Der Landkreis Esslingen widmet der Kartoffel einen ganzen Informationstag. Foto: dpa/Uwe Anspach

Kartoffeln sind in aller Munde – doch der Klimawandel macht den Erdäpfeln zu schaffen und erfordert umstrittene Anbau-Methoden. Das Landratsamt Esslingen aber verweist auf die Wichtigkeit des Lebensmittels.

Es ist eine Schlüsselszene im deutschen Film: Im 1970er Jahre-Vierteiler „Der Seewolf“ zerquetscht Schauspieler und Titelheld Raimund Harmstorf eine angeblich rohe Kartoffel in einer Hand mit reiner Muskelkraft. Abseits solcher Machtdemonstrationen gilt die tolle Knolle als einer der Lieblingsgaumenschmeichler der Deutschen. Der Landkreis Esslingen widmet der Kartoffel am Mittwoch, 18. Januar, daher einen ganzen Informationstag. Denn die Erdäpfel sind vielleicht nahrhaft, aber ökologisch nicht immer ganz einwandfrei.

Die geliebte Knolle

Die stärkehaltige Knolle ist in Deutschland stark vertreten. Laut dem Bundesinformationszentrum Landwirtschaft wurden 2021 auf einer Anbaufläche von rund 258 000 Hektar etwa 11,3 Millionen Tonnen Kartoffeln geerntet. Die konventionelle Erzeugung überwiege, weniger als zwei Prozent der Erntemenge würden aus ökologischem Anbau stammen. Jeder Deutsche esse im Schnitt etwa 56 Kilogramm pro Jahr.

Im Kreis Esslingen werden Erdäpfel auf insgesamt knapp 200 Hektar Fläche angebaut, teilt Kreissprecherin Andrea Wangner nach Rücksprache mit dem Landwirtschaftsamt mit. Die Mengen seien allerdings gering: Ungefähr zwei Drittel der rund 170 Bewirtschaftenden pflanzen Kartoffeln auf wenigen Ar an, und nur etwa 15 Prozent der Landwirte bewirtschaften mehr als drei Hektar Fläche. Diese Zahlen erfassten aber nur die landwirtschaftlichen Betriebe, die Anträge beim Landratsamt stellen: „Es kann davon ausgegangen werden, dass tatsächlich auf weitaus mehr Flächen Kartoffeln angebaut werden, zumindest für den Eigenbedarf.“

Die Erdäpfel leiden unter dem Klimawandel. Die Folgen der Umweltveränderungen „zeigen sich beim Anbau von landwirtschaftlichen Kulturen durch die zunehmenden, teilweise hohen Temperaturen, die langen Phasen von Trockenheit in den Sommermonaten sowie einzelne Starkregenereignisse und lange nasse Perioden wie 2021“, teilt das Landwirtschaftsamt mit. Besonders trockene Jahre mit wenig Niederschlägen führten laut der Kreisbehörde zu Ertragseinbußen. Qualitätskriterien wie einheitliche Größe, Schalenbeschaffenheit, Knollenform und Festigkeit, die vom Markt gefordert werden, seien somit schwer zu erfüllen.

Das führt laut dem Landwirtschaftsamt zu Gegenreaktionen wie einer Beregnung auf landwirtschaftlich oder gärtnerisch genutzten Flächen. Diese Maßnahme, so gibt die Behörde zu, sei allgemein umstritten und werde kritisch gesehen. Aber: „Um den Wassermangel auszugleichen und die Erträge zu sichern, kann eine Beregnung sinnvoll sein.“ Das Landwirtschaftsamt verweist zudem auf die Notwendigkeit der Maßnahme aus seiner Sicht: „Es handelt sich beim Anbau von Kartoffeln um die Produktion von Lebensmitteln.“ Viele Landwirte verabschiedeten sich angesichts der Schwierigkeiten von den Kartoffeln: „Tatsächlich wird aber von Seiten der Bewirtschaftenden oftmals reagiert, indem auf kritischen Standorten andere Kulturen angebaut werden.“

Das Landwirtschaftsamt aber hat der Knolle einen ganzen Tag gewidmet. Informationen rund um die Kartoffel gibt es für alle Anbauer am Mittwoch, 18. Januar, um 13.30 Uhr in Filderstadt-Sielmingen. Es ist eine von rund 40 Veranstaltungen im Zeitraum zwischen Oktober 2022 und Mai 2024 zu Themen wie Tierhaltung, Homöopathie im Rinderstall, Produktionstechnik auf Acker und Grünland oder Agrarpolitik.

Anmeldungen zum Kartoffeltag sind bis Montag, 16. Januar, per E-Mail an Landwirtschaftsamt@lra-es.de oder per Telefon unter der Nummer 07 11 / 3 90 24 43 32 möglich.