Die Theaterpädagogen Allan Mathiasch (links) und Felix Beck mimen den Betrüger und sein Opfer. Foto: Eveline Blohmer

Bei der Veranstaltung „Hallo Oma – ich brauch Geld!“ im Plieninger Bezirksrathaus führen die Theaterpädagogen Allan Mathiasch und Felix Beck den Zuschauern vor Augen, wie raffiniert Betrüger vorgehen.

Plieningen - Erst kürzlich hat die Polizei berichtet, dass es wieder neun Fälle des sogenannten Enkeltricks im Stadtgebiet gegeben hat. Wem es noch nicht selbst passiert ist, der mag sich wundern, dass die Masche immer wieder funktioniert. „Aber Sie kennen doch die Stimme von Ihren Kindern und Enkeln“, sagt denn auch eine Frau im Publikum. Dieser Zahn wird ihr und den anderen Senioren, die an diesem Nachmittag zu der Veranstaltung „Hallo Oma – ich brauch Geld!“ ins Plieninger Bezirksrathaus gekommen sind, umgehend gezogen. Dafür bekommen sie zweierlei Erkenntnis: dass die Betrüger Profis sind und sich ihre Opfer deshalb nicht schämen müssen.

Um das zu vermitteln, mimen die Theaterpädagogen Allan Mathiasch und Felix Beck abwechselnd den Betrüger und das Opfer, holen sich aber auch schauspielerische Unterstützung aus dem Publikum. So werden vier Varianten der perfiden Vorgehensweise von Betrügern, die es auf das Geld älterer abgesehen haben, veranschaulicht.

Immer rückversichern

Da ist zunächst einmal die Nummer mit dem vermeintlichen Enkel. Mathiasch als Gauner sucht im Telefonbuch nach Namen, die auf ein höheres Alter schließen lassen. Er ruft bei Edgar und Christa Denzinger an. Peu á peu entlockt er dem Rentner allerlei Informationen, gibt selbst aber keinen Namen preis: „Jetzt rat’ halt mal“, sagt der Betrüger. „Richard, bist du das? Christa hat sich schon gewundert, dass sie so lange nichts von ihrem Enkele gehört hat“, sagt der alte Mann – und liefert dem Gesprächspartner damit eine Identität: Den Enkel, der dringend Geld für eine Kaution braucht. Da er selbst aber erst spät in Stuttgart sein wird, wird einen Freund zum Abholen vorbeischicken. „Wir machen jetzt ein Kennwort aus, das der Fritz erst sagen muss, bevor du ihm das Geld gibst“, wägt der Betrüger sein Opfer in Sicherheit.

Eine Dame aus dem Publikum soll es jetzt besser machen als Denzinger. Und tatsächlich beendet sie das Gespräch recht schnell. Dafür bekommt sie Lob, Mathiasch und Beck warnen allerdings auch davor, dass die Kriminellen auch Schockanrufe machen. Das heißt, sie geben zum Beispiel vor, ein Mitarbeiter im Krankenhaus zu sein, in dem sich ein Angehöriger befinde. „Sie sollten sich immer rückversichern bei Ihren Angehörigen“, rät Mathiasch.

Im Zweifelsfall die 110

In einer weiteren Szene ist Mathiasch ein Rentner, der gerade von der Bank nach Hause kommt. Er hat Geld abgehoben. Plötzlich steht ein vermeintlicher Bankmitarbeiter vor der Tür. Ein Missgeschick sei passiert, die Bank habe Falschgeld herausgegeben und müsse es nun wieder einziehen. Ein anderer Trick, an Geld zu kommen, ist das Paket für die Nachbarn, bei dem es die Zustellgebühr zu begleichen gilt. Oder das Päckchen für den kürzlich verstorbenen Angehörigen. Oder das gewonnene Auto, für das „nur“ noch die Überführung bezahlt werden muss.

„Die beiden haben nichts übertrieben, genau so passiert es“, sagt der Präventionsbeamte Werner Mast. Er rät, auf gar keinen Fall jemanden in die Wohnung zu lassen und am Telefon im Zweifelsfall zu sagen, man rufe zurück. Und er bittet darum, dass Betroffene auf jeden Fall die Polizei verständigen, auch unter der Notrufnummer 110.