Endspurt für die neue Infektionsstation am Rems-Murr-Klinikum in Winnenden: In gut einer Woche soll alles fertig sein. Foto: Gottfried Stoppel

In rekordverdächtiger Zeit haben die Rems-Murr-Kliniken in Winnenden eine Infektionsstation aufgebaut. Der Klinik-Geschäftsführer verspricht: „Die Patienten werden sich hier wohlfühlen.“

Winnenden - Noch hängen Kabel aus der Decke, und in manchen Türen und dem Fenster zum Schwesternzimmer fehlen die Glasscheiben, doch Marc Nickel, der Geschäftsführer der Rems-Murr-Kliniken, ist sicher: am 8. Februar wird die neue Infektionsstation in Winnenden ihren Betrieb aufnehmen.

Das Tempo, mit dem die Station erstellt worden ist, auf der man sich in den nächsten Monaten speziell um Coronapatienten kümmern will, begeistert den erfahrenen Krankenhausmanager. „Ich muss das jetzt noch mal loswerden“, sagt Nickel bei einem Vorabrundgang für die Presse, „was hier passiert, ist ein logistisches Glanzstück, ein echter Kracher.“

Fertigstellung in rekordverdächtiger Zeit

Tatsächlich klingt die Realisierung für den zweistöckigen Komplex des kommunal getragenen Krankenhauses, in dem im Regelbetrieb bis zu 72 Patienten untergebracht werden können, fast schon rekordverdächtig: Von der Idee bis zur Fertigstellung vergingen sechs Monate, die reine Bauzeit betrug drei Monate – flott für ein rund sechs Millionen Euro schweres Projekt, das neben der Baugenehmigung durch die Stadt Winnenden auch Gremien wie Aufsichtsrat und Kreistag durchlaufen musste.

Dabei betonen die Initiatoren, Marc Nickel und der Landrat Richard Sigel, dass man keinesfalls irgendetwas husch-husch, provisorisch habe hinstellen lassen. „Wir haben aus den Erfahrungen der ersten Corona-Welle gelernt“, sagt Sigel. Andernorts seien für viel Geld provisorische Lazarette aufgebaut worden, die dann – zum Glück – nicht in Anspruch genommen wurden und wieder abgebaut werden mussten. Auch der Rems-Murr-Kreis habe sich gewappnet, indem er sich Hotelkapazitäten gesichert habe, wohin man im Notfall Patienten mit leichteren Covid-19-Symptomen ausgelagert hätte, falls die Kliniken zu voll geworden wären.

Aus 32 Einzelmodulen zusammengesetzt

Nun aber habe man eine deutlich bessere Idee realisiert. Die neue Infektionsstation, die aus 32 Einzelmodulen zusammengesetzt wurde, sei einerseits direkt an die Notaufnahme angedockt, andererseits aber vom übrigen Regelbetrieb der Klinik abgekoppelt. Patienten mit Coronaverdacht oder bestätigter Infektion müssten künftig nicht mehr durch das Hauptgebäude geschleust werden. Die Verdachtsfälle sollen direkt ins Erdgeschoss der neuen Station kommen, die Behandlungsfälle eine Etage darüber.

Neben der verbesserten Sicherheit für die übrigen Patienten und Krankenhausmitarbeiter eröffne der getrennte Bereich aber auch eine spezialisierte Behandlung. Das Team von 50 bis 60 Mitarbeitern sei entsprechend geschult und geimpft, geleitet wird es von dem neuen Chefarzt für Gastroenterologie, Innere Medizin und Geriatrie, Professor Steffen Kunsch, der „nebenbei“ auch noch eine Ausbildung als Infektiologe aufweisen kann. Er sei „extrem begeistert“, sagt der Mann, den die Rems-Murr-Kliniken von der Universitätsklinik Göttingen abgeworben haben, wie es seinem neuen Arbeitgeber in „phänomenal kurzer Zeit“ gelungen sei, nicht nur eine Behelfslösung zu schaffen, sondern einen Behandlungskomplex mit einer hervorragenden Infrastruktur. In allen Zimmern sei beispielsweise ein automatisches Monitoring von Vitalfunktionen der Patienten möglich.

Flexibel auf die Infektionslage reagieren

Natürlich könne niemand verlässlich vorhersagen, welche Anforderungen die Pandemie dem medizinischen Personal in den kommenden Monaten abverlange. Der große Vorteil an der neuen Station, die standortübergreifend auch für die Schorndorfer Klinik zuständig ist, sei aber, dass man sich der Infektionslage flexibel anpassen könne, sagt der Chefarzt.

Der Klinikgeschäftsführer Marc Nickel glaubt neben allen praktischen Vorteilen zudem noch an etwas, was für den Umgang mit kranken Menschen sicher ein hohes Ziel ist: „Die Patienten werden sich hier wohlfühlen.“

Die aktuelle Corona-Lage im Rems-Murr-Kreis

Kliniken
Die Rems-Murr-Kliniken versorgen eigenen Angaben zufolge zurzeit insgesamt 23 Covid-19-Patienten. Acht von ihnen sind auf der Intensivstation untergebracht, sechs müssen künstlich beatmet werden.

Kreis
Die sogenannte Sieben-Tages-Inzidenz ist im Rems-Murr-Kreis seit mehreren Tagen rückläufig. Zurzeit nähert sie sich, von deutlich höherem Niveau kommend, dem als kritisch eingestuften Wert von 50. Am Freitag wurde die auf 100 000 Einwohner hochgerechnete Zahl der Neuinfizierten vom Landratsamt mit 51 angegeben. Am Donnerstag lag diese noch bei 61. Angestiegen ist die Zahl der Geimpften: Sie liegt aktuell bei 3472.