Corona-Schnelltests sind für Kitakinder von Freitag an in Stuttgart keine Pflicht mehr. Foto: 7aktuell//Oskar Eyb

Die Auswertung von rund 50 000 Schnelltestergebnissen hat nur eine relativ geringe Zahl von positiven Ergebnissen ergeben, sagt die Stadt. Das Olgahospital melde keine schweren Covid-Krankheitsverläufe bei Kindern. Die Stadt stellt den Eltern aber weiter kostenlose Lolli-Selbsttests zur Verfügung.

Stuttgart - Die seit einem Monat in den Kitas in der Landeshauptstadt geltende Testpflicht für Kinder wird an diesem Freitag wieder aufgehoben. Die Stadt wird die erlassene Allgemeinverfügung nicht verlängern. Der Grund für den Schritt: Die Auswertung einer großen Zahl von Testergebnissen ergab nur wenige positive Fälle. Man wird den Eltern aber auf freiwilliger Basis weiter kostenlose Lolli-Tests für zu Hause bereitstellen mit der „dringenden Empfehlung“, die Kleinen weiter zweimal die Woche zu testen.

Schon mehrfach hat die Stadt Stuttgart eine Testpflicht für Kinder ab drei Jahren in Kindertageseinrichtungen erlassen. Nachdem diese Ende Juni wieder aufgehoben worden war, führte man die Vorgabe zum zweimaligen Testen pro Woche am 13. September wieder ein. Um Eltern und Kindern das Testen zu erleichtern, bekamen die Familien keine Stäbchentests für die Nase, sondern Lolli-Tests, auf denen die Kinder lutschen müssen, mit nach Hause und mussten das negative Testergebnis per Unterschrift bestätigten.

Vor vier Wochen wurde die Testpflicht eingeführt

Mit dieser Vorgabe war man über die Landesverordnung hinausgegangen. Begründet hatte die Stadt den Schritt damit, dass die Corona-Fallzahlen seit Anfang Juli wieder deutlich gestiegen waren, die Sieben-Tage-Inzidenz sich vervielfacht hatte, insbesondere bei kleinen Kindern. Und man hatte die Sorge, diese Entwicklung könnte sich mit dem Schulbeginn durch infizierte Reiserückkehrer noch weiter verschärfen.

Inzwischen hat sich die Einschätzung der Lage aber verändert. Seit der Einführung der Testpflicht Anfang September konnten „nur relativ wenige Fälle identifiziert werden“, heißt es in einer Erklärung der Stadt. Inzwischen habe das Gesundheitsamt mehr als 50 000 Testergebnisse analysiert. Offenbar hatte nur etwa jeder tausendste Test ein positives Ergebnis. Darüber hinaus habe das städtische Kinderkrankenhaus Olgäle bei dieser Altersgruppe „keine schweren Krankheitsverläufe, die auf Covid-19 zurückzuführen sind“, erklärt die Stadt.

Inzidenz bei Kindern deutlich höher

Gleichzeitig verlängert man das Angebot an die Familien und empfiehlt, die Kinder weiter zweimal pro Woche freiwillig zu testen. Bei der vorherigen Rücknahme der Testpflicht Ende Juni hatte die Inanspruchnahme des Angebots aber stark nachgelassen. Laut Stadt gibt es in Stuttgart 600 Kitas, 200 davon in Trägerschaft der Stadt, rund 30 000 Kinder besuchen die Einrichtungen.

Am Dienstag lag die Sieben-Tage-Inzidenz in Stuttgart bei 115,2 Fällen pro 100 000 Einwohner. In einer Woche sind 726 Neuinfektionen zusammengekommen. Aktuell gibt es nach Angaben des Gesundheitsamts der Stadt in 35 Kitas 57 Infektionsfälle, 40 Kinder und 17 Personalkräfte. An 87 Schulen sind 212 Infektionen registriert worden, 205 bei Schülern, sieben bei Erwachsenen. Zum Ende der vergangenen Woche lag die Inzidenz nach Altersgruppe bei 39,9 Fällen bei den ganz Kleinen bis zu zwei Jahren, bei 175 bei den Drei- bis Fünfjährigen, 413,7 unter den Sechs- bis Neunjährigen und betrug 281,8 bei den Zehn- bis Neunzehnjährigen. Bei den 60- bis 79-Jährigen lag der Wert bei nur 31,2 Fällen, bei den über 80-Jährigen bei 39,2.

Stadt setzt auf Eigenverantwortung der Eltern

Die Bürgermeisterin für Jugend und Bildung, Isabel Fezer, sagte: „Kitas zu besuchen ist für die Entwicklung der Kinder immens wichtig.“ Offene Einrichtungen zu ermöglichen, sei in der Pandemie aber auch eine Herausforderung. Und man wolle alles tun, die Gesundheit der Kinder zu schützen. Man habe den jetzigen Schritt deshalb auch „gut abgewogen, er ist jetzt aber einfach vernünftig“, sagte die Bürgermeisterin.

„Das Testen in Kitas bleibt eine Säule der Pandemiebewältigung“, erklärte der Leiter des Gesundheitsamts, Stefan Ehehalt. Deswegen stelle man den Familien weiter Lolli-Schnelltests bereit. „Vertrauen und Eigenverantwortung sind wichtige Bausteine, wenn es darum geht, das Virus gemeinsam einzuhegen“, so Ehehalt. Derzeit sei es „verhältnismäßig, darauf zu bauen, dass die Eltern das freiwillige Angebot wahrnehmen“.