings kann der weiter beliebte Regierungschef Kretschmann einen echten Absturz verhindern.

Das ist keine gute Nachricht zur Halbzeit von Grün-Rot: Für die Ökos geht es nach der Schlappe bei der Bundestagswahl auch im Land bergab. Allerdings kann der weiter beliebte Regierungschef Kretschmann einen echten Absturz verhindern.

Stuttgart - Zweieinhalb Jahre nach dem historischen Machtwechsel in Baden-Württemberg hat die grün-rote Koalition laut einer Umfrage keine Mehrheit mehr. Wäre am kommenden Sonntag Landtagswahl, bekämen die Grünen von Ministerpräsident Winfried Kretschmann 22 Prozent - das ist ein Minus von 6 Prozentpunkten im Vergleich zur Umfrage im Mai. Nach der am Donnerstag veröffentlichten aktuellen Befragung von Infratest dimap im Auftrag des Südwestrundfunks und der „Stuttgarter Zeitung“ liegt der Koalitionspartner SPD unverändert bei 19 Prozent.

Die CDU gewinnt hingegen vier Punkte dazu und erreicht nun 43 Prozent. Die Union, die bis 2011 fast 60 Jahre ununterbrochen regiert hatte, wäre damit allein stärker als Grüne und SPD zusammen. Die FDP liegt im Vergleich zum Mai unverändert bei vier Prozent und wäre damit nicht im Landtag vertreten. Jedoch würde es die eurokritische Alternative für Deutschland (AfD) mit fünf Prozent ins Parlament schaffen. Sowohl die Regierungsparteien als auch die CDU werteten die Umfrageergebnisse als Ansporn für ihre weitere Arbeit.

Bei der Landtagswahl im März 2011 hatten die Grünen überraschend 24,2 Prozent eingefahren. Die SPD lag damals mit 23,1 Prozent knapp hinter dem heutigen Koalitionspartner. Zusammen reichte es aber zur Ablösung von Schwarz-Gelb unter Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU). Die CDU hatte damals 39 Prozent erzielt, die FDP 5,3 Prozent.

Unverändert hoch sind die Werte für Regierungschef Kretschmann: Zwei Drittel der Baden-Württemberger (65 Prozent) sind mit seiner Arbeit zufrieden - das sind zwei Prozentpunkte weniger als im Mai. Selbst bei den Anhängern der CDU genießt Kretschmann weiterhin hohes Ansehen (64 Prozent). Deutlich schlechter sind die Werte für Vize-Regierungschef Nils Schmid (SPD): 34 Prozent der Befragten sind zufrieden mit ihm - 48 Prozent sind unzufrieden.

Insgesamt zeigt sich die Mehrheit der Baden-Württemberger aber nach wie vor zufrieden mit der Landesregierung - wenn auch mit abnehmender Tendenz. 59 Prozent bewerten die Arbeit von Grün-Rot positiv - das sind drei Prozentpunkte weniger als im Mai. 40 Prozent äußern sich unzufrieden - das ist ein Plus von fünf Prozentpunkten.

Schulpolitik ist Achillesferse der Landesregierung

Die Schul- und Bildungspolitik ist laut der repräsentativen Umfrage weiterhin eine Achillesferse der Landesregierung. „Aktuell sind zwei von drei Baden-Württembergern (61 Prozent) mit den Aktivitäten von Grün-Rot auf diesem zentralen landespolitischen Feld unzufrieden“, heißt es in der Mitteilung des SWR. Auch die eigenen Anhänger kommen demnach mehrheitlich zu einem kritischen Urteil. Das Kultusministerium wird von dem SPD-Politiker Andreas Stoch geführt.

Kretschmann erklärte, es ehre ihn, dass so viele Menschen im Land mit ihm und der Arbeit der Landesregierung zufrieden seien. Zwar stehe das Umfrageergebnis noch unter dem Eindruck der Bundestagswahl. „Zugleich sieht man aber, dass die Menschen sehr wohl unterscheiden können zwischen Bundestagswahl und Landtagswahl.“ Bei der Bundestagswahl hatten die Grünen im Südwesten 11 Prozent bekommen. An dem Problem der Bildungspolitik müsse die Landesregierung arbeiten, räumte der Regierungschef ein. Minister Stoch mache seine Arbeit sehr gut. Stoch hatte das Ressort im Januar nach dem Rücktritt seiner Vorgängerin Gabriele Warminski-Leitheußer übernommen.

SPD-Landeschef Nils Schmid sagte: „Wir müssen uns als Landesregierung insgesamt mehr anstrengen, unsere Erfolge vor Ort sichtbarer zu machen.“ Es sei richtig, die Bildungspolitik nun stärker in den Mittelpunkt zu rücken. „Da sind wir bereits unterwegs.“ Zu seinen eigenen Werten meinte er: „Als Finanzminister kann man nicht immer Everybody's Darling sein.“

CDU-Fraktionschef Peter Hauk wertete die Umfrageergebnisse als Beleg dafür, dass das grün-rote Modell der Landesregierung nicht funktioniere. „Grün-Rot wäre abgewählt, die CDU mit der Regierungsbildung beauftragt.“ Die CDU-Fraktion werde nun gestärkt in die zweite Halbzeit der Legislaturperiode gehen. CDU-Landeschef Thomas Strobl sah sich in dem Kurs seiner Partei seit der Landtagswahl 2011 bestätigt. „Wir bleiben trotz dieses sehr guten Wertes auf dem Boden, bleiben bescheiden und arbeiten hart weiter.“