Die Industrie ist das Rückgrat der Wirtschaft in Baden-Württemberg. Foto:  

Der Spitzenplatz der baden-württembergischen Industrie in Europa muss konsequent verteidigt werden. Die Herausforderungen sind groß, meint Ulrich Schreyer

Stuttgart - Dass ein solider industrieller Kern die Grundlage für Wachstum und Wohlstand ist, gilt inzwischen als weitgehend unbestritten. Vorbei sind die Zeiten, in denen wie noch vor etlichen Jahrzehnten auch von so manchen Auguren im Südwesten das künftige Heil allein im Ausbau der Dienstleistungswirtschaft gesehen wurde. Umso erfreulicher ist deshalb, dass Baden-Württemberg seinen europaweiten industriellen Spitzenplatz halten und gegenüber anderen wirtschaftsstarken Regionen sogar noch ausbauen konnte.

Der Umbruch wird heftig

Doch schon die bisherigen Erfolge waren keine Selbstläufer – seit der Krise der Jahre 2008/2009 wurden viele Unternehmen umgekrempelt und damit wettbewerbsfähiger gemacht. Auch deshalb sind kaum noch Klagelieder über ein zu dünnes Finanzpolster der Firmen zu hören. Im Gegenteil – mit stolz geschwellter Brust wird darauf hingewiesen, wie gut es den Unternehmen inzwischen gehe. Dennoch aber gibt es keinen Grund, sich auf den Lorbeeren auszuruhen. Höchstwahrscheinlich nämlich sind die Veränderungen der vergangenen Jahrzehnte ein Klacks gegenüber den Herausforderungen der nächsten Jahre. Die Autoindustrie etwa steht vor einem Umbruch, der alles in den Schatten stellen dürfte, was bisher in der PS-Branche geschah: Carsharing, E-Mobilität und autonomes Fahren sind die bekannten Stichworte dafür. Unbekannt dagegen ist, wohin die Reise etwa für die Beschäftigten geht – und in welchen Tempo dies geschieht.

Digitalisierung bietet Chancen

Auch eine andere Paradebranche steht vor dem Umbruch. Die Digitalisierung macht auch vor den kleineren und mittleren Betrieben, etwa im Maschinenbau, nicht halt. Längst aber haben noch nicht alle begriffen, dass es nicht mehr reicht, eine Maschine aufzustellen und sich dann wieder zu verabschieden. Immer wichtiger wird es, sich in die Produktionsprozesse bei den Kunden einzuschalten, zusätzlichen Service anzubieten. Die Digitalisierung bietet dafür noch unbekannte Chancen. Natürlich ist sie auch ein Risiko – aber wie andere Herausforderungen muss auch dieses angepackt werden.