Bundeskanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Donald Trump machen zum Auftakt des G7-Gipfel in Taormina ernste Gesichter. Foto: dpa

Der Handelsstreit zwischen den USA und den übrigen Teilnehmern überschattet das Treffen auf Sizilien. US-Präsident Donald Trump will keine Erklärung gegen eine Abschottung unterschreiben.

Taormina - Zum Auftakt des Gipfels macht EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker gute Miene zum bösen Spiel. Eigentlich wollte er zu den Berichten, wonach US-Präsident Donald Trump im Gespräch am Vortag die Deutschen als „böse, sehr böse“ bezeichnet haben soll, nichts sagen. Er müsse aber Stellung nehmen, sagt Juncker. Die Darstellungen vom Gespräch mit der EU-Spitze am Vortag seien völlig übertrieben. Und fügt dann in deutscher Sprache hinzu, es sei nicht richtig, dass Trump einen aggressiven Ton an den Tag gelegt habe. „Er hat nicht gesagt, die Deutschen benehmen sich schlecht“, lautet Junckers Beschwichtigung. Trump habe vielmehr erklärt, die USA hätten ein Problem mit den deutschen Überschüssen. Nach Junckers Diktion war alles nur ein Übersetzungsfehler. Das englische Wort „bad“ sei von Medien mit böse übersetzt worden. Trump habe nach Junckers Darstellung dargelegt, die deutschen Handelsbilanzüberschüsse seien schlecht für die Vereinigten Staaten.

Der Eindruck einer schlechten Stimmung soll vermieden werden

Auffallend ist, wie sehr G-7-Gipfelteilnehmer zunächst damit beschäftigt sind, den Eindruck von Missstimmung zu zerstreuen. Als einige Journalisten wenige Stunden später in der abgesperrten Zone um das Konferenzhotel zufällig auf den US-Regierungssprecher Sean Spicer treffen, bestreitet Trumps Mitarbeiter, dass böse Worte gefallen seien. Der US-Präsident habe einen riesigen Respekt vor Deutschland, betont Spicer. Schließlich habe Trump deutsche Wurzeln. Der US-Präsident habe in dem Gespräch in Brüssel aber klargestellt, dass er die deutsche Handelspolitik für unfair hält. Der US-Administration dringe hier auf Änderungen.

Das zeugt nicht gerade von Eintracht. Der Gipfel der sieben führenden Staats- und Regierungschefs auf Sizilien fängt jedenfalls alles andere als harmonisch an. Der EU-Ratspräsident Donald Tusk spricht davon, dass dies der schwierigste Gipfel seit Jahren ist. Grund dafür sind die Meinungsunterschiede bei Handel und Klimaschutz. Von der Harmonie früherer Treffen der wichtigsten Industrieländer ist wenig zu spüren. Freundschaftliche Gesten und die Bilder von gelöster Atmosphäre im G-7-Kreis sind in Taormina selten zu beobachten. Die Aufnahmen, die nach außen dringen, zeigen Staatenlenker mit ernstem Gesichtsausdruck. Klar wird schnell, dass die G 7 in der neuen Besetzung noch zusammenfinden muss. Für vier der sieben Staats- und Regierungschefs ist es eine Premiere: Trump befindet sich auf seiner ersten Auslandsreise überhaupt.

Die USA wollen Strafzölle androhen können

In Taormina bestätigt sich, dass die internationale Handelspolitik zum Dauerzwist der Industrieländer zu werden droht. Trumps dauernde Klagen, dass Deutschland zu viele Autos in den USA verkauft, machen deutlich, dass der US-Präsident weiter auf seinem Standpunkt beharrt. Die Frage, ob der freie Handel den Wohlstand der Welt mehrt, spaltet die G 7. Die neue Formel lautet sechs gegen eins. Die USA sind beim Thema Protektionismus isoliert. Die US-Administration will sich die Möglichkeit offenhalten, mit Strafzöllen auf Handelsungleichgewichte zu reagieren. Deshalb will Trump auch keine Erklärungen unterzeichnen, die sich gegen wirtschaftliche Abschottung wenden.

Merkel will den Konflikt entschärfen

Die Hoffnung der Bundeskanzlerin besteht darin, den Konflikt schrittweise zu entschärfen. Angela Merkel arbeitet Zug um Zug an einer Annäherung. Das zeigt sich beispielsweise auch in der Klimapolitik. Washington sträubt sich dagegen, dem Pariser Klimaabkommen beizutreten. In Taormina wird sich daran nichts ändern. Merkels Berater wollen mit Fakten überzeugen. Sie verweisen auf eine Studie der Industrieländerorganisation OECD, die zum Schluss kommt, dass sich Maßnahmen zum Klimaschutz positiv auf das Wachstum auswirken. Ob sich Trump von Studien überzeugen lässt, ist aber fraglich.

Beim Streitpunkt Handel will Merkel zumindest in Nuancen weiterkommen. Auf den letzten Treffen der Finanzminister von G 7 und G 20 kamen nur nichtssagende Aussagen zum Handel zustande. Darin hieß es, die Länder wollten den Beitrag des Handels zur Steigerung des Wohlstands steigern – mehr war mit den USA nicht zu machen. In Taormina geht es darum, durch neue Formulierungen den Eindruck von Stillstand zu vermeiden.

Die Kanzlerin setzt auf das G20-Treffen in Hamburg

Wie auch immer die Wortklauberei ausgeht, bleibt der Eindruck haften, dass die wichtigsten Industriemächte nicht mehr an einem Strang ziehen. Das Treffen auf Sizilien ist immerhin der Versuch, miteinander ins Gespräch zu kommen. Ein Durchbruch ist auf dem G-7-Gipfel aber nicht zu erwarten. Die deutsche Kanzlerin will sich davon nicht entmutigen lassen. Sie arbeitet darauf hin, auf dem G-20-Gipfel in Hamburg Anfang Juli belastbare Ergebnisse zustande zu bringen. In den nächsten sechs Wochen könne noch einiges passieren, heißt es in der deutschen Delegation vielsagend. Ob das mehr als Durchhalteparolen sind, bleibt abzuwarten.