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Thüringen: Bosch baut künftig Batterien für Schiffsantriebe - Subventionen vom Land.

Stuttgart - Akkus, die viel Energie zuverlässig speichern können, gelten als Schlüssel für die Mobilität von morgen. Deutschland ist bisher im Hintertreffen. Immer mehr Unternehmen steigen jedoch in die Zukunftstechnologie ein.

Deutschland verkleinert seinen Rückstand gegenüber Asien beim Zukunftsthema Akku-Technologie. Wie der Stuttgarter Bosch-Konzern gestern ankündigte, gründet das Unternehmen an seinem Thüringer Standort Eisenach eine neue Firma, die Robert Bosch-Battery-Solutions GmbH. Kern des neuen Unternehmens ist eine Pilotanlage zur Produktion von Lithium-Ionen-Akkus. Diese gelten als entscheidende Antriebskomponente etwa für Elektroautos, kommen in kleineren Ausführungen aber auch in Handys und Laptops zum Einsatz.

In Eisenach hat Bosch bereits einen Produktionsstandort für die Automobilindustrie. Mit Battery-Solutions will der Stuttgarter Konzern mit zunächst 80 Mitarbeitern jährlich 200000 Akku-Zellen fertigen. Die Erprobungsphase soll bereits im kommenden Jahr starten.

Als Partner hat Bosch den Ludwigshafener Chemieriesen BASF und den Technologiekonzern Thyssen-Krupp mit im Boot. Zusammen wollen die Konzerne ein europaweites Zulieferernetzwerk für Materialien und Produktionsmaschinen vorantreiben. Ein Sprecher sagte, die Batterien könnten etwa bei Segelbooten als "Flautenschieber" (Hilfsmotor) zum Einsatz kommen. Im größeren Maßstab, als kombinierte Batteriezellen, sei auch die Elektronik größerer Schiffe ein denkbares Einsatzgebiet.

Nach Unternehmensangaben investiert Bosch rund 75 Millionen Euro. Das Projekt werde allerdings mit einem "niedrigen zweistelligen Millionenbetrag" vom Land Thüringen bezuschusst, sagte der Sprecher.

Stuttgart als Standort des neuen Unternehmens sei vor allem aus Platzgründen nicht infrage gekommen. In Eisenach seien entsprechende Flächen vorhanden, außerdem könne man auf Mitarbeiter zurückgreifen, die bereits über Fertigungs-Know-how in dem Bereich verfügten. Die Forschung zu dem Thema soll aber zumindest teilweise in Stuttgart-Feuerbach angesiedelt werden. "Etliche Ingenieure werden hier bleiben", sagte der Sprecher.

Mit der neuen Pilot-Anlage für Schiffs-Akkus ergänzt Bosch seine bisherigen Aktivitäten im Batteriebereich. Diese bestehen vor allem aus einem Joint Venture mit dem koreanischen Samsung-Konzern namens SB-Limotive. Das Gemeinschaftsunternehmen fertigt Akkus für mehrere Automobilhersteller, etwa BMW oder Fiat. Rund 150 der insgesamt etwa 900 SB-Limotive-Mitarbeiter arbeiten am Stuttgarter Standort. Produziert werden die Zellen allerdings ausschließlich in Asien.

Für SB-Limotive suchen Bosch und Samsung derzeit einen zweiten Standort. Dieser könnte auch in Deutschland angesiedelt werden. "Unabhängig von der Batterie sehe ich große Vorteile darin, dass Bosch mit der Fertigung mit einem signifikanten Anteil auch in Deutschland vertreten ist", sagte der Chef der Bosch-Automobilsparte, Bernd Bohr, jüngst.

Neben Bosch sind auch andere deutsche Konzerne in jüngster Vergangenheit ins Akku-Geschäft eingestiegen. Daimler fertigt die Systeme in zwei Joint Ventures - Litec im sächsischen Kamenz und Deutsche Accumotive in Nabern bei Kirchheim in Baden-Württemberg - zusammen mit dem Mischkonzern Evonik. Das Unternehmen hat sich das Ziel gesetzt, die Nummer eins in Europa für Akkus zu werden.

Der Anspruch der Industrie steht allerdings noch im Widerspruch zur Realität auf den Märkten. Sowohl bei den High-Tech-Akkus für Großanwendungen - etwa im KfZ-Bereich - als auch bei Handys und Laptops ist Asien, aber auch die USA weit vorne. Erst vor einem Jahr wurde am Ulmer Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW) ein Testlabor für Lithium-Ionen-Akkus eröffnet. Ein solches Labor gilt als Keimzelle einer späteren industriellen Fertigung. Asien verfügt bereits seit Jahren über mehrere ähnliche Labore.

Hersteller wie Samsung, Sony, Sanjo oder auch der chinesische Hersteller BYD produzieren die Batterien bereits seit Jahren im industriellen Maßstab und haben bereits Milliarden in die Forschung investiert. "Wir stehen hier relativ am Anfang. In Asien sind sie weiter", sagt Matthias Krampfert, Akku-Experte beim Fraunhofer-Institut ICT in Pfinztal. Und auch in Europa gibt es mit dem französischen Batteriespezialisten Saft einen starken Konkurrenten für die deutsche Industrie.

Allerdings gibt es die Hoffnung, dass Deutschland seinen Rückstand wieder aufholt. Nachdem Lehrstühle für Elektrochemie an den Hochschulen in den vergangenen Jahrzehnten radikal zusammengestrichen wurden, bauen mehrere Universitäten, etwa in München, Karlsruhe, Ulm oder Braunschweig nun wieder Kompetenzzentren auf für die Energiespeicher.