Bilger, Egbers und Katambarare (oberes Bild, von links) packen ihr Gepäck Foto: Funke/Egbers

Die Stuttgarter Architektinnen Kristina Egbers und Franziska Bilger erweitern ihre Schule in Simbabwe. Auf dem Gelände der Wagenhalle im Stuttgarter Norden haben sie das Projekt geprobt.

Stuttgart - Angefangen hat alles auf dem Gelände der Wagenhallenim Stuttgarter Norden: Dort hat Kristina Egbers (30) zur Probe einen Rundbogen gebaut. Jetzt sind solche Rundbögen Element der Grundschule „Rising Star“ in Hopley, einer Siedlung bei Harare im afrikanischen Simbabwe. Die junge Architektin und ihre Kollegin Franziska Bilger (28) haben dort ehrenamtlich im Auftrag von Ingenieure ohne Grenzen nach einem Entwurf von Egbers im vergangenen Jahr eine Schule mit zwei Klassenzimmern für rund 100 Kinder gebaut. Am kommenden Montag fliegt Egbers wieder für sechs Monate nach Simbabwe. Denn die Schule soll um zwei weitere Klassenzimmer erweitert werden. Fertig ist das Gebäude aus Ziegeln dann aber noch nicht. Egbers: „Insgesamt sollen 14 Klassenräume für die sieben Grundschulklassen mit rund 700 Schülerinnen und Schülern entstehen.

Die Koffer sind bereits gepackt und im Auto verstaut. Am Montag geht es mit dem Zug zum Flughafen nach Frankfurt und von dort nach Harare. Am Mittwoch steht Egbert bereits auf der Baustelle. „Es muss geplant werden, wie viele Ziegelsteine, wie viel Sand und Kies für den Beton und Bewährungsstahl für die Fundamente gekauft werden müssen“, sagt die 30-Jährige über ihre Pläne für den Start des zweiten Bauabschnitts. Außerdem müssen die Arbeiter informiert werden, dass es wieder weiter geht. Das passiert sozusagen per Buschtrommel. „Jeder kennt jeden. Das geht rum wie ein Lauffeuer“, sagt Egbers. Sie weiß, dass sich die Arbeiter auf den Start freuen, weil sie dann wieder einen Job haben.

Die Reise nach Simbabwe tritt die 30-Jährige zusammen mit Blessing Katambarare an. Der 34-Jährige stammt aus Simbabwe und unterstützt die beiden Architektinnen als Vorarbeiter. Nach Stuttgart gekommen ist er, um mit Egbers dem Büro von Ingenieure ohne Grenzen in Berlin einen Besuch abzustatten und zu sehen, wie dort gearbeitet wird. „Blessing ist für uns ausgesprochen wichtig. Er kennt die einheimischen Arbeiter. Da viele kein Englisch können, kann er übersetzen und unsere Vorstellungen vermitteln“, sagt Egbers.

Franziska Bilger stößt erst im Herbst zu dem Team, dem noch weitere Helfer von Ingenieure ohne Grenzen angehören, und begleitet das Projekt die letzten zwei Monate vor der Fertigstellung. „Das Reisefieber der beiden anderen steckt mich schon an. Aber es ist auch toll, bei der Fertigstellung des zweiten Bauabschnitts dabei zu sein“, tröstet sich Bilger.

Der sichere Arbeitsplatz wartet auf die Architektinnen

Dass die beiden Architektinnen sich so lange eine Auszeit für ihr Ehrenamt nehmen können, haben sie ihren Chefs vom Architekturbüro Ackermann und Raff, bei dem Egbers angestellt ist, und Bilgers Arbeitgeber Kamm Architekten zu verdanken. „Unsere Chefs stehen hinter dem Projekt, geben uns unbezahlten Urlaub, bis wir wieder zurück sind“, sagt Egbers.

Dass das rund 500 000 Euro teure Gebäude, wie die beiden Stuttgarterinnen hoffen, in drei bis vier Jahren komplett steht, bezweifelt Katambarare. „Wenn wir wie bisher bauen, sind wir frühestens in sechs Jahren fertig.“ Davon ist der Vorarbeiter überzeugt. Die beiden Architektinnen gehen davon aus, dass mit der Erfahrung aller Beteiligten auch das Tempo auf der Baustelle anzieht. „Wir wollen ein Ende sehen, während die afrikanischen Arbeiter auf dem Standpunkt stehen: Es braucht so lange wie es eben braucht’“.

Die Arbeitslosigkeit ist in Simbabwe hoch. Deshalb ist der Bau der neuen Rising Star-Grundschule gleichermaßen Symbol wie Programm: „Früher hatten die Kinder bei Hitze und Regen im Freien Unterricht. Das Schulgebäude schützt vor beidem, sodass das Lernen den Kindern und Lehrern jetzt mehr Spaß macht und sie eine weiterführende Schule besuchen“, sagt Bilger .

Finanziert wird das Projekt zu einem großen Teil von der Patrizia-Kinderhaus-Stiftung.