Die Beschäftigten in Mexiko – wie hier beim Steckverbinderhersteller Harting – werden bisher vor allem angelernt. Foto: Ralf Baumgarten/Hannover Messe

Mexiko ist eine verlängerte Werkbank für viele Industrieländer. Bisher hat es das mittelamerikanische Land, Partnerland der diesjährigen Industriemesse in Hannover, allerdings versäumt ausreichend in Forschung und Entwicklung zu investieren, meint Wirtschaftsredakteurin Inge Nowak.

Mexiko-City - Den Aufschwung, den Mexiko seit Mitte der 1990er Jahre genommen hat, ist beeindruckend. Der Aufbau der Industrie hat – wenn schon nicht in allen – so zumindest in einigen Regionen des aufstrebenden Landes zu einem gewissen Wohlstand geführt. Auch wenn das Land immer wieder im Zusammenhang mit Korruption, Schutzgelderpressungen und Drogenkartellen in die Schlagzeilen gerät, haben sich dort quasi alle namhaften Konzerne angesiedelt. Dies hat viel mit dem Freihandelsabkommen Nafta zu tun, das internationalen Konzernen von Mexiko aus einen kurzen und unbürokratischen Zugang auf den lukrativen nordamerikanischen Markt erlaubt. Viele wichtige Kennzahlen – ob Wirtschaftswachstum, Verschuldung oder Arbeitslosenquote – geben der Strategie Mexikos, als verlängerte Werkbank der Industrieländer zu fungieren, ja auch recht. Und dennoch wirft die Strategie Fragen auf. Dass Mitarbeiter über Lohnsteigerungen profitieren, steht fest. Doch welchen Anteil haben mexikanische Unternehmen an der Erfolgsgeschichte?

Ausländische Konzerne prägen das Geschehen. Die Wirtschaft des mittelamerikanischen Landes dagegen ist ausgesprochen mittelständisch geprägt. Mehr als 95 Prozent der Unternehmen sind klein oder allenfalls mittelgroß. Allein schon aus diesem Grund hätte Mexiko – ohne Unterstützung internationaler Konzerne – wohl kaum die Chance gehabt, dermaßen von der Nafta zu profitieren. Aber es ist nicht nur die Größe. Auch Deutschland hat viele Mittelständler, die in ihrer Nische heimliche Weltmarktführer sind. Und da liegt das Manko.

Technologischer Nachholbedarf

Mexiko hat es bisher versäumt, sich technologisch weiterzuentwickeln. Die Forschungsausgaben sprechen eine eindeutige Sprache: Geschätzt 0,4 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts investiert das Land in seine technologische Zukunft – viel zu wenig, um international auch nur annähernd mithalten zu können. Fortschrittlichere Länder liegen bei dieser Kennziffer bei drei, manche sogar bei fünf Prozent. Natürlich können ausländische Konzerne unterstützen, wenn sie Forschung und Entwicklung ins Land bringen. Doch das wird Mexiko nicht davor bewahren, selbst mehr Geld in die eigene technologische Zukunft investieren zu müssen. Dazu gehören auch die Beschäftigten, die mitgenommen werden müssen. Aber gerade was Ausbildung und Weiterbildung betrifft, liegt in dem Land noch vieles im Argen. Die meisten in den Werken sind nämlich nur angelernt.