Diesen Donnerstag auf dem Programm des indischen Filmfestivals: „Teri Meri Kahaani“, ein Bollywood-Film über die Haltbarkeit von romantischer Liebe. Foto: Festival

Indisches Filmfest Stuttgart ist im Metropol eröffnet worden – mit magischem Zirkus-Märchen.

Stuttgart - Die bunt geschmückte Elefantenplastik vor dem Metropol-Kino signalisiert, dass es drinnen Exotisches zu bewundern gibt – und der Eröffnungsfilm des neunten Indischen Filmfestivals in Stuttgart hält dieses Versprechen. Ins wüste Rajasthan nahe Pakistan, wo die Männer Turbane und die Frauen bunte Stolas tragen, entführt das sympathische Familiendrama „Dekh Indian Circus“.

Um Kindheitsträume geht es da, um den Zirkus als magischen Ort der Sehnsucht. Und um eine Familie, die sich die Eintrittskarten nicht leisten kann. Der Vater schuftet hart als Arbeiter, bringt aber gerade das Nötigste zum Leben nach Hause – den Lippenstift für seine Frau besorgt er auf Pump. Töchterchen Panni verspricht er Zirkuskarten, doch dann fehlt das Geld, und sie ist untröstlich. Also beschließt die Mutter, mit den Kindern heimlich zu gehen – denn auch ihr blieb der Zirkus als Kind verwehrt. Sohn Ghumroo will nicht in die Schule, schwindelt ab und zu und stibitzt Dinge. Er ist ein richtiger Lausbub, hat aber ein riesengroßes Herz, wenn es drauf ankommt: Als das Geld nicht für seine Mutter reicht und die Kinder alleine in den Zirkus sollen, tut er alles, um ihr den Zutritt zu ermöglichen.

Die Lebensverhältnisse mögen nicht zu vergleichen sein, die Alltagssorgen und das kleine Glück aber nehmen eine universelle Gestalt an – hier sorgen sich Menschen umeinander, auch wenn die Mutter darüber klagt, dass niemand sie im Haushalt unterstützt.

Atmosphärisch dicht und ohne jeden Kitsch

Große, anmutige Kinobilder schiebt Regisseur Mangesh Hadawale ein, die Familie vor Sonnenuntergang, Kamele, Seifenblasen, Szenen aus dem Zirkus: kleinwüchsige Clowns, die einander traktieren, Elefanten und der riesige Bamboo Man, den Panni wie ein Idol verehrt. Atmosphärisch dicht und ohne jeden Kitsch kommen diese Sequenzen daher, ausgestattet mit der ganzen Farbenpracht Indiens und Musik-unterlegt.

Als Metaebene läuft eine Polit-Satire mit: Es ist Wahlkampf, die Kandidaten buhlen mit allen Mitteln um Wähler, der eine kauft Stimmen mit Geld, der andere, indem er Handys verschenkt. Doch die Wagenkolonnen der abgehobenen Großsprecher kommen nicht gut an bei vielen Normalbürgern, von denen die meisten zu Fuß gehen müssen.

Der Regisseur und Teile seines Teams sind angereist, und Hauptdarstellerin Tannishta Jatterjee, als eigenwillige Mutter im Film eine Entdeckung, strahlt auch auf dem roten Teppich vor dem Metropol – an der Seite der Filmlegende Suhasini Maniratnam und der indischen Botschafterin Sujatha Singh. Solcherlei Glamour sei doch ein bisschen „Hollywoodle“, sagt später im Kinosaal Andreas Lapp, indischer Honorarkonsul und Hauptsponsor des Festivals – „or better: Bollywoodle“. „Swabian English“ spricht auch Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster, der von Festivalleiter Oliver Mahn eine Ehrenmitgliedschaft im Filmbüro bekommt als Dank für neun Jahre Unterstützung. „Little team, little budget, great festival“, sagt Schuster Dank – was so viel heißt wie: Größer muss es gar nicht werden.

Die indische Botschafterin beschwört 60 Jahre deutsch-indische Freundschaft und hofft, dass die knapp 60 Filme des Festivals bis Sonntag helfen, die Vielgestaltigkeit Indiens zu verstehen und Stereotypen abzubauen – der Zauber geht weiter.

Informationen zum Festival

Das 9. Indische Filmfestival Stuttgart findet bis zum 22. Juli im Kino Metropol statt (Bolzstraße 10).

Das Programm umfasst Spiel-, Dokumentar-, Kurz- und Kinderfilme und beginnt diesen Donnerstag um 17 Uhr.

Diesen Donnerstag um 20 Uhr ist ein Bollywood-Film von Kunal Kohli zu sehen, in dem es um den Mythos von der ewigen Liebe geht. Parallel läuft der Dokumentarfilm „Bitter Seeds“, der einer Suizidwelle unter kleinen Bauern nachgeht, die das Saatgut großer Konzerne ruiniert hat.

Beim „Tea Talk“ von 16 bis 18 Uhr erzählt ein deutscher Manager über das Leben in Indien, wo Besserverdienende zum Beispiel ganz selbstverständlich Hausangestellte haben.

Informationen im Netz unter: www.bollywood-festival.de